Düsseldorf Bei Google gibt's den Kö-Bogen noch nicht

Düsseldorf · Mit Google Street View ist noch die Fahrt über die vor zwei Jahren abgerissene Hochstraße Tausendfüßler möglich, bei der Satellitenkarte hat der Bau der Libeskind-Bauten nicht mal begonnen. Die Toulouser Allee fehlt ebenfalls.

 Blick auf den Jan-Wellem-Platz bei Google Earth (Mitte): Statt der Libeskind-Bauten sind Bäume, Straßen und die Rheinbahn-Endhaltestelle zu sehen. Rechts davon steht noch der Tausendfüßler.

Blick auf den Jan-Wellem-Platz bei Google Earth (Mitte): Statt der Libeskind-Bauten sind Bäume, Straßen und die Rheinbahn-Endhaltestelle zu sehen. Rechts davon steht noch der Tausendfüßler.

Foto: Google Earth / AeroWest, GeoBasis-DE/BKG

Wenn sich eine Stadt entwickelt, wenn Altes abgerissen und Neues gebaut wird, gibt es immer welche, die sich damit schwertun. Besonders deutlich wurde das beim Abriss der Hochstraße Tausendfüßler Anfang 2013: Während die einen von einem "Monster aus Beton" sprachen und sich freuten, dass die Innenstadt an dieser Stelle "repariert" werden kann, lobten etliche Düsseldorfer die Eleganz des Anfang der 1960er Jahre errichteten Brückenbauwerks und kämpften vehement für den Erhalt des Denkmals.

 Areal des früheren Derendorfer Güterbahnhofs auf Google Earth (unten Wehrhahn): Es ist noch Brache, nur am linken Rand neu bebaut. Die Toulouser Allee entlang der Bahnlinie (M.) gibt es noch nicht.

Areal des früheren Derendorfer Güterbahnhofs auf Google Earth (unten Wehrhahn): Es ist noch Brache, nur am linken Rand neu bebaut. Die Toulouser Allee entlang der Bahnlinie (M.) gibt es noch nicht.

Foto: Google Earth/, AeroWest, GeoBasis-DE/BKG

In bestimmten Anwendungen des Internetkonzerns Google jedenfalls lebt der Tausendfüßler weiter: Bei der Satelliten-Aufnahme von Google Maps (Google Earth) steht die Hochstraße noch völlig unversehrt, beim Dienst Street View kann man den Tausendfüßler von der Seite betrachten, in Teilen sogar drüberfahren und entspannt die Aussicht in die Umgebung genießen.

Die ist dann auch eher etwas für Stadt-Nostalgiker: Denn für das Projekt Kö-Bogen wurde noch nicht einmal der erste Spaten in den Boden gestochen. Und so ist, bei Street View wie über Satellit, der Jan-Wellem-Platz in seiner alten Pracht, oder - je nach Sicht der Dinge - Hässlichkeit zu sehen. Ein Platz mit einer Endhaltestelle der Rheinbahn, einer zweispurigen Autostraße mit Fahrtrichtung Heine-Allee, ein Platz, der im Sommer durch laubtragende Bäume deutlich netter war als im Winter, auf dem sich aber niemand so richtig aufhalten mochte. Die Aufnahmen bei Google sind vom Sommer, stammen bei Streetview aus dem Jahr 2008, bei den Luftbildern aus 2009. Wohl nur wenig später, am 17. August 2009, folgte im Beisein des Architekten Daniel Libeskind, Stadtspitze und Investor der erste Spatenstich für die Bebauung des Jan-Wellem-Platzes.

Doch nicht nur an dieser Stelle zeigt Düsseldorf bei Google ein ganz anderes Gesicht als heute: Auf dem riesigen Areal des früheren Derendorfer Güterbahnhofs ist nur ein kleiner Teil des neuen Wohnviertels verwirklicht, der Rest ist Brache. Von den Hochhäusern, dem neuen FH-Campus und der Autotrasse mit dem schönen Namen der baldigen französischen Partnerstadt Düsseldorfs, der Toulouser Allee, noch keine Spur. In der Unternehmerstadt in Derendorf, dem neuen Showroom-Viertel, fehlen mehrere markante Gebäude. In Bilk, wo bald der Bau des Wohngebiets "Karolinger Höfe" beginnt, sind die Gebäude von "Auto Becker" noch nicht abgerissen. Wo heute an der Schadowstraße bei "Primark" Mode zu kleinen Preisen verkauft wird, klafft eine Brache. Das Amts- und Landgericht befindet sich noch nicht am Oberbilker Markt, sondern an der Mühlenstraße in der Altstadt. Dort entstehen jetzt Luxuswohnungen.

Doch woher kommt es, dass die Aufnahmen bei Google nicht aktueller sind? Laut Google-Sprecherin Lena Heuermann werden bei den Anwendungen Maps und Earth Satellitenbilder verschiedener Geodaten-Dienste nach bester Qualität (z.B. Auflösung) zusammengeführt. "Das Material wird über einen gewissen Zeitraum zusammengetragen und liefert naturgemäß keine ,Echtzeit'-Eindrücke."

Üblicherweise werde in bestimmten Regionen dann aktualisiert, wenn Bildmaterial in merklich besserer Qualität verfügbar sei. Wann dies bei Düsseldorf das nächste Mal der Fall sein werde, lasse sich nicht genau sagen. Auch bei Street View steht nicht fest, wann es aktuellere Ansichten geben wird (s. Info-Kasten).

So lange lässt sich aber immerhin in der jüngeren Düsseldorfer Vergangenheit schwelgen. Und wer wissen will, wie es wirklich aussieht, muss sich eben persönlich ein Bild von der schönen Stadt am Rhein machen.

(RP)
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