Kolumne Auf Ein Wort Begegnungen verändern

Düsseldorf · Dass Begegnungen verändern, ist keine neue Weisheit. Doch ist es eine hilfreiche Wahrheit. Da treffen sich in Berlin Teile des Vorstandes der "Alternative für Deutschland" und des "Zentralrates der Muslime in Deutschland" zum Gespräch. Eigentlich eine gute Initiative: miteinander sprechen statt übereinander. Persönliche Begegnung kann verändern. Leider kam es nicht zu einem wirklichen Gespräch. Eine echte Begegnung fand nicht statt. Warum? Doch nur, weil es gar nicht um eine solche ging, sondern anscheinend nur um die Wiederholung von Positionen und Vorwürfen. Aber beide Seiten hatten ob des öffentlichen Interesses eine große Bühne. Persönliche Begegnung ist eben nicht immer gewollt.

Einige Tage vor diesem fragwürdigen Ereignis trafen sich in der Heinrich Heine Universität die Katholische und die Muslimische Hochschulgemeinde ebenfalls zum Gespräch. Dem Abend ging eine längere Vorbereitungsphase voraus, getragen von dem Wunsch persönliche Begegnung zu ermöglichen. Debatten über die jeweilige andere Religion gebe es genug, man und frau wolle miteinander statt übereinander sprechen. "Wie lebst Du deinen Glauben im Alltag?", so lautete die Ausgangsfrage des Abends.

Vorweg: Der Abend hat die Beteiligten berührt. "Du bist katholisch und gehst Weihnachten in die Kirche, um die Geburt Jesu zu feiern? Wirklich? Ach, das hätte ich nicht gedacht." Theoretisch war dem Frager das christliche Weihnachtsfest bekannt. Schließlich besuchte der junge Muslim schon einen deutschen Kindergarten. Aber jetzt saß da eine gleichaltrige junge Frau, für deren Glauben das Weihnachtsfest eine wichtige Bedeutung hat. Umgekehrt lernen Schüler im Religionsunterricht beispielsweise, dass ein Muslim täglich fünf Gebetszeiten einhält. Doch hier saßen jetzt junge muslimische Frauen und Männer, die erzählen, wie kompliziert es im universitären Alltag ist, dieser Pflicht nachzukommen. "Du betest doch nicht etwa jeden Tag fünf Mal?" Doch, es sei für ihren persönlichen Glauben bedeutsam, die Pflichtgebete wirklich auszuüben, aber man könne ja nicht einfach in der Bibliothek einen Gebetsteppich auslegen. Die jungen Studierenden besaßen vorher zwar theoretisches Wissen über die "Anderen", aber keine praktische Berührung. Gegenseitig stellte man fest: "Die" glauben ja wirklich und praktizieren ihre Religion. Eine banale Erkenntnis mit großer Wirkung. Die Treffen werden fortgesetzt und sollen allen Universitätsangehörigen zugänglich gemacht werden. Weg von der Verallgemeinerung hin zur persönlichen Begegnung bewirkt eben doch Veränderung.

(RP)
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