Serie Der Mai Blumen und Gebete für die Maienkönigin

Düsseldorf · Die Marienfrömmigkeit hat in Düsseldorf eine lange Tradition. Heute werden Tausende in der Mitsubishi-Halle beten.

Mittwochs im Mai platzt die Benrather Kirche St. Cäcilia aus allen Nähten. Ein Parkplatz ist am frühen Abend rund um das Gotteshaus nicht mehr zu finden. "Schlesische Andacht, die kommen von überall her", sagt einer. Im Innenraum greifen die Gläubigen zu Liedblättern, preisen voller Inbrunst die Gottesmutter. Von einer Säule aus blickt die mit Blumen verzierte Marmorfigur der "Maria Immaculata", die an das Dogma der unbefleckten Empfängnis im Jahr 1854 erinnert, auf die Gläubigen. Ein paar Meter weiter knien einige vor dem Bildnis der "Schwarzen Madonna" von Benrath. "So voll ist es nur mittwochs, wenn wir diese besondere Andacht für Menschen in den ehemaligen Ostgebieten anbieten", sagt Pfarrer Thomas Vollmer. Maiandachten zu Ehren der Gottesmutter bietet die Gemeinde aber auch an allen anderen Tagen (außer samstags) an. Dann kommen vor der Abendmesse zwischen 30 und 40 Gläubige.

Neben dem Oktober ist es vor allem der Mai, in dem Katholiken Maria mit Liedern und Gebeten besonders würdigen. Häufig dominieren Frauen das Bild, das Gros gehört der Generation "50 plus" an. Um die Zukunft dieser Tradition macht sich Kornelia Fehndrich, Vorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft im Stadtdekanat, trotzdem keine Sorgen. Im letzten Jahr belebte sie gemeinsam mit anderen die Tradition der Maiandacht an der Mariensäule in der Carlstadt wieder. Die hatte es bis in die Nachkriegszeit hinein gegeben. Unter dem Motto "WIR. Freundinnen sein" ging es um Frauen-Freundschaften - aufgehängt am Besuch Marias bei ihrer Verwandten Elisabeth.

Dass Maria Menschen auch im säkular geprägten 21. Jahrhundert spirituell tief berührt, können Besucher heute in der Mitsubishi Electric Halle an der Siegburger Straße in Oberbilk erfahren. Rund 5000 Menschen aus der gesamten Region kommen dort zu einem Gebetstag "zu Ehren Mariens, der Mutter aller Völker" zusammen. Kölns ehemaliger Kardinal Joachim Meisner wird predigen, die "Schwestern der Familie Mariens" betreuen auf Wunsch Kinder ab vier Jahren. Den Schlusspunkt des Groß-Events markiert eine "Weihe an das makellose Herz Mariens".

Alltäglicher klingt das, was Menschen in die Kladde vor dem Gnadenbild "Maria in der Not" in St. Lambertus schreiben. Viele bitten um Genesung. Andere um das Gelingen der Abiturprüfungen ihrer Kinder, wieder andere um einen neuen Job. "Jeden Samstag werden diese Wünsche in die Intentionen der Morgenmesse übernommen", sagt Kirchenhistoriker Ulrich Brosza. Seit dem Spätmittelalter steht das Gnadenbild im Zentrum der Düsseldorfer Marienfrömmigkeit. "Unvergessen sind die so genannten Sturm-Andachten in der Kriegs- und Nachkriegszeit", erzählt Ulrich Brosza.

Die Gläubigen hätten um 1940 bewusst an das Vokabular ihrer Zeit angeknüpft, um die von den Machthabern argwöhnisch beobachteten Treffen nicht zu gefährden. "Hunderte kamen während der Luftangriffe, aber auch noch später in den Hungerwintern 1946 und 1947 und beteten", sagt der Historiker. Hier hätten die Menschen Dinge ausgesprochen, für die man außerhalb des Kirchengebäudes als Defätist denunziert und bestraft worden wäre. Brosza weiß, dass nicht nur Kirchgänger Kontakt zur Gottesmutter suchen. Viele nutzten Maria als Reflexionsobjekt, "an dem das eigene Leben gerade gerichtet werden kann". Das sieht auch Pfarrer Vollmer so. "Einer meiner Ärzte ist evangelisch. Er kommt regelmäßig und zündet vor der Schwarzen Madonna eine Kerze an. Einfach weil es ihm wichtig ist."

Dass Maria in ihrer Rolle als Fürsprecherin nicht jede Bitte erfüllen kann, wissen Seelsorger und Gläubige natürlich. Zumindest die Fortuna-Fans unter ihnen dürften aber vorerst zufrieden sein. Fans und Stadtdechant Ulrich Hennes hatten vor "Maria in der Not" für den Klassenerhalt gebetet. Zumindest dieser Stoßseufzer wurde erhört. Dem Klub blieb der Abstieg erspart.

(jj)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort