Gerresheim Bürger beklagt Schäden durch Baustelle

Gerresheim · Die Bodensanierung des neuen Glashüttenviertels in Gerresheim schreitet voran, doch ein Anwohner ärgert sich noch immer über Schäden, die die Arbeiten vor knapp zwei Jahren verursacht haben sollen. Es droht ein Gerichtsprozess.

 Frank Pfleging (49) lebt seit zwei Jahren mit Schäden in seinem Haus, die er auf Arbeiten auf dem Glashüttengelände (hinten) zurückführt.

Frank Pfleging (49) lebt seit zwei Jahren mit Schäden in seinem Haus, die er auf Arbeiten auf dem Glashüttengelände (hinten) zurückführt.

Foto: A. Endermann

In dem Ordner, den Frank Pfleging mit allen Unterlagen füllt, die mit den Rissen in seinem Haus zu tun haben, ist auch ein kleiner Klebezettel, den sein Sohn ihm Anfang 2015 geschrieben hat: "Mein Bett und mein Schrank wackelt." Sein Zimmer liegt im zweiten Obergeschoss des Hauses, das vielleicht 60 Meter entfernt ist vom Glashüttengelände. Dort sorgte schweres Gerät gerade zu Beginn der Bodensanierung für das künftige Wohnviertel für Staub, Lärm und Vibrationen. Viele Bürger beschwerten sich, kleinere Entschädigungen wurden gezahlt, aber Pfleging will sich damit nicht abfinden. Ihm geht es ums Prinzip - und mehrere Tausend Euro.

Die Risse in den Wänden und Decken des kleinen Hauses in Gerresheim hat Pfleging nicht beseitigen lassen. Gefährlich für die Statik seien sie nicht, erklärt der 49-Jährige, aber ärgerlich. Umso mehr, da er erst wenige Monate vorher alle Räume hat renovieren lassen. 6500 Euro würde die fachgerechte Ausbesserung der Risse und Verwerfungen kosten, die Pfleging auf die im Januar 2015 begonnenen Bodenarbeiten auf dem benachbarten Grundstück zurückführt: "Die Gläser haben in den Schränken vibriert, der Boden hat gewackelt. Das ging über ein Jahr so." Nicht nur er, sondern auch seine Nachbarn hätten sich beim Projetträger des künftigen Glasmacherviertels, der Firma Patrizia, beschwert.

Mitte des Jahres 2015 kam es dann zu einer Aussprache im Gerresheimer Rathaus, zu der Patrizia gleich mit einem Anwalt erschien. "Die wollten den Fall klein halten und jede Beschwerde einzeln abwickeln, um Sammelklagen zu vermeiden", vermutet Pfleging. Seine Nachbarn hätten sich mit Entschädigungszahlungen in dreistelliger Höhe zufrieden gegeben - ihm habe man 400 Euro zum Vergleich angeboten. Viel zu wenig für Pfleging: "Dafür hätten die Maler vielleicht einmal meine Küche überpinselt." Nachdem er das Angebot abgelehnt hatte, bekam er ein Anwaltsschreiben der Patrizia, die den Fall an die Versicherung des mit der Bodensanierung beauftragten Bauunternehmens P&Z weiterreichte. Deren Gutachter sah keinen Zusammenhang zwischen den Schäden im Haus und den Bauarbeiten, ließ Messungen durchführen und stellte fest, dass Pfleging keine Forderungen aufrechterhalten könne.

"Als die Messgeräte bei uns aufgestellt wurden, sind die Bauarbeiten weiter von uns weggerückt", sagt der zweifache Vater. Das bestreitet Bernd Holzrichter, Ansprechpartner von Patrizia für das Glasmacherviertel-Projekt: "Diese Behauptung kenne ich." Holzrichter betont, dass der Fall für das Unternehmen abgeschlossen und nunmehr zwischen Pfleging und der Versicherung zu klären sei. "Die Bauarbeiten wurden auch vorher schon ständig überwacht, alles bewegte sich innerhalb der Grenzwerte", sagt Holzrichter. Vom Angebot Pflegings, der von den ursprünglich geforderten 7000 Euro — 6500 Euro für die Renovierung, 500 Euro für die Reinigung des Hauses und seines Autos vom Baustellenschmutz — Mitte 2016 schließlich selbst die Hälfte übernehmen wollte, wisse Patrizia nichts. Vielmehr sei der Kenntnisstand, dass Pfleging sich mit der Versicherung bereits geeinigt hat.

"Ich habe kein Geld angenommen", betont dieser. Er will den Gang vors Gericht vermeiden, er habe zudem auch kein Gutachten, das beweist, dass die Schäden vom Bau stammen. Er verweist aber auf das Endabnahmeprotokoll der Renovierung von Ende 2014 und den Kostenvoranschlag der Malerfirma. "Ich bin immer davon ausgegangen, dass alle Beteiligten hier eine gute Nachbarschaft wollen", sagt Pfleging. Er hoffe auch nach zwei Jahren noch auf einen Sinneswandel beim Projektträger Patrizia — ohne, dass es zu einem Prozess kommt.

(bur)
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