Düsseldorf Betrügerbande spionierte Computer aus: Prozess

Düsseldorf · Mit einem Computer als Tatwerkzeug und einem speziellen Spionageprogramm soll ein 26-Jähriger aus Lettland 380 000 Euro von fremden Konten abgeräumt haben. Über diese Anklage verhandelt das Landgericht seit Mittwoch wegen bundesweiten Bandenbetruges in vier Fällen. Weil die zwei der Taten in Düsseldorf geschahen, wird jetzt hier verhandelt. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit hat der 26-Jährige nach RP-Informationen zu Prozessbeginn alle Taten gestanden. Angeblich, so seine Anwältin, müsse er um sein Leben fürchten, falls seine Aussage über Hintermänner der Computerbande bekannt würde.

Als Häcker hat der Lette laut Anklage so genannte Trojaner in fremden Computern platziert, was die Benutzer nicht merkten. Die heimlich gesammelten Computerdaten sollen vom Angeklagten und weiteren Mitgliedern einer internationalen Betrügerbande gezielt nach Kunden einer bestimmten Bank durchforstet worden sein. Über Kontobewegungen via Internet-Banking haben die Täter dann ausspioniert, welches Opfer über erhebliche Summen auf Tagesgeld- oder Girokonten verfügte. So buchte der Lette Mitte 2013 angeblich 170 000 Euro per Computermanipulation von den Konten eines Opfers in Süddeutschland auf das Konto eines Bandenmitglieds um. Jener Komplize musste nur noch zur nächstbesten Bank gehen und das abgezweigte Geld abholen.

Ähnlich war die Tätergruppe in einem Café am Graf-Adolf-Platz vorgegangen. Hier waren 110 000 Euro mit Computertricks von einem fremden Konto abgebucht, von einem Mittäter teils in einer Bank am Hauptbahnhof abgeholt worden. Danach fuhr die Betrügerbande noch diverse Filialen im Düsseldorfer Stadtgebiet ab, erbeutete so insgesamt 83 000 Euro der illegal umgebuchten Summe — bis die Bank stutzig wurde und die Kontokarte des Komplizen gesperrt hat. In einem anderen Fall soll der Angeklagte auch fremde Handydaten via Spionageprogramm ausgewertet und sich über eine eigens beantragte Zweit-Karte einen illegalen Zugriff auf das Konto des Opfers erschlichen haben. Zu den Opfern zählt laut Anklage auch eine mittelständische Firma in Esslingen. Gegen zwei Mittäter wurden bereits bis zu 18 Monate auf Bewährung verhängt. Ein Urteil über den 26-Jährigen wird Mitte April erwartet.

(cwo)
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