Bundestagswahl 2017 in Düsseldorf Briefwahl-Auszähler leisten Schwerstarbeit

Düsseldorf · Noch nie haben so viele Düsseldorfer per Brief gewählt. Um die mehr als 105.000 Stimmen kümmerten sich 750 Wahlhelfer.

Die Briefwahl-Auszähler bei der Arbeit
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Die Briefwahl-Auszähler bei der Arbeit

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Der Briefkasten ist bis zum Rand mit den roten Umschlägen gefüllt. Hans-Joachim Wetzler schiebt die Briefe in die gelbe Postkiste und macht sich auf den Weg in Raum 1101. Dort organisieren Wetzler und seine Kollegen aus dem Amt für Statistik und Wahlen die Briefwahl für Düsseldorf. Dutzende der gelben Kisten stehen auf dem Tisch, in allen stapeln sich die roten Umschläge, die die Briefwahlzettel beinhalten. In der letzten Stunde sind noch einmal einige Umschläge an der Brinckmannstraße angekommen. Die Post arbeitet an diesem Wochenende auch sonntags, alle Wahlzettel sollen ihren Weg in die Urnen finden. Um Punkt 18 Uhr wird Wetzler das letzte Mal in den Briefkasten schauen. "Die Umschläge, die das Amt später erreichen, werden als ungültig gewertet", erklärt er.

In diesem Jahr haben mehr als 105.000 Wähler per Brief gewählt, ein neuer Rekord für Düsseldorf. Für die 750 Wahlhelfer, die die Briefwahlzettel auszählen, bedeutet das auch mehr Arbeit. Sie sitzen an diesem Sonntagabend in den Büroräumen der Behörden. Wo sonst Bauanträge bearbeitet werden oder Vermessungen für das Katasteramt stattfinden, werden die Stimmen der Briefwahl ausgezählt.

Der Wahlkampf in Düsseldorf - eine Chronik
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Foto: Laura Ihme

Alexander Hens sitzt in einem der 94 Räume. Er arbeitet bei der Stadt und wurde vor einigen Jahren gefragt, ob er als Wahlhelfer arbeiten möchte. Seitdem habe er bei jeder Wahl geholfen: "Ich finde es sehr wichtig, dass diese entscheidende Aufgabe ordentlich gemacht wird." Seit 14 Uhr sitzt er mit acht anderen Helfern in einem kleinen Büro und bereitet die Auszählung vor. Alle Briefwahlunterlagen erreichen das Amt in zwei Umschlägen. Der äußere rote Umschlag darf schon vor 18 Uhr geöffnet werden. "Wir kontrollieren, ob der Wahlschein korrekt ausgefüllt ist und ob die Unterlagen vorschriftsgemäß im Umschlag zu finden sind", erzählt Hens. Der eigentliche Wahlzettel steckt in einem zweiten blauen Umschlag, den die Wahlhelfer bis 18 Uhr in der Urne verwahren.

Im ganzen Haus herrscht reges Treiben. Die Kisten werden an die zuständigen Orte verteilt, in den einzelnen Räumen stapeln sich die Zettel. Etwa eine Stunde bevor die Wahlhelfer die Urnen öffnen dürfen, sind die meisten Teams fertig mit den Vorbereitungen. Viele der Helfer gehen für ein paar Minuten vor die Tür, um die letzten Sonnenstrahlen zu genießen und sich vor der Auszählung zu stärken. Auch im zentralen Raum bei Hans-Joachim Wetzler und seinen Kollegen ist die Stimmung gut. Stadtdirektor Burkhard Hintzsche hat gerade von ersten Hochrechnungen berichtet, die eine bessere Wahlbeteiligung versprechen. Er sei ins Amt gekommen, um die vielen Wahlhelfer zu würdigen. "Ich möchte denen danken, die sich hier engagieren", erklärt er. Außerdem erhoffe er sich, über die sozialen Medien noch einmal einige Bürger zu erreichen, die bislang noch nicht Wählen waren.

Um kurz vor sechs wird es langsam still auf dem Hinterhof des Amts. Die Wahlhelfer gehen in ihre Räume, um pünktlich mit den Auszählungen anzufangen. "Um 18 Uhr öffnen wir die Urnen und fangen mit dem Sortieren an", sagt Jennifer Kühnel, die sich als Wahlhelferin engagiert. Ihre Aufgabe sei eigentlich einfach zusammenzufassen: "Wir müssen einfach nur richtig zählen." Wenn die ersten Ergebnisse feststehen, wird sie alle Zahlen an eine Sammelstelle im Haus weitergeben.

Nun kommt Hans-Joachim Wetzler eine weitere zentrale Aufgabe zu: Regelmäßig gibt es Wahlzettel, wo der Wählerwille nicht eindeutig zu erkennen ist. Bürger malen Blumen auf den Zettel oder schreiben ganze Gedichte in der Kabine. Die Wahlhelfer entscheiden dann gemeinsam, ob die Stimmen gültig sind. Er habe am Wahlsonntag nie Zeit, zur Wahl zu gehen. Deshalb wähle er schon seit vielen Jahren per Briefwahl. "In diesem Jahr war ich sogar der zweite Düsseldorfer, der seine Briefwahlunterlagen im Internet beantragt hat."

(RP)
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