Düsseldorf Berufswunsch: Augenarzt oder Rapper
Düsseldorf · Beim Programm "Kein Abschluss ohne Anschluss" absolvieren Schüler ab der achten Klasse vorab eine Potenzialanalyse. Sie soll ihnen die eigenen Fähigkeiten verdeutlichen und einen besseren Überblick über verschiedene Berufe geben.
Es ist halb neun, die Räume der Wirtschaftsschule Payowski (Wipa) auf der Ackerstraße füllen sich. 60 Schüler des Lore-Lorentz-Berufskollegs nehmen hier an einer zweitägigen Potenzialanalyse teil.
Aymann und Omar sind beide 18 Jahre alt und kommen aus Afghanistan. Sie besuchen das Berufskolleg und sind gute Freunde. Bei der Frage nach ihrem Berufswunsch haben die beiden direkt eine Antwort parat. Augenarzt oder Rapper möchten sie werden - noch steht das nicht fest. "Unser größtes Idol ist Farid Bang", sagt Omar und zeigt stolz ein Foto auf seinem Smartphone. Als Aymann und er Farid Bangs Shisha-Bar in Düsseldorf besuchten, war der Rapper zufällig da und machte Fotos mit seinen Fans.
Obwohl die beiden Freunde schon eine genaue Richtung ihrer Karriere im Kopf haben, finden sie das Konzept der Potenzialanalyse gut. "Die Spiele sind am besten. Die machen richtig Spaß und wenn man dabei was lernt, ist das doch gut", sagt Aymann. Omar bringt ein Problem an: "Momentan ist Ramadan. Wir dürfen tagsüber nichts essen und trinken und dann ist das hier den ganzen Tag lang echt schwierig."
Die Potenzialanalyse dauert zwei Tage und ist der erste Schritt des landesweiten Förderprogramms "Kein Abschluss ohne Anschluss" (KAoA). Das neue Programm findet seit dem Frühjahr 2017 in Düsseldorf statt und richtet sich grundsätzlich an die Schüler aller Schulformen ab der achten Klasse. Ihnen sollen während des Programms verschiedene Berufszweige vorgestellt werden - nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch.
Schüler, die neu in Deutschland sind oder eine internationale Förderklasse besuchen, so wie Aymann und Omar, die seit zwei Jahren in Deutschland leben, nehmen an einer Abwandlung des KAoA teil, nämlich dem KAoA-Kompakt. Die Aufgaben werden dort zusätzlich bebildert und vereinfacht. Am ersten Tag bekamen Omar, Ayman und die anderen Schüler spielerische Übungen. Sie mussten zum Beispiel Regale aufbauen oder das Kassenbuch eines fiktiven Lebensmittelgeschäfts führen. So konnten Beobachter, die bei jedem Schritt des Projektes dabei sind, feststellen, wie begabt die Schüler bei den jeweiligen Aufgaben sind. Schon bei den ersten Schritten kann gesehen werden, ob jemand gerne und gut schreinert oder eher mathematisch talentiert ist. Am Ende des ersten Tages gab es schon ein Feedbackgespräch zwischen den Beobachtern und den Schülern.
Der zweite Tag beginnt mit einem Aufwärmspiel. Anschließend werden die Schüler in Vierergruppen aufgeteilt, in denen sie Fotos vorgelegt bekommen. Sie sollen ein Foto auswählen und eine Verbindung zu der Handlung des Fotos aufbauen. Was verbinden sie mit diesem Foto, was haben Sie erlebt? Möchten sie das Abgebildete auch erleben? Durch diesen persönlichen Aspekt geben die Schüler den Beobachtern mehr Hinweise auf ihre Zukunftswünsche.
Anschließend sollen sie aufschreiben, welche Fähigkeiten sie besitzen, welche Sprachen sie sprechen und was sie von ihrer Zukunft erwarten.
Nach den zwei Tagen der Analyse sollen sowohl die Beobachter, als auch die Schüler erkennen können, welche Berufe zu ihnen passen und welche eher nicht.
Ayman und Omar sind gespannt, was die Potenzialanalyse ihnen zeigen wird. Vielleicht wird sie ihnen einen neuen Beruf zeigen, den sie bis jetzt noch nicht erwogen haben.