Stadt Düsseldorf muss sparen Baumschule ist nächster Streichkandidat

Düsseldorf · Düsseldorf muss sparen. Nur wo? Es könnte die städtische Baumschule treffen. Oberbürgermeister Thomas Geisel kritisiert Umweltdezernentin Helga Stulgies für ihre Spar-Ideen – ein Zeichen für nervöse Stimmung im Rathaus.

 Ralf Kauertz (Betriebsleiter Schlosspark Benrath, l.) und Baumschulleiter Detlef Hüsges betrachten Pflanzen in der Baumschule. Sie ist bekannt für ihren „Gen-Pool“ für historische Baumarten.

Ralf Kauertz (Betriebsleiter Schlosspark Benrath, l.) und Baumschulleiter Detlef Hüsges betrachten Pflanzen in der Baumschule. Sie ist bekannt für ihren „Gen-Pool“ für historische Baumarten.

Foto: Bernd Schaller

Düsseldorf muss sparen. Nur wo? Es könnte die städtische Baumschule treffen. Oberbürgermeister Thomas Geisel kritisiert Umweltdezernentin Helga Stulgies für ihre Spar-Ideen — ein Zeichen für nervöse Stimmung im Rathaus.

Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) geht auf Distanz zu einer seiner führenden Mitarbeiterinnen, Umweltdezernentin Helga Stulgies. Grund sind die Gerüchte um ein Aus für den Streichelzoo im Südpark und zuletzt eine angedachte Kürzung um 260.000 Euro beim Unterhalt für Kinderspielplätze (ursprünglich: 800.000 Euro) - beides fällt in die Zuständigkeit der Wahlbeamtin. "Ich habe kein Verständnis dafür, dass der Fachverwaltung zum Thema Einsparungen nur bürgernahe Angebote wie der Ausbau und die Pflege der Kinderspielplätze einfallen", sagt Geisel. Zudem sei er nicht eingeweiht gewesen. Er sei "erstaunt", dass "solch erkennbar kritische Vorschläge nicht im Vorfeld mit mir in den verwaltungsinternen Beratungen abgestimmt werden", so Geisel. Er habe diese Einsparung rückgängig machen lassen und angewiesen, "stattdessen andere Vorschläge in weniger kritischen Bereichen zu machen".

Geisel nennt zwei mögliche und aus seiner Sicht verträglichere Vorhaben im Bereich des Umweltdezernats: "Bei der Herstellung der alten historischen Parkanlagen kann man es zum Beispiel etwas langsamer angehen lassen", sagt Geisel. "Auch ist, glaube ich, der Verzicht auf eine eigene Baumschule eher zu verschmerzen als Einsparungen bei Kindern oder Streichelzoos."

Die Baumschule der Stadt befindet sich auf einer Fläche von elf Hektar im Norden der Stadt. Jedes Jahr verlassen etwa 500 Straßen- und Parkbäume das Gelände. Im Schnitt dauert es acht Jahre, bis die Bäume dort auf ihren neuen Standort vorbereitet werden. Nach dem Orkan "Ela" hatte die Stadt in ihrer Baumschule einen Gen-Pool für die historischen Bäume aus den Parkanlagen von Gartenarchitekt Maximilian Weyhe gestartet, um einen kostbaren Fundus an alten Baumarten heranzuziehen, die es in gewöhnlichen Baumschulen nicht mehr gibt. Bei künftigen Schäden sollen die Nachzüchtungen dann die alten Bäume ersetzen.

Geisels scharfe Worte sind ein Zeichen dafür, wie angespannt die Stimmung im Rathaus ist. Der Stadtchef hat angekündigt, dass sich Einnahmen und Ausgaben für das kommende Jahr die Waage halten sollen - und das, obwohl die Zahlen für das laufende Jahr alles andere als rosig aussehen, es droht ein Defizit in Höhe von 125 Millionen Euro. Dann wäre die Ausgleichsrücklage der Stadt aufgebraucht, 2017 würde "ein sehr schweres Jahr", wie Kämmerin Dorothée Schneider befürchtet.

Eine Neuverschuldung will der Stadtrat nicht akzeptieren. Also muss geklärt werden, wie die Stadt möglichst ohne allzu große Verluste auskommen kann. Im September hat die Verwaltung ihren Etat-Entwurf eingebracht. Bis Dezember muss sich die Politik dazu eine Meinung bilden, der Stadtrat soll den Plan im Dezember beschließen. Nun wird langsam bekannt, welche Einspar-Ideen sich in dem Tausende Seiten umfassenden Entwurf verstecken. Wenn man wollte, so sagt ein Kenner der Materie im Rathaus, dann könnte man bis Dezember an jedem Tag eine neue Diskussion um eine Kürzung anstoßen.

Allerdings ist die Ampel-Kooperation aus SPD, Grünen und FDP derzeit bemüht, hinter verschlossenen Türen eine Linie zu finden, wo man die Vorschläge der Verwaltung akzeptiert und wo Korrekturen gesetzt werden. Weitere emotionale Debatten über einzelne Vorschläge wollen die Politker vermeiden.

(RP)
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