So hat Düsseldorf gewählt FDP in Jubelstimmung — SPD-Chef Rimkus muss lange zittern

Düsseldorf · Die Liberalen holten in Düsseldorf 17,6 Prozent. Bei CDU und SPD war die Enttäuschung über die hohen Verluste groß. Die CDU gewann beide Direktwahlkreise. SPD-Chef Andreas Rimkus musste dagegen lange zittern, bis feststand, dass auch er in den Bundestag einzieht.

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Foto: Bretz, Andreas

Normalerweise gibt es an einem Wahlabend bei einer der beiden großen Volksparteien Jubel. Dazu kam es am Sonntag im Rathaus nicht. Betretene Mienen bestimmten bei CDU und SPD das Bild, als im Fernsehen die ersten Prognosen bekanntgegeben wurden. SPD-Parteichef Andreas Rimkus rief um 18.02 Uhr das Ende der großen Koalition aus und wurde von vielen Seiten gefragt, ob er dies mit der Parteispitze abgestimmt habe. "Das brauche ich nicht", sagte Rimkus, die NRW- und auch die Düsseldorfer SPD müssten sich nicht verzwergen. SPD-Fraktionschef Markus Raub stimmte zu: "Es ist gut, wenn wir jetzt die Opposition bestimmen und nicht die braune AfD." Die SPD landete bei 21,2 Prozent und verlor sieben Prozentpunkte, war aber etwas besser als die Bundespartei.

CDU holt Direktmandate

Anders die CDU. Sie sackte bei den Zweitstimmen um gut acht Prozentpunkte ab und erreichte noch 30,4 Prozent, gut zwei Prozentpunkte weniger als im Bund. "Wir können nicht zufrieden sein", sagte Parteichef Thomas Jarzombek. "Wir haben in den letzten Wochen zu viel über die Themen der AfD gesprochen." Im Bund laufe es nun auf eine Jamaica-Koalition mit FDP und Grünen hinaus. "Schade, wir hätten gerne Schwarz-Gelb gehabt."

Jarzombek selbst konnte sich andererseits ebenso freuen wie seine Parteifreundin Sylvia Pantel: Beide schafften den Sieg im Kampf um die Direktmandate in den beiden Düsseldorfer Wahlkreisen. Die Vorsprünge waren deutlich: Bei Jarzombek lag der Abstand bei 16 Prozentpunkten, bei Pantel bei mehr als sechs Prozentpunkten. Für SPD-Chef Andreas Rimkus, der im Süden gegen Pantel angetreten war, begann eine stundenlange Zitterpartie. Für ihn kam es darauf an, ob die Landesliste bis zu seinem Listenplatz 17 ziehen würde. Deshalb stand erst in der Nacht fest, dass auch Rimkus in den Bundestag einzieht.

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Immer wieder brach Jubel bei der FDP aus. Vor allem, als Parteichefin Marie-Agnes Strack-Zimmermann per Video-Übertragung aus Berlin zugeschaltet wurde. 17,6 Prozent bei den Zweitstimmen sind ein Top-Ergebnis, nur 2009 war man mit 17,9 Prozent besser. Sie dankte allen Parteifreunden für ihren Einsatz und kündigte an, man werde ab dem ersten Tag daran arbeiten, "die AfD im Bundestag zu entzaubern". Das liberale Urgestein Burkhard Hirsch meinte, die AfD werde relativ schnell an ihren inneren Widersprüchen zerbrechen. Sahra Wagenknecht (Linke) kam wie Strack-Zimmermann über ihren guten Listenplatz in den Bundestag.

Die AfD erreichte knapp acht Prozent und lag gut fünf Prozentpunkte unter dem Bundesergebnis. Die Wahlbeteiligung lag bei 76,5 Prozent, gut drei Prozentpunkte mehr als vor vier Jahren. Dies hat auch mit dem Anstieg bei den Briefwählern zu tun. Die Zahl der Anträge stieg um rund 20.000 auf den Rekordwert von 111.300.

Eine Wahlpanne gab es im südlichen Wahlkreis. In Garath wurden zwischen 8 und 11 Uhr Wahlzettel aus dem nördlichen Wahlkreis ausgegeben. Die Stadt teilte mit, dass 238 falsche Stimmzettel ausgegeben wurden. Für das Ergebnis bedeutet das: Die auf den Wahlzetteln abgegeben Zweitstimmen sind gültig und fließen in die Werte für die Parteien ein. Die Erststimmen aber sind ungültig, was einen Ausschlag gegeben hätte, wenn der Abstand zwischen Pantel (CDU) und Rimkus (SPD) wenige 100 Stimmen ausgemacht hätte. Dies war dann jedoch nicht der Fall.

Oberbürgermeister Thomas Geisel war "betroffen vom Ergebnis der AfD" und "schockiert über das der SPD". Der Wahltag sei ein "Wake-up-call" für die Volksparteien.

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