Umgebaute Benderstraße in Düsseldorf Die Gerresheimer bleiben kritisch

Düsseldorf · Nach fast zweijähriger Umbauzeit sind die Baustellen auf der Benderstraße seit Montag verschwunden. Wie finden die Bewohner ihre neue Straße? Wir haben nachgefragt.

 Nach zwei Jahren Umbauzeit ist die Benderstraße fertig. Was denken die Anwohner?

Nach zwei Jahren Umbauzeit ist die Benderstraße fertig. Was denken die Anwohner?

Foto: Endermann, Andreas

Vereinzelt stehen noch Absperrbaken und -gitter am Straßenrand, letzte Farbahnmarkierungen werden in Höhe des Neusser Tors vorgenommen, doch ansonsten ist die Benderstraße nach fast zwei Jahren Umbauzeit fertig. Junges Grün wächst am Straßenrand, neue Bänke und Fahrradständer wurden installiert, zwei Pizzerien und der Bio-Markt wissen den hinzugewonnen Platz durch die breiteren Bürgersteige bereits zu nutzen und haben Terrassen aufgebaut. Auch der Apostelplatz wird nicht länger als Lagerfläche für Baumaterialien benötigt und lädt zum ausgeruhten Verweilen ein.

"Brandgefährlich": Der nicht durchgehende Radweg

Die Gerresheimer haben "ihre" Einkaufsstraße zurück. Dennoch bleiben die Bewohner in ihrer Betrachtung kritisch. "Die Pflasterung um die alten Bäume herum ist dilettantisch, das Erdreich ist höher, so dass bei Regen durchnässte Erde austritt und die Pflasterung verschmutzt", so Erika Jüngerkes. Aus der Sicht einer Radfahrerin hat Johanna Kaup den Umbau analysiert: "Für mich ist die Benderstraße wegen des nicht durchgehenden Radweges brandgefährlich geworden. Autofahrer rechnen nicht damit, dass sie plötzlich wieder ein Fahrrad vor sich haben." Zudem sei der Platz zwischen den längs parkenden Autos und den knapp daneben verlaufenden Schienen viel zu eng.

"Einladende Flaniermeile" mit Aufenthaltsqualität und Parkplätzen

Doch es gibt auch positive Meinungen: "Die Benderstraße ist ein Schmuckstück geworden. Im Gegensatz zu altertümlich engen Gehwegen ist eine einladende Flaniermeile entstanden, Sitzgelegenheiten ergänzen den positiven optischen Eindruck", sagt Dieter Karg. Und auch die "armen Zweite-Reihe-Parker" würden jetzt noch immer eine freie Lücke finden. Helga Wehrmann findet ebenfalls, "dass unsere Benderstraße ein echtes Vorzeigeobjekt geworden ist — bis auf die Tatsache, dass der Radweg nicht durchgängig ist".

In diese Richtung geht auch die Analyse von Christoph Bruckmann: "Insgesamt hat sich der Umbau gelohnt. Die Aufenthaltsqualität ist erheblich besser geworden. Eine überzeugende Lösung für Fahrradfahrer gelang allerdings nicht." So sei bereits jetzt abzusehen, dass Radfahrer kurzerhand auf die Bürgersteige ausweichen und Fußgänger gefährden werden. Das Fehlen einer Kosten-Nutzen-Analyse bemängelt Tony Bunker. "Bedauerlich ist, dass die Bürger im Vorfeld nicht über die Kosten, die bei Rheinbahn, Stadt, Land und Anwohner entstanden sind, transparent informiert wurden." Nur wenn jeder Bürger die Gesamtkosten der Baumaßnahme kennen würde, könne man feststellen, ob es sich um einen volkswirtschaftliche Verbesserung oder aber um eine Verschlechterung handelt.

"Langweilig und desolat", mit einem Radweg "ins Nirgendwo"

Nach Meinung von Jens Thormeyer habe vor allem die Rheinbahn ihre Interessen durchgedrückt, Fußgänger und Radfahrer müssten sich vollständig unterordnen. "Als Folge entstehen im Bereich der Haltestellen nahezu groteske Verkehrsführungen: Der Bürgersteig verkümmert auf eine Minibreite, der Radweg entspricht nicht einmal in Ansätzen den Vorgaben der Straßenverkehrsordnung, und das Beste kommt zum Schluss: ein Pflastergraben, der es Rollstuhl- und Rollatornutzern unmöglich macht, den Bahnsteigbereich zu erreichen."

Doris Münnekhoff-Bellot sei einmal eine Befürworterin des Umbaus gewesen. "Jetzt kann ich nur ernüchtert feststellen: Das Ergebnis ist misslungen, weil stadtplanerisch langweilig bis desolat — wie bei der Birkenstraße." Die Bürgersteige seien zumindest gefühlt in der Breite unverändert geblieben, an einigen Stellen seien selbst Miniterrassen nicht möglich, weil eine Reihe Poller mitten auf dem Bürgersteig statt am Bürgersteigrand stehen würden — "so zum Beispiel vor der an schönen Tagen stark frequentierten Eisdiele, wo sich sicher mancher mehr Sitzgelegenheiten gewünscht hätte". Die Bänke würden sie eher an Gefängnishof statt an fröhliche Farbkleckse denken lassen, "und der Radweg endet im Nirgendwo".

Karin Mertgens ärgert sich maßlos, "dass heutzutage immer noch Straßen ohne Fahrrad tauglichen Radweg gebaut werden. Was da als Radweg bezeichnet wird, halte ich für einen Schildbürgerstreich. Man hat jetzt die Wahl: entweder dem Autofahrer in die Türe zu radeln, die er gerade öffnet, oder in die vorbeirasende Straßenbahn zu rutschen." Nur Verschlechterungen erkennt Dagmar Krehnke. Für Radfahrer sei der Weg zwischen fahrender Straßenbahn und parkenden Autos viel zu eng, die Haltstellen würden sie an "utopisch anmutende graue Bahnhöfe" erinnern, und die "Pollerwut" der Stadt könne sie auch nicht nachvollziehen.

(arc)
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