Düsseldorf Capricorn: Projekt Nürburgring wackelt

Düsseldorf · Trotz positiven EU-Bescheids steht noch immer nicht fest, ob die Übernahme der Rennstrecke gelingt. Im Zentrum steht Robertino Wild, Chef der Düsseldorfer Capricorn Group. Ein Treuhänder ist eingeschaltet, die Finanzierung offen.

 Hilfesuchender Blick: Capricorn-Chef Robertino Wild (Mitte) und die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) im April am Nürburgring.

Hilfesuchender Blick: Capricorn-Chef Robertino Wild (Mitte) und die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) im April am Nürburgring.

Foto: dpa

Spricht man mit Robertino Wild über das, was derzeit rund um die Übernahme des Nürburgrings passiert, ist für den Eigentümer der Capricorn Group mit Sitz in Düsseldorf alles klar: "Es gibt zu viele, die mir übel wollen. Ich habe mir zu viele Feinde gemacht." Fakt ist, dass Wild, dessen Unternehmen sich auf Automobilzulieferung spezialisiert hat, bei seinem Versuch, die rheinland-pfälzische Rennstrecke zu kaufen, selbst in Schwierigkeiten geraten ist. Derzeit sucht er nach Geldgebern, um die zum 31. Oktober fällige zweite Rate von fünf Millionen Euro zahlen zu können. Seine Villa hat er ebenso beliehen wie seine Kunstsammlung.

Noch offen ist, ob die dritte Tranche (bis 20. Dezember) und anschließend der Restbetrag fließen werden. Ursprünglich sollte die Deutsche Bank 45 der 77 Millionen Euro über einen Kredit finanzieren. Festgelegt war dies in einem aufwendigen Kreditvertrag - laut Insidern dicker als ein Telefonbuch. Doch die Bank soll zunächst nicht mehr als Kreditgeberin bereitstehen. Seine Anteile hat Wild inzwischen an einen Treuhänder übertragen - an den Sachwalter Jens Lieser, wie er unserer Zeitung sagte: "Diese Auffanglösung habe ich gemacht, damit den Mitarbeitern am Nürburgring kein Schaden entsteht, falls es schiefgeht." Zudem erleichtere die Treuhand, an seiner Stelle einen anderen Käufer in das Geschäft hineinzunehmen.

Wild sagt, er habe zunächst die Option auf den Kredit der Deutschen Bank nicht gezogen. Seine Begründung: Weil der Verkauf der Rennstrecke an die Capricorn Nürburgring Besitzgesellschaft unsicher war, wären für den Kredit hohe Bereitstellungskosten fällig geworden. Wild spricht von einem jährlichen Millionenbetrag. Ausgeräumt ist inzwischen die Unsicherheit, ob der Verkauf dem Europarecht entsprochen hat. Fraglich ist aber, ob die Deutsche Bank als Kreditgeberin noch bereitsteht. Zumal unterlegene Mitbewerber angekündigt haben, gegen den Verkauf zu klagen. Das könnte sich nach Meinung von Experten Jahre hinziehen. "Es ist unmöglich, eine Kreditzusage zu bekommen, wenn es länger als ein Jahr dauert", sagt Wild. Als "großen Fehler" räumt er ein, seine Kunstsammlung zweimal beliehen zu haben. Juristisch gesehen sei das nicht korrekt, "aber die Kunstsammlung ist mehr wert als die beliehenen 2,2 Millionen Euro".

Geschichte des Nürburgrings
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Auch in Düsseldorf kam er in Zahlungsschwierigkeiten: Weil er Fristen nicht eingehalten hatte, trat die Stadt vom Verkauf zweier Grundstücke im Düsseldorfer Hafen an Capricorn zurück. Bei einem dritten Grundstück soll die Wiener Immofinanz ein Zwangsvollstreckungsverfahren eingeleitet haben. Hingegen soll es bei der Cluster Produktionstechnik, einem Neubauprojekt der RWTH Aachen, in das Capricorn rund 50 Millionen Euro investiert, keine Probleme geben. "Es läuft alles normal, wir gehen von einem positiven Fortgang aus", sagt Martina Mainz vom Campus-Management.

Ehemalige Mitarbeiter in einer der zahlreichen Gesellschaften des Capricorn-Eigners gehen auf Distanz zu ihrem früheren Chef. Er habe gekündigt, weil er wisse, dass das Firmenkonstrukt wackele, zumindest in Teilen insolvent sei, sagte ein früherer Finanzfachmann der Capricorn-Gruppe. Wild müsse vorsichtig sein, um nicht in den Ruch der Insolvenzverschleppung zu kommen. Zudem heißt es in der Branche, dass das Restaurant "Lido" im Düsseldorfer Medienhafen, das Wild gehört, auch nicht mit dem erhofften Erfolg läuft. Wild selbst bestreitet die Gerüchte.

(RP)
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