"Schwabenmarkt" in Düsseldorf "Bretterhütten ohne Atmosphäre"
Düsseldorf · Nicht allen gefällt die eher kühle Optik des neu gestalteten Weihnachtsmarktes auf dem Schadowplatz. Die Kritik zielt auf angeblich fehlende Weihnachtsstimmung. Bewusst hat man auf Tannengrün und Engel-Deko verzichtet.
Braucht so ein Markt Tannengrün und Engelchen, Weihnachtsmänner und Schnee-Imitat, falsche Eiszapfen und Pseudo-Romantik? Offensichtlich ja, jedenfalls in den Augen einiger Besucher. Von ihnen kommt Kritik an der neuen Gestaltung des Marktes auf dem Schadowplatz. Der unterscheidet sich grundlegend von den anderen am Carschhaus oder vor dem Rathaus: Die Verkaufshütten sind größer, haben weiße Dächer und Wände aus sorgfältig gezimmerten Holzbohlen. Ein bisschen so wie Blockhäuser de Luxe. Weit und breit gibt es kein Tannengrün oder bunte Schleifen an sattgrünen Bäumchen, alles ist klarer designt — und könnte, mit wenig Aufwand, auch für ein Sommerfest auf der Rennbahn oder an einem Golfplatz genutzt werden.
Manche sehen das mit einiger Skepsis. RP-Leserin Tina Theis in einer Mail an die Redaktion: "Ich weiß nicht, ob Sie schon das Weihnachtsdorf am Breuninger gesehen haben. Wie meinte meine Bekannte so schön: Zeltlager. Da können sich dann Luxus-Pfadfinder aufhalten. Und bei der hellen Beleuchtung finden die auch garantiert im Nebel den Weg. Ich vergleiche es mit einem OP-Saal! Schön steril, hell und gut ausgeleuchtet. Da nützt dann auch das beste Make-up nichts mehr. Dafür erstrahlen dann nicht nur die Waren, sondern auch der Schmuck der Damen in hellem Glanz! Oh schöne Weihnachtszeit."
Weihnachtsmärkte: Das sagen die Händler
Und auch Änneken und Manni Klein (die betonen, Düsseldorfer zu sein!), sind nicht glücklich mit dem Markt: "Wir waren — wie jedes Jahr zum Weihnachtsmarkt-Start an den verschiedenen Standorten. Der Weihnachtsmarkt auf dem Schadowplatz ist an Scheußlichkeit nicht zu überbieten. Berücksichtigt man den (irren) Vorschlag, St. Martin doch umzubenennen, schlagen wir für den Schadowplatz ebenfalls eine Umbenennung von Weihnachtsmarkt in "Ansammlung von Bretterhütten ohne Atmosphäre" vor. Und diese Umbenennung würde es treffen. Wer ist nur auf die Idee gekommen, damit eine Stuttgarter Agentur zu beauftragen? Hat da etwa — wie es die Mundartdichterin Monika Voss so treffend formuliert, das neue ,Kawenzmannsklamottekoofhuus Breuninger' Einfluss genommen?"
Auch Peter Gores ist nicht begeistert: "Die kahlen weißen Holzhütten oder besser "Verkaufszellen" bringen keine vorweihnachtliche Stimmung. Die mittig gesetzte Schicki-Micki-Sansibar ersetzt das alte Kinderkarussell nun wirklich nicht. Da kann man nur sagen: armes Düsseldorf. Die Schwaben haben ein völlig falsches Bild von unserer Stadt und die Düsseldorf Marketing und Tourismus (DMT) lässt sich — ferngesteuert von der Firma Breuninger — an der Nase herumführen."
Ähnlich sieht es SPD-MdB Andreas Rimkus. Bei Facebook postet er "Was schlecht gemacht ist, wird nicht dadurch besser, dass es neu ist. Ich finde die Absicht und die Umsetzung miserabel!"
