Interview Bei der Awo trifft sich Jung und Alt

Düsseldorf · Inge Wehrmeister leitet seit 17 Jahren das Zentrum Plus im Hans-Reymann-Haus der AWO an der Siegstraße.

Kindergarten und Seniorentreff im selben Haus — geht das?

Wehrmeister Oh ja. Unsere Senioren lesen den Kindern schon mal vor, sie singen gemeinsam oder kochen zusammen. Und es gibt eine ganze Reihe gemeinsamer Feste. Im Sommer ergeben sich jede Menge zusätzlicher Kontakte — der Spielplatz der Kinder ist von unserer Terrasse nicht abgegrenzt.

War das Mehrgenerationenhaus von Anfang an der Plan?

Wehrmeister Als die Awo 1987 dieses Haus baute, war das ursprüngliche Ziel, einen Stadtteiltreff für alle Bürger hier einzurichten. Da gab es Kursangebote des Familienbildungswerks im ersten Stock, im Erdgeschoss die Senioren und im Keller den Jugendtreff. Seit die Kita da ist, fehlt uns die mittlere Generation ein bisschen — wir heißen zwar jeden hier willkommen, aber viele unter 50 fühlen sich fürs Zentrum Plus zu jung.

Dabei geht es bei Ihnen ja sehr munter zu.

Wehrmeister Wer zum ersten Mal herkommt, ist oft überrascht, wie lebendig dieses Haus ist. Neulich haben einige Senioren gegen die Jugendlichen Bowling auf der TV-Konsole gespielt — das war ein harter Wettkampf. Unsere Gäste sind fit und aufgeschlossen. Hier sitzen keine Tattergreise beim Kaffeeklatsch.

Sind die Unterbilker Senioren also besonder fit?

Wehrmeister Zumindest hier bei uns ist Fitness und Beweglichkeit ein großes Thema. Die meisten Gruppenangebote, die wir haben, sind darauf ausgerichtet — weil die Leute es so wollen. Mit den drei Tanzgruppen sind es ganze 16. Dazu kommen viele Vorträge zu Gesundheitsthemen und Ernährung.

Dann sind wohl mehr Frauen als Männer hier?

Wehrmeister Nein, nicht mehr so deutlich wie früher noch. Inzwischen kommen auch Paare und auch Herren, die sich etwa zum Skat verabreden. In den 23 Jahren, die wir schon hier sind, hat sich das Haus für die Senioren als eine Adresse etabliert, in der man immer jemanden trifft, der gleiche Interessen hat.

Ist das Zentrum eine Alternative zum schicken Unterbilk an der Lorettostraße?

Wehrmeister So würde ich das nicht sagen. Wir wollen die Alten nicht vom jungen Unterbilk abgrenzen. Aber wir wollen mit ihnen gemeinsam auf die Rechte auch der Senioren im Stadtteil aufmerksam machen.

(RP)
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