Düsseldorf Bauminister Groschek will siebenstöckige Sozialbauten

Düsseldorf · Düsseldorf könnte bald wieder Wohnhochhäuser mit Sozialwohnungen bekommen. Das sehen die Pläne des nordrhein-westfälischen Bauministers Michael Groschek vor. Er plant ab Januar in mindestens sechs Städten die Rückkehr zu höheren Häusern mit Sozialwohnungen. Dagegen richtet sich Widerstand aus CDU, FDP sowie Haus & Grund.

 In Garath entstanden als geplanter Stadtteil in den 1960er und 1970er Jahren 8000 neue Wohnungen für mehr als 30.000 Menschen.

In Garath entstanden als geplanter Stadtteil in den 1960er und 1970er Jahren 8000 neue Wohnungen für mehr als 30.000 Menschen.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Mitte Januar will er einen Erlass verhängen, der die bisherige Höhenbegrenzung bei geförderten Sozialbauten von bislang maximal vier beziehungsweise in Ausnahmefällen fünf Geschossen demnächst in Essen, Dortmund, Köln, Düsseldorf, Münster und Bonn auf grundsätzlich sieben Etagen heraufsetzt. "In der Regel fördern wir bisher nur viergeschossige Gebäude, also Erdgeschoss plus drei Obergeschosse, in Düsseldorf sogar eins mehr. Aber selbst das ist mir zu restriktiv", sagte Minister Groschek auf Anfrage unserer Redaktion.

"Es gibt eine wirtschaftliche und technische Beschränkung, die bei 22 Metern Höhe beginnt, das sind in der Regel neun Etagen. Ab dieser Höhe fängt das eigentliche Hochhaus an, das wesentlich teurer zu bauen ist. Aber zwischen drei und sieben Obergeschossen ist jede Menge Platz für pragmatisches Handeln", sagt der SPD-Politiker. Solche Gebäude müsse man sich vorstellen wie ein Dorf in der Vertikalen. Dabei sei die soziale Durchmischung wichtig. "Das lebt genauso davon, dass sozialer Kitt durch ehrenamtliches Engagement da ist, dass soziale Betreuung jenseits professioneller Strukturen eingebracht wird", so Groschek.

Zuspruch erhält der Minister vom Düsseldorfer Mieterverein. "Für die Verdichtung des Innenstadtbereichs kann man das gut machen", sagt Hans-Jochem Witzke, Vorsitzender des Mietervereins. Dass höhere Gebäude auch frei finanziert in Düsseldorf funktionierten, sehe man an der Toulouser Allee. Angst vor sozialen Brennpunkten hat Witzke nicht. "Man muss bedenken, dass heute jeder zweite Düsseldorfer einen Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein hat", sagt Witzke. Das seien andere Strukturen als in den 1970er Jahren. In Stadtrandlagen lehnt Witzke den Bau höherer Sozialbauten aber ab.

Auch SPD-Chef und Bundestagsabgeordneter Andreas Rimkus begrüßt die Neuregelung. "Das ist ein Segen für Düsseldorf. So kann das knappe Gut Grund und Boden besser verwendet werden", sagt Rimkus. Investoren für solche Projekte gebe es bereits. Mit der neuen Regel könnten endlich auch siebengeschossige Wohnhäuser oder die unteren Etagen eines noch höheren Hauses gefördert werden. "Das ist insbesondere gut, weil das Land ja erst kürzlich die Förderung verbessert hat und nun echte Tilgungszuschüsse statt nur zinsgünstige Darlehen biete", so Rimkus.

Kritik kommt aus dem bürgerlichen Lager. "Wir dürfen die Fehler der 60er und 70er Jahre nicht wiederholen", sagt CDU-Bundestagsabgeordneter Thomas Jarzombek. Erkennungsmarkmal des sozialen Status dürfe nicht die Höhe der Wohnhäuser sein. Die Konzentration von mehr Menschen in einem einzelnen Gebäude hält er für schwierig: "Besser wäre es, im Rahmen der bestehenden Regeln Sozialwohnungen zu errichten."

Als "sozialdemokratischen Reflex" kritisiert FDP-Fraktionsvorsitzende Marie-Agnes Strack-Zimmermann die Pläne. In zehn Jahren würden dann die Probleme dieser Sozialbauten offenbar. "Dieser Vorschlag ist fantasielos. Die Lösung des Wohnungsproblems in Düsseldorf kann nicht sein, das wir jetzt höhere Häuser bauen", sagt Strack-Zimmermann. Man dürfe die Großstädte nicht noch größer machen. "Groschek sollte lieber die regionale Zusammenarbeit stärken", sagt die FDP-Politikerin. Meerbusch, Ratingen oder Mettmann lägen ganz in der Nähe und böten Potenzial für Wohnungsbau. Siebenstöckige Sozialbauten seien schlecht mit der Stadtstruktur vereinbar.

Die Düsseldorfer Wohnungsbaugenossenschaft (DWG) erteilte siebenstöckigen Wohnhäusern in Düsseldorf eine Absage. "Wir bauen so etwas nicht. Das ist städtebaulich nicht angesagt", sagt Heiko Leonhard, Chef der DWG. Die neue Regelung sei nur etwas für Einzelfall-Lösungen, in der Menge sei das "kein Thema". Leonhard warnt vor Anonymisierung. "Ich wünsche mir kein Haus, in dem man seine Nachbarn nicht mehr kennt."

(tb.)
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