Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) Das Motorrad bleibt in Düsseldorf

Düsseldorf · FDP-Chefin Marie-Agnes Strack-Zimmermann konzentriert sich auf den Bundestag. Nachfolger an der Fraktionsspitze im Rathaus ist Manfred Neuenhaus, der dieses Amt bereits von 2009 bis 2013 innehatte.

 Marie-Agnes Strack-Zimmermann war am Sonntag aus Berlin per Videoschalte im Rathaus dabei. Es gab für sie viel Beifall.

Marie-Agnes Strack-Zimmermann war am Sonntag aus Berlin per Videoschalte im Rathaus dabei. Es gab für sie viel Beifall.

Foto: Andreas Bretz

Neulinge im Bundestag haben vieles zu bewältigen. Ein Büro mit Mitarbeitern aufbauen, sich in der Fraktion zurechtfinden, Büro einrichten, Wohnung suchen. Zumindest Letzteres steht bei Marie-Agnes Strack-Zimmermann nicht auf der Agenda. Seit einigen Jahren hat die Familie eine Zwei-Zimmer-Wohnung in Berlin-Mitte angemietet. Die nutzte die Tochter, als sie in der Hauptstadt arbeitete, nun nutzen sie die Eltern. Die Düsseldorfer FDP-Chefin kennt die Stadt sehr gut. Ehemann Horst, der nun mit "wechselt", ist aus Berlin, und das gilt auch für Strack-Zimmermanns Familie väterlicherseits. "Wir hatten immer einen Bezug zu dieser Stadt."

Düsseldorf bleibt jedoch der Erstwohnsitz des Paars, das bei vielen Veranstaltungen in der Landeshauptstadt zu den Stammgästen gehört. Auch das geliebte Motorrad, eine BMW 1200 C, zieht nicht mit um. "Vielleicht fahre ich damit im Sommer mal nach Berlin und unternehme Ausfahrten nach Brandenburg. Dort ist es sehr schön."

Jetzt aber geht es erst einmal in den Bundestag. Teil drei der Polit-Karriere von Strack-Zimmermann. "Die vollzieht sich bei mir in Dekadenschritten", sagt sie. Um die 40: Start in der Bezirksvertretung Gerresheim. Um die 50: Bürgermeisterin für Düsseldorf. Jetzt, mit 59 Jahren, der Wechsel in die Bundespolitik. Dies nicht irgendwie, sondern mit dem besten liberalen Wahlkreisergebnis in Deutschland. Die Bundesvize kann 19,76 Prozent der Zweitstimmen im Wahlkreis 106 verbuchen. "Gigantisch."

Temperament kennzeichnet Strack-Zimmermann, im Rathaus war sie oft für die Abteilung Attacke zuständig. Diesen Zug will sie in Berlin nicht unterdrücken, aber auch nicht um seiner selbst willen ausleben. "Es kommt auf die Protagonisten an und wie sie einen reizen." Am Tag eins nach der Wahl kritisiert sie die Ankündigung von Martin Schulz, in die Opposition zu gehen: "Es ist skandalös, was die SPD gemacht hat. Es geht doch nicht um Martin Schulz, sondern um Deutschland. Wir sind in der Politik und nicht in einem Kegelclub, bei dem der Chef sagt: Jupp, ich habe keine Lust, die Kasse zu führen, mach' du das mal."

Eine Jamaika-Koalition ist für sie kein Selbstläufer. "Für uns zählen nur Inhalte und deshalb warten wir auf den, der anruft. Bevor wir jedoch unsere zentralen Inhalte nicht umsetzen können, werden wir lieber eine starke Opposition." Die Liberale möchte sich in Berlin für die Belange der Kommunen einsetzen, auch beim Thema Gesundheit hat sie Expertise. Die Verteidigungspolitik interessiert Strack-Zimmermann ebenfalls, im Sommer hat sie an einer Wehrübung teilgenommen. "Das ging an die Grenzen."

Die Politik in der Landeshauptstadt wird die Liberale weiter mitbestimmen, aber von einer anderen Warte aus. Am Montagabend wurde Manfred Neuenhaus (58) einstimmig zu ihrem Nachfolger an der Fraktionsspitze gewählt. Der Fraktionsgeschäftsführer arbeitet seit 15 Jahren eng mit "Strazi" zusammen. Er hat den Wahlsieg in Berlin mitgefeiert und war schon von 2009 bis 2013 Fraktionschef. Den Vertrag der Ampel-Kooperation hat er mit ausgehandelt. "Diese Zusammenarbeit ist durch die Bundestagswahl nicht betroffen", sagt er. Neuenhaus setzt auf Bildung, Schulbau, beitragsfreie Kitas, man halte die Familienwerte hoch. Der AfD hält er "den Anspruch der offenen Stadt Düsseldorf entgegen. Hier sind die Leute höflicher, fröhlicher und zufriedener als anderswo. Das müssen wir unbedingt erhalten."

(ujr)
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