Düsseldorf/Köln Zuhälterei: "Heiliger" zwang Frauen ins Bordell

Düsseldorf/Köln · Nach monatelangen Ermittlungen gegen zwei Männer aus Köln ist es jetzt zu Festnahmen in Stuttgart und Köln gekommen, wie Polizei und Staatsanwaltschaft mitteilten. Die Männer stehen unter Verdacht, Frauen unter anderem mit Gewalt zur Prostitution gezwungen zu haben.

Einen Fall wie diesen hat die Staatsanwaltschaft Düsseldorf noch nicht gehabt: Schweren Menschenhandel und Zuhälterei wirft die Abteilung für Organisierte Kriminalität einem 29-Jährigen und seinem 26-jährigen Mittäter vor.

Der Ältere, ein aus Algerien stammender Familienvater, soll zwei Frauen unabhängig voneinander so eindringlich suggeriert haben, ein höheres Wesen zu sein, dass diese ihm ihre Existenz unterordneten. Von Zügen einer Sekte sprach der Staatsanwalt gestern, nachdem ein Spezialeinsatzkommando am Mittwoch den 29-Jährigen in seinem Kölner Reihenhaus festgenommen hatte. Der Mann selbst soll allerdings nicht an seine Rolle als Religionsstifter geglaubt haben.

Von den beiden Frauen aber ließ er sich als "Heiliger" ansprechen und brachte sie dazu, sämtliche sozialen Kontakte abzubrechen. In Bordell in ganz Deutschland mussten sie täglich 1000 Euro verdienen, das hieß für beide, 18 Stunden am Tag jeden Wunsch von Freiern zu erfüllen. Das Geld holte der jüngere Mann ab, soll es vollständig dem Älteren abgegeben haben, der sich damit ein Luxusleben mit Frau und Kind finanzierte. Verdienten seine Jüngerinnen weniger als das Tagessoll, habe der "Heilige" gedroht, sie zu verstoßen oder sie gezwungen, sich selbst zu schlagen.

Der Beschuldigte habe so für die 29 und 25 Jahre alten Frauen, die voneinander nichts wussten, eine Zwangslage geschaffen, der sie sich selbst nicht bewusst gewesen seien, so der Staatsanwalt: "Sie glaubten, sie täten das alles freiwillig für ihren Religionsstifter." Der soll als Belohnung beiden in Aussicht gestellt haben, mit seinem 26-jährigen Komplizen später eine Familie zu gründen. Der Jüngere soll dem 29-Jährigen die Religionsmasche ebenfalls geglaubt haben. Ermittlungen hätten ergeben, dass er sich nach einem Telefonat mit dem "Heiligen" einen Finger abgeschnitten habe, weil der ein Opfer verlangte.

Anfang Juni hatte die Düsseldorfer Polizei bei einer Razzia in einem Saunaclub den Eindruck gewonnen, das eine der Frauen dort unter dubiosen Umständen der Prostitution nachging. Verdeckte Ermittlungen brachten die Fahnder den Machenschaften des Kölners auf die Spur. Der sitzt nun wie sein Helfer in Haft, beide schweigen zu den Vorwürfen. Die Opfer, zu denen die Polizei keinerlei Angaben macht, werden psychologisch und medizinisch betreut. Für beide sei die Erkenntnis, nicht die einzige Auserwählte des falschen Heiligen gewesen zu sein, mehr als ein Schock gewesen.

(sg)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort