Düsseldorf Bürger gegen Tempo 30 auf der Luegallee

Düsseldorf · Der Vorschlag, auf der Straße das Tempo zu drosseln, wird nicht als Lösung der Oberkasseler Verkehrsprobleme gesehen. 1995 hatte man schon einmal versucht, einen Radweg auf die Fahrbahn zu verlegen - er wurde nicht akzeptiert.

 Tempo 30 auf der Luegallee - das bringt viele in Rage. Auf unserem Foto hört RP-Mitarbeiterin Heide-Ines Willner (r.) die Meinungen an.

Tempo 30 auf der Luegallee - das bringt viele in Rage. Auf unserem Foto hört RP-Mitarbeiterin Heide-Ines Willner (r.) die Meinungen an.

Foto: Andreas Endermann

Sollte man im Rathaus tatsächlich beschließen, der Luegallee in Oberkassel die Regel "Tempo 30" zu verpassen, sollte man sich auf massiven Protest der Anwohner gefasst machen. Von den rund 80 Frauen und Männern, die zur "Mobilen Redaktion" der Rheinischen Post zu diesem Thema auf den Barbarossaplatz gekommen waren, sprachen sich nur einige für diese Vorschrift aus. Der überwiegende Rest ist strikt dagegen, die Luegallee nochmals zu reglementieren.

Dass dies den Verkehr in Nebenstraßen abdrängt, weiß man im Viertel sehr gut: 1995 hatte die damalige rot-grüne Mehrheit einen Radstreifen auf die Allee malen lassen, der zwischen verbleibender Fahrspur und parkenden Autos verlief und als gefährlich, daher unbenutzbar eingestuft wurde. Eine zudem installierte Pförtnerampel auf der Pariser Straße sorgte für noch mehr Ärger: Autofahrer suchten sich Schleichwege, vor allem die Düsseldorfer Straße Richtung Kniebrücke bekam das zu spüren.

Das könnte heute wieder so kommen, fürchtet Dieter Gren von der dortigen Bürgerinitiative. Und Anwohnerin Ursula Heyroth fragt: "Wer schützt uns auf den Bürgersteigen eigentlich vor den Radfahrern?" CDU-Ratsherr und Bezirksvertretungsvorsitzender Rolf Tups war damals schon gegen solche Regelungswut - und ist es heute wieder. Luegallee-Anwohner Claus Fassbeck glaubt immerhin, ein Tempo 30 könnte der Aufenthaltsqualität auf der Straße guttun. Das sieht Ulrich Peters, für die FDP in der Bezirksvertretung, ganz anders: Er ist strikt gegen das Tempolimit. Die linksrheinische FDP-Ratsfrau Monika Lehmhaus sieht zwar Tempo 30 ebenfalls kritisch, weiß jedoch, dass auf der Luegallee dringend etwas für die steigende Zahl von Radfahrern getan werden muss, vor allem für jene, die schnell fahren wollen. Sie plädiert für einen mit gestrichelter Linie markierten Radstreifen auf der Fahrbahn. "Sind keine Radfahrer da, können Autofahrer die Fläche nutzen." Das Zweite-Reihe-Parken durch Lieferverkehr will sie nach französischem Beispiel unterbinden: Damit ausgewiesene Lieferflächen nicht blockiert werden, springt nach einer bestimmten Zeit eine Kontrollkamera an.

Mit der Idee eines gestrichelten Radstreifens liegt Lehmhaus auf einer Linie mit dem Linken-Ratsherrn Georg Blanchard. Er hatte einst, damals noch bei den Grünen, die Radfahrspur befürwortet, heute hält er das für einen Fehler, lehnt auch Tempo 30 ab. Auch Helga Brückner war 1996 für die einspurige Luegallee zugunsten des Radweges. Heute kommt sie zu dem Schluss, dass die Südseite der Luegallee zu eng für einen Radweg ist. "Eine Lösung wäre, einen Radweg auf der etwas breiteren Nordseite in beide Richtungen anzulegen". Dem stimmt Ingrid Köhler zu, die Tempo 30 ablehnt: "Was würde das für eine Schleicherei geben? Die Autofahrer würden auf andere Straßen ausweichen." Ähnlich argumentiert Sven Schulte von der Industrie- und Handelskammer. Er befürchtet Staus und Einbußen für die Einzelhändler. Daran erinnert sich Christiane Brösel: "1996 war schlimm, als sich die Autos in der Comeniusstraße stauten."

Ein Radstreifen in Form einer gestrichelten Linie, wie bereits auf Hansaallee, Schiess- und Löricker Straße eingerichtet, halten viele für zu gefährlich. Das hat Monika Bellwinkel am eigenen Leib erfahren. "Ich fuhr auf der Luegallee in Höhe der St. Antoniuskirche, als plötzlich ein einparkender Autofahrer die Tür öffnete. Ich wurde getroffen und verletzt." Helga Herbrich stellt fest: "Ich bin doch kein Selbstmörder und fahre auf der Luegallee mit dem Fahrrad." In der Kritik sind aber auch die Radfahrer selbst, die sich "an keine Regeln halten und auf dem Gehweg fahren", hat Eva-Renate Wagner festgestellt.

Im Kreuzfeuer: Die Zweite-Reihe-Parker und der Lieferverkehr, die Radfahrer regelmäßig ausbremsen. Siegfried Hanten: "Wer als Radfahrer hinter einem Zweite-Reihe-Parker halten muss, kommt nie wieder aus der Lücke heraus."

Dietmar Stummer gehört zu den wenigen Befürwortern von Tempo 30: "Das wäre eine große Bereicherung für Anwohner, Hausbesitzer, Fußgänger und Radfahrer."

(RP)
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