Düsseldorf Baudenkmal in Gerresheim beschädigt

Düsseldorf · Ein mehr als 100 Jahre altes Haus an der Benderstraße soll durch Gleis- und Straßenbauarbeiten beschädigt worden sein. Die Eigentümerin und Bewohnerin fordert, dass dafür jemand die Verantwortung übernimmt und sie entschädigt.

 Die 82-jährige Edith Sommer muss für die Renovierung ihrer Haushälfte für drei Wochen umziehen.

Die 82-jährige Edith Sommer muss für die Renovierung ihrer Haushälfte für drei Wochen umziehen.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Das rote Backsteinhaus mit dem Fachwerkgiebel fällt nicht unbedingt ins Auge, wenn man die Benderstraße entlanggeht. Dennoch sehen fachkundige Denkmalschützer in dem 1904 für Angestellte einer Versicherung errichteten Gebäudes nicht weniger als ein "Zeugnis für die Wohnverhältnisse des Beamtentums zu Beginn des 20. Jahrhunderts". Heute wohnt dort kein Staatsdiener mehr, sondern Edith Sommer. Die 82-Jährige lebt seit mehr als zwei Jahrzehnten in dem Haus, und wegziehen will sie nicht mehr. Die Schäden im Haus, die eine Baustelle vor zwei Jahren nach sich gezogen haben sollen, machen ihr allerdings zu schaffen.

"Ich habe die Geduld verloren", sagt Sommer. Schon mehrfach habe sie der Stadt geschrieben, mit der Verwaltung telefoniert und keine befriedigende Antwort erhalten. Als im November 2015 die Gleise, Straßen- und Gehwegbeläge der Bendermannstraße erneuert wurden, habe sie mit dem Baulärm gelebt wie jeder ihrer Nachbarn auch. Mit einem Knall wurde für sie jedoch alles anders. "Das war ein einmaliger Schlag", beschreibt die Rentnerin das Geräusch, das ihren Angaben zufolge eine schwere Eisenplatte erzeugte, die die Bauarbeiter draußen versehentlich fallenließen. Alle Nachbarn seien auf die Straße gerannt, Sommer selbst habe sich Sorgen um ihr Haus gemacht, in dem der Boden bebte.

Zu Recht, wie sich herausstellen sollte. Ihre Küchentür ließ sich nicht mehr öffnen, ein Fenster klemmte, nachdem sich der Holzrahmen durch die Erschütterung verzogen hatte. Der herbeigerufene Baustellenleiter habe bestätigt, dass der Knall einen Deckenbalken bewegt haben könnte. Die klemmende Tür und das Fenster ließ Sommer einen Handwerker wieder herrichten, das Parkett und die besonders im ersten Stock hervorgetretenen Bodenbretter noch nicht. Denn das sei nicht nur teuer - nach erster Schätzung ihres Parkettlegers und eines Schreiners mindestens 8000 Euro - sondern bedeute auch Stress, den die Rentnerin bislang nicht auf sich nehmen wollte: "Dazu müsste ich für drei Wochen ausziehen."

Ein Gutachten, dass sich die Rentnerin 900 Euro kosten ließ, führt die Mängel im Einzelnen auf und bescheinigt, dass "die festgestellten Schäden vermutlich durch die Baumaßnahme auf der Benderstraße verursacht" wurden. Rechtlich nutzen wolle Sommer das Dokument aber nicht: "Ich gehe nicht vor Gericht, das stehe ich körperlich nicht durch." Was sie verlange, sei allem voran eine Entschuldigung des Verantwortlichen. "Das ist mir wichtiger als Geld", sagt die 82-Jährige. Sie erwarte von der Stadt, dass man auf sie zukomme. "Die Sache wird von unserem Bauaufsichtsamt überprüft", sagt Verwaltungssprecher Michael Buch.

Dass Sommer keine Antwort vom Beschwerdemanagement bekommen habe, könne er sich nicht vorstellen. Ob die Stadt oder das Neusser Bauunternehmen, dass die Arbeiten an der Benderstraße vor zwei Jahren ausführte und gestern nicht zu erreichen war, verantwortlich sei, dazu könne er vorerst keine Angaben machen.

(bur)
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