Düsseldorf Der "Ehre" wegen: 23-Jähriger wegen Mordversuchs vor Gericht

Düsseldorf · Mordversuch im Namen der "Ehre": Ein 23-Jähriger soll in Düsseldorf den Freund seiner Schwester niedergestochen haben. Beim Prozessauftakt herrscht auf der Anklagebank Schweigen.

Ein 23-jähriger Mann aus Düsseldorf muss sich seit Mittwoch wegen versuchten Mordes vor Gericht verantworten. Er soll es mit seiner Ehre für unvereinbar gehalten haben, dass seine Schwester eine Beziehung zu einem verheirateten, aber getrennt von seiner Frau lebenden Mann unterhält.

Deswegen soll er den 20-jährigen Freund der Schwester im vergangenen Oktober auf einem Bürgersteig niedergestochen haben, berichtete der Staatsanwalt. Beim Prozessauftakt schwieg der mehrfach vorbestrafte Angeklagte. Sein Verteidiger kündigte eine Einlassung zu einem späteren Zeitpunkt an.

Ein Augenzeuge sagte aus, er habe gebremst, sei aus dem Auto gesprungen und habe die beiden kämpfenden Männer getrennt. Keiner der anderen Passanten habe eingegriffen. Auf die Frage, was das denn solle, habe einer der Männer ihm gesagt: "Der hat meine Schwester angemacht." Als er dem blutenden Opfer aufhelfen wollte, sei der andere Mann auch schon verschwunden gewesen.

Ein Messer habe er nicht wahrgenommen, dafür aber reichlich Blut. Der Vorsitzende Richter Rainer Drees lobte den Zeugen für sein couragiertes Eingreifen. Das hätte nicht jeder getan.

Laut Anklage hatte der Messerstecher den jüngeren Kontrahenten töten wollen. Er habe ihm ein Messer mit Keramikklinge seitlich in den Bauch gerammt. Die Klinge sei dann abgebrochen, als das Opfer zu Boden stürzte. Zuvor war sie durch die Gallenblase in die Leber eingedrungen, erläuterte ein Sachverständiger.

Das Gericht hat für das Verfahren bis zum 26. März vier Verhandlungstage angesetzt.

(lnw)
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