Düsseldorf Behinderte arbeiten wie du und ich

Düsseldorf · Der Fotograf Peter Sawicki hat Mitarbeiter der Werkstatt für angepasste Arbeit porträtiert. Die Fotos zeigen die Beschäftigten in den Werkstätten oder Büros. Es sind aber vor allem Aufnahmen von ganz normalen Menschen.

Sie gehen an fünf Tagen die Woche zur Arbeit, so wie die meisten von uns auch. Ihr Job ist bisweilen hart - in der Parkpflege, in der Metall- und Holzverarbeitung oder in der Montage. Mit ihrer Tätigkeit tragen sie dazu bei, die Leistungen der Sozialhilfe so gering wie möglich zu halten. Und dennoch fehlt es in der Gesellschaft oft an Anerkennung für Menschen mit einer Behinderung, wie es die Beschäftigten der Werkstatt für angepasste Arbeit (WfaA) in Düsseldorf in der Regel sind.

Der Düsseldorfer Werbefotograf Peter Sawicki wollte helfen, das Klischeedenken zu durchbrechen und die Inklusionsidee zu fördern, als er begann, die Mitarbeiter an den verschiedenen Standorten der WfaA zu porträtieren. "Der Südpark ist meine bevorzugte Joggingstrecke. Ich begegnete dort immer wieder den Menschen, die den Park pflegen. Ich kam mit ihnen ins Gespräch, lernte sie näher kennen - so ist das Projekt im vergangenen Jahr herangereift. Ich bin warmherzig aufgenommen worden - und habe zwischenmenschlich enorm dazugelernt."

Mehr als 30 Porträts sind entstanden, 16 davon - wetterfest entwickelt - werden bis zum 3. Dezember, dem Internationalen Tag für Menschen mit Behinderung, im Außenbereich der WfaA im Südpark zu sehen sein. Weitere Bilder gehen zudem auf Reisen und sollen im Rahmen einer Wanderausstellung ab 1. September bei der Bundesagentur für Arbeit und ab 14. September im Landtag und im Anschluss daran noch bei der Volkshochschule gezeigt werden.

"Das war schon in Ordnung und hat Spaß gemacht. Wir haben viel Quatsch erzählt. Mit dem Ergebnis kann ich ganz gut leben", sagt Alexander Schmidt über die Arbeit mit Sawicki. Der 35-jährige Zwei-Meter-Hüne (Schuhgröße 55) hat eine geistige Behinderung und arbeitet seit 13 Jahren bei der WfaA - und er ist stolz darauf, was er macht: "Keiner kann so gut Räder fertigen wie ich. Bei der Ummantelung der Reifen macht mir so schnell niemand etwas vor."

Ziemlich selbstbewusst tritt auch Patryck Klos auf. Dreimal musste allein der Text unter seinem Foto geändert werden, bis der 23-Jährige zufrieden war. "Mir wurde das Gärtnern in die Wiege gelegt, mein Uropa war schon Gärtner, da gab es für mich keine Alternative", erzählt der Fortuna-Fan, der nach eigener Aussage "freundlich, höflich, charmant und lustig" ist. "Das ist hier wie eine zweite Familie für mich geworden, daher habe ich bei dem Foto-Projekt auch gerne mitgemacht."

Für Geschäftsführer Thomas Schilder ist es das primäre Ziel, die Beschäftigten der WfaA für den ersten Arbeitsmarkt fit zu machen. Inklusion sei dabei gelebte Praxis. "Bei uns ist es inzwischen längst so, dass wir bei den 1850 Menschen, die hier arbeiten, keine Unterschiede im Alltag mehr zwischen behindert und nicht behindert machen und eine Beeinträchtigung, ob geistig oder körperlich, als solche auch gar nicht mehr wahrnehmen." Daher sei es nur logisch gewesen, dass die Mitarbeiter eigenständig entscheiden konnten, ob sie bei der Foto-Ausstellung mitmachen wollten oder nicht. "Es gab auch tatsächlich welche, die ihr Konterfei lieber nicht in der Öffentlichkeit sehen wollten", so Schilder.

(RP)
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