Made In Düsseldorf Baustellen brauchen Akzeptanz

Düsseldorf · Eine Fahrt mit dem Auto durch die Stadt ist zurzeit eine Qual. Kaum ein Stadtteil ist ohne Baustellenstaus zu durchqueren. Doch aller Ärger lohnt nicht. Die Baustellen schaffen eine schöneres, besseres und effizienteres Düsseldorf.

Benderstraße, Berliner Allee, Wehrhahn, Corneliusplatz, Uhlandstraße, Grafenberger Allee, Nordstraße, Cranachstraße und und und.... Die Zahl der Baustellen in der NRW-Landeshauptstadt scheint in die Nähe jener Zahl zu wachsen, die wie eine liegende Acht aussieht und das Zeichen für Unendlich darstellt. Und der Ärger, da hilft kein Gerede, ist groß. Die Fahrt vom Düsseldorfer Norden zur Kö gleicht einer Irrfahrt. Wer von der großen Achse Corneliusstraße/Berliner Allee stadteinwärts in die Blumenstraße möchte, der muss diverse Schlenker unter anderem über die Königsallee nehmen. Für Orts-unkundige gleicht die Stadt bei den Dutzenden Sommerbaustellen einem kühnen Labyrinth. Und entsprechend sieht man besonders Autos mit zwei- und dreistelligen Nummernschildern scheinbar führerlos durch die Baustellen irren. Und obwohl gefühlt die Hälfte aller Düsseldorfer in den Ferien ist, scheinen noch so viele in der Stadt geblieben zu sein, dass morgens und zur Feierabendzeit lange Staus entstehen. Wer bei 38 Grad trotz Klimaanlage einen Gefallen daran findet, dass er viele Wochenstunden sinnfrei im Stau verbringt, der scheint wohl kein sinnstiftendes Hobby zu haben.

Die Baustellen sind ein Ärgernis, ja, aber im Grunde das Beste was Düsseldorf passieren kann. In vielen Gegenden Deutschlands wird über mangelhafte Infrastruktur gejammert, und es passiert nichts. Das ist in Düsseldorf anders. Mehr als zehn Millionen Euro fließen allein in die Sommerbaustellen und das sorgt dafür, dass es in nur wenigen Wochen nicht nur wieder reibungslos, sondern besser als zuvor läuft. Und das trotz steigender Pendlerzahlen. Düsseldorfer können sich glücklich schätzen, dass sie in einer Stadt leben, die - Haushaltsloch hin oder her - zu den reichsten im Westen gehört. Und Düsseldorfs lästigste Baustelle, die Wehrhahnlinie, ist ja auch bald endlich fertig. Noch gibt es Viele, die schimpfen. Aber in wenigen Jahren wird sich zeigen, dass der Bau der U-Bahn-Linie ein Segen war. Denn dann kann man kreuzungsfrei, schnell und sicher mit der U-Bahn von Bilk unter der Innenstadt hindurch bis zum äußersten Ende der Stadtmitte gelangen, mit Zugang nach Flingern und Pempelfort. Ein gutes Beispiel, wie ein umstrittenes Bauprojekt zu einem Segen für die Stadt wurde, ist der Rheinufertunnel. Darüber wurde heiß diskutiert. Und heute gibt es wohl niemanden mehr, der meckert, wenn er im Sommer vorm Sonnenuntergang dort sitzt und auf den Rhein schaut, wo einst eine vierspurige Schnellstraße verlief. Deswegen seien Sie geduldig, nehmen Sie die Baustellen gelassen hin und freuen sich auf ein schöneres und effizienteres Düsseldorf.

(RP)
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