Xetra-Vertrag gekündigt Börse Düsseldorf in Gefahr

Düsseldorf · Die Deutsche Börse hat ihrem Partner am Rhein über Nacht die Geschäftsgrundlage entzogen und den Vertrag über die Beteiligung am Handelssystem Xetra gekündigt. Droht dem Finanzplatz Düsseldorf ein weiterer Schlag?

 Ernst-Schneider-Platz in Düsseldorf - hier residiert eine der größten deutschen Regionalbörsen.

Ernst-Schneider-Platz in Düsseldorf - hier residiert eine der größten deutschen Regionalbörsen.

Foto: RP, T. Busskamp

Düsseldorf Die Wertpapier-Makler in Düsseldorf sind sauer, die Geschäftsführung der Börse ist konsterniert. Buchstäblich über Nacht hat die Deutsche Börse den Vertrag über die Beteiligung ihres Konkurrenten aus Düsseldorf am elektronischen Handelssystem Xetra aufgehoben. Am 19. Oktober ging das Kündigungs-Schreiben aus Frankfurt in Düsseldorf ein. Schon am 1.November soll Schluss sein.

Den Düsseldorfer Börsenchef Dirk Elberskirch traf die Kündigung völlig unerwartet. "Der Vertrag ist unbefristet. Wir verstehen die Frankfurter nicht", sagte er unserer Zeitung. Der Vorstand der Börse Düsseldorf will erst einmal mit der Führung in Frankfurt darüber reden, das Vertragsende rückgängig zu machen. Sollten die Gespräche nicht fruchten, schließt die Börse Düsseldorf auch rechtliche Schritte nicht aus. "Das abrupte Vorgehen lässt viele Fragen offen", meinte ein Sprecher der Börse.

Die Kündigung des Xetra-Vertrages wäre ein gewaltiger Schlag für die Börse Düsseldorf und für den Finanzplatz Nordrhein-Westfalen. Vom monatlichen Handelsumsatz in Düsseldorf in Höhe von knapp 22Milliarden Euro laufen zwei Drittel über das elektronische Handelssystem. Damit brechen zwar nicht automatisch in gleicher Höhe die Einnahmen weg. Denn die Provisionen sind an die Zahl, nicht die Höhe der Handelsgeschäfte gekoppelt. Aber der Ausschluss von Xetra würde den Düsseldorfern eine ihrer Geschäftsgrundlagen entziehen.

Die Börse am Rhein hat einen Anteil von 3,5 Prozent an den gesamten Xetra-Umsätzen von 400 Milliarden Euro monatlich. Sie hatte bereits 1998 als einzige deutsche Regionalbörse mit Frankfurt einen Vertrag über eine Beteiligung an der Handelsplattform abgeschlossen und dafür knapp sechs Millionen Euro bezahlt.

Die Absage aus Frankfurt wird offiziell mit der neuen Richtlinie über die Märkte für Finanzinstrumente begründet. Die sieht die Beteiligung der Regionalbörsen an Xetra nicht mehr vor. "Wir haben jedoch einen gültigen Vertrag", sagte der Börsen-Sprecher. Die gesetzliche Änderung berühre diesen Vertrag nicht. Seinerzeit hatte sich Düsseldorf als einzige Regionalbörse an Xetra beteiligt.

Beobachter vermuten hinter der kurzfristigen Kündigung einen gezielten Affront der Deutschen Börse gegen Düsseldorf. Deren Xetra-Beteiligung ärgert die Frankfurter schon länger, weil sie gern die Umsätze der Börse von Düsseldorf an den Main gezogen hätten. Außerdem hatte Düsseldorf mit Xetra geworben, was Frankfurt als Verstoß gegen den Vertrag auffasst, da das Handelssystem der Modernisierung aller Finanzplätze diene.

Entscheidend könnte allerdings die Weiterentwicklung des Xetra-Systems sein. Die hätte Düsseldorf eine Beteiligung am rasant wachsenden Handel mit Zertifikaten ermöglicht. Das wollte Frankfurt verhindern. Nach Auskunft der Düsseldorfer Börse ist selbst bei einem Aus für Xetra keiner der 20 Arbeitsplätze des Unternehmens gefährdet. Die Bedeutung des Finanzplatzes dürfte aber in jedem Fall deutlich sinken.

(RP)
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