Düsseldorf CDU diskutiert über Deutschland als Einwanderungsland

Düsseldorf · Die Düsseldorfer CDU will den Dialog über Zuwanderung intensivieren. Eine Podiumsdiskussion lieferte gestern Abend Denkanstöße.

Soll man Zuwanderung steuern? Und wenn ja wie? Darüber wollen sich Düsseldorfs Christdemokraten mit den Bürgern in den kommenden Monaten verstärkt austauschen. Zum Auftakt moderierte Parteichef Thomas Jarzombek gestern Abend in der Zentrale der Landespartei an der Wasserstraße eine Podiumsdiskussion mit spannenden Gästen. "Manche sagen, wir sind kein klassisches Einwanderungsland. Von mir aus. Dann sind wir eben ein Einwanderungsland eigener Art. Aber wir sind eins", legte die frühere Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth gleich zu Beginn in ihrem Impulsreferat die Marschroute des Abends fest. Die Christdemokratin mahnte davor, bei dieser wichtigen Frage zu spät zu reagieren. Wer glaube, er könne erst dann Menschen anwerben, wenn die Arbeitslosigkeit im Land irgendwann um 2020 der Vergangenheit angehöre, begehe einen Fehler.

Wie schwierig es für ein Unternehmen ist, einen qualifizierten Mitarbeiter aus einem Nicht-EU-Land nach Düsseldorf zu holen, erklärte Rolf Schrömgens, Gründer und Geschäftsführer des Hotel-Vergleichsportals Trivago, mit einem Beispiel. "Seit Monaten wartet ein qualifizierter Afrikaner, den wir sofort einstellen würden, in einem Hotel in Nairobi darauf, nach Deutschland einreisen zu dürfen." Seine Botschaft ans Publikum: "Nicht jeder, der in unser Land will, verlangt uns etwas ab. Sondern er gibt uns etwas. Das haben manche Bürger und Ausländerbehörden immer noch nicht verstanden."

Dem viel genannten Vorbild Kanada erteilte der Präsident des Bundesamtes für Migration Manfred Schmidt eine Absage: "Das Punktesystem zur Steuerung der Einwanderung wird dort gerade wieder aufgegeben." Nur ein Viertel der Zuwanderer in Kanada seien Fachkräfte, der Rest entfalle auf Familienangehörige. Schmidt mahnte mehr Konsequenz bei der Behandlung der Asylbewerber an: "Wenn wir bei Menschen vom Balkan eine Anerkennungsquote von 0,1 Prozent haben, ist es eben nicht konsequent, dass die Berliner Arbeitsagentur kosovarische Flüchtlinge in Praktika vermittelt. Warum soll unsere Behörde dann schneller entscheiden?" Dass es zur Zuwanderung keine Alternative gibt, verdeutlichte Roland Schüßler von der hiesigen Agentur für Arbeit: "60 000 Düsseldorfer gehen in den kommenden Jahren in den Ruhestand. Wir brauchen Menschen aus anderen Ländern."

(RP)
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