Wohnraum in Düsseldorf Carlstadt teurer als Oberkassel

Düsseldorf · Das historische Viertel nahe der Altstadt ist Geheimtipp für alle, die mitten in der Stadt Idylle, reizvolle Restaurants und pfiffige Läden suchen. Als Wohnadresse ist es inzwischen sehr begehrt. Aber die Angebote sind knapp, und daher die Preise hoch.

 Einer der Hinterhöfe an der Hohe Straße mit Café.

Einer der Hinterhöfe an der Hohe Straße mit Café.

Foto: ho

Wer in Düsseldorf an begehrte Wohnlagen denkt, dem fällt (neben anderen) Nieder- und Oberkassel ein oder Zoo, Teile von Gerresheim sind attraktiv zum Leben, auch Wittlaer und Kaiserswerth. Nur Insider wissen jedoch, dass sich längst ein anderer Stadtteil an die Spitze der begehrten Adressen geschoben hat: Die Carlstadt. Jenes Viertel also, das nach dem Kurfürsten Carl 'Theodor benannt ist, der es (in streng rechteckigen Straßenverläufen) planen und bauen ließ.

Rund um Hohe Straße, Bastionsstraße, nahe dem Stadtmuseum und dem Spee'schen Graben, auf der Citadellstraße und mit der Maxkirche im Blick, lässt es sich sehr gut leben, stellen immer mehr Menschen fest. Und weil das vorwiegend solche sind, die über ein höheres Einkommen verfügen, steigen die Preise.

Alteingesessene sehen das mit Skepsis. Vor wenigen Jahren frotzelten sie über die Heubelisierung des Viertels. Das war die Zeit, in der der Antiquitätenhändler Heubel weitere Geschäfte eröffnete und manche meinten, das sei doch ein bisschen viel. Nun spricht man von der Oberkasselisierung des Quartiers — weil es auf einmal als schick ist, dort zu wohnen. Dirk Schaper (Altstadtgemeinschaft) kennt diese ganzen Entwicklungen seit Jahren und bestätigt, dass der Bereich immer begehrter wird.

Das schlägt sich auch in Zahlen nieder: In der Bodenrichtwerttabelle der Stadt Düsseldorf (nachzulesen unter "Boris NRW.de") wird für den Bereich Bastionstraße, Citadellstraße ein Bodenrichtwert von 3700 Euro angegeben. In den Top-Lagen in Oberkassel sind es rund 1800. Teurer als die Carlstadt ist in der City nur der unmittelbare Bereich rund um die Kö, wo der Bodenrichtwert zwischen 8000 und 16 000 Euro liegt. Der Bodenrichtwert ist der Grundstückspreis (ohne Gebäude), der im Falle eines Verkaufs aufgerufen würde.

Dagmar Böcker-Schüttken (Böcker Immobilien), deren Firma mehrere Objekte in der Carlstadt vermarktet hat, bestätigt den Preisdruck: Für hochwertige Gebäude werden bis zu 22 Euro Miete pro Quadratmeter und Monat gezahlt — ein Spitzenpreis, selbst für Düsseldorfer Verhältnisse. Die Fachfrau sagt: "Das wäre noch vor wenigen Jahren nicht denkbar gewesen."

Für die Carlstadt spreche die zentrale und sehr ruhige Lage. Man lebe mitten in der Stadt, könne Rhein, Altstadt, Königsallee, Theater, Oper, viele gute Geschäfte und Restaurants problemlos zu Fuß erreichen. Böcker-Schüttken: "Dort brauchen sie kein Auto." Wenn man doch eins hat, gibt es allerdings Probleme mit den Parkplätzen. In der Nähe liegen jedoch das Parkhaus Carlsplatz und die Tiefgarage Akademiestraße. Und noch ein Trend ist neuerdings zu beobachten: Eine ganze Reihe von Wohnungen sind Zweitwohnsitze — für das entspannte Wochenende in der Großstadt, mitten im City-Leben.

Auch die Läden sind begehrt: Zwei Geschäfte auf der Hohe Straße, die jetzt geschlossen werden, waren umgehend wieder vermietet. Andere bekommen immer wieder Anfragen von Maklern: Die Lage ist auch bei Kaufleuten sehr begehrt.

(RP/jco)
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