Düsseldorf Buch zeigt Düsseldorfer KZ-Außenlager

Düsseldorf · Der Förderkreis der Mahn- und Gedenkstätte hat einen Bildband herausgegeben, der in Texten und Fotos das Leid der Gefangenen in den Lagern während der NS-Zeit thematisiert. Das Buch erscheint im Droste-Verlag.

 Die Häftlinge waren an ihrer gestreiften Kleidung, hier bei einem Einsatz am Graf-Adolf-Platz, gut zu erkennen.

Die Häftlinge waren an ihrer gestreiften Kleidung, hier bei einem Einsatz am Graf-Adolf-Platz, gut zu erkennen.

Foto: Droste Verlag

Wer das Wort Konzentrationslager (KZ) hört, verbindet damit meist Namen von Orten wie Buchenwald, Auschwitz und Dachau. Aber auch in Düsseldorf gab es KZ-Häftlinge, die hier zu schwerer Arbeit verpflichtet, misshandelt und zum Teil ermordet wurden. Untergebracht waren die Menschen in so genannten KZ-Außenlagern. Diese wurden ab Ende 1942 eingerichtet, da man die Arbeitskraft der Häftlinge im gesamten Land einsetzen wollte. Häufig arbeiteten diese in der Rüstungsindustrie oder halfen bei der Beseitigung von Trümmern und der Entschärfung von Bomben-Blindgängern.

In Düsseldorf gab es bis Kriegsende sechs Außenlager der Konzentrationslager Sachsenhausen und Buchenwald. Lange war nicht bekannt, wo sich diese genau befanden. Das führte beispielsweise 2014 bei der Prüfung eines Standortes für die Unterbringung von Flüchtlingen in Ludenberg dazu, dass als Gegenargument angeführt wurde, der Platz sei als ehemaliges KZ zur Unterbringung von Flüchtlingen nicht geeignet.

Wie sich später herausstellte, befand sich an dieser Stelle aber nie ein KZ, sondern ein Kriegsgefangenenlazarett. Diese, aber auch noch andere Diskussionen, hat die Mahn- und Gedenkstätte zum Anlass genommen, die Geschichte der Düsseldorfer KZ-Außenlager erstmals umfassend aufzuarbeiten. Peter Henkel, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Gedenkstätte, hat nun die Ergebnisse dieser Arbeit in einem Buch veröffentlicht.

Darin stellt er unter anderem die einzelnen Lager vor, erklärt die dortigen Lebensbedingungen und die Aufgaben der Insassen und beschäftigt sich mit der juristischen Aufarbeitung. Dabei stellt Henkel immer wieder einzelne Schicksale beispielhaft in den Mittelpunkt, zeigt an ihnen das unfassbare Grauen und die ungeheure Brutalität, mit der die Häftlinge behandelt wurden. Dabei stützt sich Henkel auf viele Beobachtungen von Bürgern. "Die Masse an Zeitzeugenaussagen und die Tatsache, dass die Häftlinge in ihren gestreiften Uniformen im Stadtbild ab 1942 unübersehbar waren, widerspricht der Behauptung 'Wir haben nichts davon gewusst'", sagt Henkel.

 Lebensgefährliche Arbeiten gehörten zum Alltag der Häftlinge. Im Bild: ein Bombenräum-Kommando in Kalkum.

Lebensgefährliche Arbeiten gehörten zum Alltag der Häftlinge. Im Bild: ein Bombenräum-Kommando in Kalkum.

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Als Beispiel zitiert er die Schilderung von Emil Pascha, der Arbeiter bei Rheinmetall war. "Wenn ich mit der Straßenbahn von der Arbeit nach Hause fuhr, sah ich häufig eine Kolonne von etwa 30 bis 40 KZ-Häftlingen auf ihrem Weg zurück ins Lager. Wenn man dann mit der überfüllten Bahn langsam vorbeifuhr, sah man zwangsläufig in die Gesichter der Elenden, deren Schädel kurzgeschoren, gelblich bis auf die Knochen abgemagert waren. Die Bewachung von vier bis fünf Mann war ein Hohn, denn die Geschundenen waren zu schwach, als dass sie hätten fortlaufen können."

Während viele der Mitglieder der Wachmannschaften nach dem Krieg für die Misshandlungen an den Häftlingen, die häufig zum Tode führten, nie juristisch zur Rechenschaft gezogen wurden, haben Überlebende zeitlebens unter der Gefangenschaft gelitten. "Die Misshandlungen und unmöglichen Arbeitsbedingungen in den Lagern haben meine Gesundheit stark geschädigt. Ich bin herzkrank, leide an zu hohem Blutdruck, Rheumatismus und meine Nerven sind vollkommen zerrüttet", sagt ein ehemaliger polnischer Häftling.

Historische Bilder vom Zweiten Weltkrieg in Düsseldorf
12 Bilder

Historische Bilder vom Zweiten Weltkrieg in Düsseldorf

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"Mit der Publikation über die Außenlager in Düsseldorf ist das Thema aber nicht abgeschlossen. Wir wollen mit Schülern daran weiter arbeiten und mit ihnen herausarbeiten, in welcher Form die Orte der KZ-Außenlager gekennzeichnet werden können", sagt Bastian Fleermann, Leiter der Mahn- und Gedenkstätte.

(brab)
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