Düsseldorf Bürger wollen mehr Sicherheit an U-Bahnen

Düsseldorf · Rheinbahn sieht die technischen Sicherheitsmöglichkeiten ausgereizt.

An der Haltestelle "Messe Ost/Stockumer Kirchstraße" haben betroffene Bürger Blumen niedergelegt.

An der Haltestelle "Messe Ost/Stockumer Kirchstraße" haben betroffene Bürger Blumen niedergelegt.

Foto: Andreas Bretz

Mindestens drei Jahre lang hat es keinen Unfall an der Kreuzung Kaiserswerther Straße/Stockumer Kirchstraße gegeben, an dem Fußgänger und Bahnen beteiligt gewesen sind. Das besagt die Statistik der Polizei, in der Bahnüberwege auch nicht als Unfallschwerpunkte auftauchen. Doch nach dem Tod einer 22-Jährigen, die an der dortigen Haltestelle überfahren wurde, fordern Bürger bessere Sicherungen.

"Es ist traurig, wenn die Sache einfach als ,erledigt' abgestempelt wird", sagt Thomas von Wriechen. Der Anwohner hatte an der Fußgängerfurt, an der Blumen an die getötete junge Frau erinnern, selbst einmal beinahe einen gefährlichen Zusammenstoß mit einer U-Bahn. Bekannten sei es ähnlich ergangen. Seiner Meinung nach müsse man sich "etwas Besseres" einfallen lassen als die vorhandenen Blinklichter und Warntöne, beispielsweise ein Umlaufgitter, wie es bereits an vielen anderen Stationen steht.

Die junge Frau soll beim Zusammenstoß mit der Bahn Kopfhörer getragen haben. Signallichter im Boden könnten vor der nahenden Bahn warnen, glaubt von Wriechen: "Smartphones und Kopfhörer sind nicht mehr wegzudenken. Wir müssen uns die Frage stellen, ob diese Warnsignale noch zeitgemäß sind."

Die sogenannten Bodenampeln halten Polizei und Rheinbahn allerdings für wenig sinnvoll. "Nach jedem tragischen Unfall gibt es eine Diskussion über die Sicherheit an den Übergängen", sagt Rheinbahn-Sprecher Georg Schumacher. Dann würden stets mehr Warnsignale gefordert. Bodensignale seien unnötig, weil sowohl eine Noppenplatte als auch eine gezackte weiße Markierung auf dem Boden, sogenannte "Haifischzähne", schon die Aufmerksamkeit erhöhten: "Wer ein Handy benutzt und Stöpsel im Ohr hat, dem kann ich alles anbieten - er bekommt trotzdem unter Umständen nichts davon mit."

Platz für Umlaufgitter, die aus Sicht der Rheinbahn vor allem an weniger stark frequentierten Bahnsteigen eine gute Lösung seien, gebe es nicht überall - und nicht an jeder Haltestelle seien sie praktikabel. Gerade an der Kaiserswerther Straße sei es oft so, dass aus einer einzigen Bahn hunderte Messebesucher ausstiegen, die die Gitter gegebenenfalls umlaufen würden und damit für weitere Gefahren sorgen.

Auch die Koppelung des Bahnverkehrs an die Ampelphasen der Fußgängerüberwege habe sich bei einem Test an der Kölner Straße als schlecht herausgestellt; Fußgänger gingen bei den längeren Wartezeiten einfach bei Rot und verlören noch mehr den Respekt vor Ampeln.

Mehr Sicherheitsanlagen suggerieren laut Schumacher auch, dass im Straßenverkehr alles geregelt und jedes Gefahrenpotenzial minimiert sei. Signale seien wichtig, wichtiger bleibe aber der Überlebensinstinkt der Fußgänger: "Wenn du vor den Gleisen stehst, guckst du, ob eine Bahn kommt." Gelbe Blinklichter überließen, anders als Ampeln, Fußgängern die Entscheidung, ob sie gehen wollen oder die Bahn erst vorbeifahren lassen. Daher könnten laut Schumacher Fahrer nicht immer davon ausgehen, dass ein herannahender Fußgänger auch stehenbleibt, und seien daher angewiesen, defensiv zu fahren.

(bur)
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