Düsseldorf Beim Pilgern Gott und Freunde finden

Düsseldorf · Ein Vierteljahrhundert wanderte Bernhard Buchwald in jedem Jahr zu Fuß ins niederrheinische Kevelaer. Bis heute schöpft er Kraft aus den Begegnungen. Wer pilgern will, kann sich verschiedenen Angeboten anschließen.

 Bernhard Buchwald mit seinem Pilgerrucksack vom Kölner Katholikentag. Mit ihm unternahm er seine letzten Touren.

Bernhard Buchwald mit seinem Pilgerrucksack vom Kölner Katholikentag. Mit ihm unternahm er seine letzten Touren.

Foto: Anne Orthen

Das Stichwort Pilgern verbinden die meisten Menschen inzwischen wohl mit dem Jakobsweg zum spanischen Wallfahrtsort Santiago de Compostela, nicht zuletzt dank des Bestsellers "Ich bin dann mal weg" von Hape Kerkeling. Doch auch in der Region gibt es Orte zum Pilgern, allen voran Kevelaer. 25 Jahre lang begleite der Düsseldorfer Bernhard Buchwald jährlich eine Pilgergruppe auf dem Weg in die niederrheinische Kleinstadt. 15 Jahre leitete er die Gruppe. Eine Zeit, in der er sich nicht nur mit Gott und dem Glauben auseinandergesetzt, sondern auch viele Freundschaften geschlossen hat.

Seit seiner Kindheit ist Buchwald der katholischen Kirche verbunden. Zunächst als Messdiener, später als Pfarrgemeinderatsmitglied von Sankt Maximilian. Doch mit dem Pilgern hatte er zunächst wenig am Hut. Das änderte sich, als er 1986 eine Pilgergruppe aus dem Auto heraus beobachtete. In diesem Augenblick begann sich der leidenschaftliche Wanderer intensiver mit dem Thema auseinanderzusetzen. Zwei Jahre später war es dann soweit und Buchwald pilgerte anlässlich des 700-jährigen Stadtjubiläums zum ersten Mal mit anderen nach Kevelaer. "Anlässlich des Jubiläums wollten wir diese Tradition wiederaufleben lassen", erinnert er sich. Denn bereits vom 17. Jahrhundert bis in die 1930er Jahre hinein hatte es regelmäßige Pilgergänge von Düsseldorf nach Kevelaer gegeben.

Wenn er sich heute an die Pilgerwanderungen erinnert, denkt Buchwald vor allem an zwischenmenschliche Erfahrungen. "Dort sind Freundschaften entstanden, die bis heute gehalten haben", sagt er. Denn auch wenn der Grund für die Reise ein religiöser war, gab es auch Themen jenseits von Gott und Kirche. Trotzdem ist eine Pilgerreise stets mehr als eine Wanderung. "Es macht nachdenklicher", sagt Buchwald. Zweieinhalb Tage dauerte die Wanderung bis nach Kevelaer im Schnitt. Zu Beginn und am Ende gab es jeweils einen Gottesdienst. Übernachtet wurde in Pfarrzentren. Prägend waren für Buchwald die Station in Ossum sowie die Ankunft in Kevelaer, wo die Pilgergruppe mit Glockenläuten begrüßt wurde. "Das war immer sehr eindrucksvoll", erinnert er sich.

Mit 83 Jahren pilgerte Bernhard Buchwald zum letzten Mal, aus Altersgründen. Vor zwei Jahren stellte auch seine Gruppe die jährliche Pilgertour ein, da kein Organisator mehr gefunden wurde.

Das liegt seiner Einschätzung nach auch daran, dass Pilgerreisen im Ausland vielen Menschen ein größeres Abenteuer versprechen als ein kurzer Weg durch die Heimat. Doch es gibt auch in der Region noch katholisch geprägte Initiativen, die solche Reisen machen. So pilgern beispielsweise die Dominikaner und die katholische Kirche in Derendorf und Pempelfort jährlich im Herbst nach Kevelaer. Pilgern für Paare nennt sich ein modern ausgerichtetes Angebot der Ehepastoral sowie der Familienbildung, bei dem Paare im März von der Suitbertuskirche in Kaiserswerth zur Basilika St. Margareta nach Gerresheim gehen.

Unabhängig von Länge und Ziel seines Weges braucht ein Pilger vor allem Durchhaltevermögen. "Die letzten Meter waren immer die schwersten", sagt Buchwald. Besonders bei schlechtem Wetter sei dies eine Herausforderung. Als jemand Buchwald bei strömendem Regen fragte, was er jetzt machen wolle, musste er nicht lange nachdenken: "Weiter wandern - natürlich."

(RP)
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