Heidrun Leinenbach "CDU hätte Elbers auffangen können"

Düsseldorf · In einer Woche wählen die Christdemokraten ihren neuen Vorstand. Die Herausforderin von Thomas Jarzombek spricht darüber, wie sie die Spaltung in ihrer Partei überwinden und mehr Frauen für die CDU begeistern will.

 Was hat die CDU aus der Niederlage bei der Kommunalwahl gelernt? "Das frage ich mich auch", sagt Heidrun Leinenbach.

Was hat die CDU aus der Niederlage bei der Kommunalwahl gelernt? "Das frage ich mich auch", sagt Heidrun Leinenbach.

Foto: Andreas Endermann

Sie sind im Vorstand des Venetienclubs und wollen CDU-Chefin werden. Wo hätten Sie, wenn sie gewählt werden, mehr zu lachen?

Heidrun Leinenbach Ich bin eine rheinische Frohnatur, mir vergeht das Lachen nicht so leicht. Ich glaube, dass auch die Arbeit im CDU-Vorstand Spaß macht - sonst würde ich nicht kandidieren.

Sie kandidieren in einer Partei, die in jüngster Zeit die letzten Oberbürgermeisterposten in Metropolen verloren hat. Warum kann die CDU keine Großstädte?

Leinenbach Oft ist es eine Personenwahl. Darüber hinaus muss man genauer analysieren, wie die Großstädte ticken, wie die Strukturen sind und welche Themen wichtig sind.

Was meinen Sie damit konkret?

Leinenbach Nehmen Sie zum Beispiel die Situation, in der Menschen ein Elternteil ins Heim bringen müssen. Das ist extrem bitter. Wir müssen im Interesse beider Generationen noch bessere Angebote schaffen, damit Ältere möglichst lange zuhause bleiben können, und dafür auch neue technische Möglichkeiten nutzen. Und wir müssen uns die Situation junger Familien näher anschauen und entsprechende Angebote machen.

In Düsseldorf haben Sie einen Parteichef, der einige dieser Voraussetzungen für die Großstadt erfüllt. Thomas Jarzombek ist jung, gilt als Experte für Digitales. Warum wollen Sie ihn trotzdem ablösen?

Leinenbach Digitales Expertenwissen alleine ist zu wenig. Mir fehlt die klare Linie. Es ist nicht klar, wo die CDU hin will. Es wird mal hier etwas gemacht und mal dort, aber eine Strategie ist für mich nicht erkennbar. Es scheitert schon daran, dass viele CDU-Mitglieder nicht mehr wissen, wofür die CDU in Düsseldorf steht.

Wie wollen Sie sich als Alternative zu Jarzombek profilieren?

Leinenbach Ich möchte eine Parteichefin sein, die für eine gute Kommunikation steht - nach innen, von der Basis bis zur Parteispitze, und nach außen, unter anderem durch intensiven Kontakt zu den Bürgern und gute Pressearbeit. Ich erlebe im Moment eine Basis, die tief verunsichert ist, der für ihre tägliche Arbeit nichts an die Hand gegeben wird. Das möchte ich ändern und wieder eine geschlossene Partei schaffen, die als Einheit auftritt. Auf diesem Weg können wir auch den Düsseldorfern vermitteln, wofür die CDU steht. Und damit meine ich nicht, die finanzielle Situation der Partei in der Öffentlichkeit zu diskutieren.

Im Moment steht die CDU vor allem für internen Streit und zwei Lager. Wie nehmen Sie diesen Streit wahr?

Leinenbach Das ist seit dem Kommunalwahlkampf 2014 spürbar. Wir haben durch innerparteiliche Kämpfe so viel Energie verbraucht, dass am Ende niemand mehr wusste, wofür wir eigentlich kämpfen. Es mag sein, dass Dirk Elbers an der ein oder anderen Stelle nicht gut beraten war, aber die Partei hätte ihn auffangen können, wenn sie zusammengestanden hätte.

Was hat die CDU aus der Niederlage gelernt?

Leinenbach Das frage ich mich auch.

Was haben Sie persönlich gelernt?

Leinenbach Dass wir es bis jetzt versäumt haben, die Gründe zu analysieren und konkrete Schlüsse daraus zu ziehen. Sonst wüssten wir schon, was wir in der Zukunft tun müssen.

Fällt der CDU deshalb die Oppositionsrolle so schwer?

Leinenbach Ja auch.

Frauen spielen in der Düsseldorfer CDU bisher eine unterdurchschnittliche Rolle. Wie kann Ihre Partei weiblicher werden?

Leinenbach Ich möchte an dieser Stelle unseren Generalsekretär Peter Tauber zitieren: Die CDU muss Frauen in die Partei holen und auch in Führungspositionen bringen. Eine Düsseldorfer Parteivorsitzende wäre da doch ein guter Schritt. Wir brauchen eine gute Mischung, gute Männer und gute Frauen. Ein Großteil unserer Wähler ist weiblich, die müssen wir doch bedienen.

Zu den wenigen weiblichen Aushängeschildern zählt die Bundestagsabgeordnete Sylvia Pantel, die sich aber ständigen innerparteilichen Attacken ausgesetzt sieht. Warum tun sich die Männer in Ihrer Partei so schwer mit ihr?

Leinenbach Ich habe Sylvia Pantel als gradlinige Frau kennengelernt, die die Dinge klar ausspricht, die aus ihrer Sicht nicht gut laufen. Sie vertritt ihre Positionen mit Leidenschaft, auch wenn sie gegen Widerstände kämpfen muss. Sie lässt sich nicht so leicht beeindrucken. Das ist eher ungewöhnlich, deshalb hat sie einige Kämpfe zu kämpfen.

Als CDU-Vorsitzende hätten Sie das Vorschlagsrecht für die nächste Oberbürgermeisterwahl. Wen würden Sie vorschlagen?

Leinenbach Einen sympathischen Menschen, der auf die Bürger zugehen und sie mitnehmen kann. Wenn dieser jemand eine Frau wäre, wäre das auch nicht schlecht.

Bisher haben Sie kein Mandat. Welches würden Sie als Parteichefin anstreben?

Leinenbach Ich möchte weder in den Bundes- noch in den Landtag.

Also Stadtrat?

Leinenbach Das ist noch weit weg. Jetzt ist mein Ziel Parteivorsitzende zu werden, sonst nichts, weil man in diesem Amt richtig was bewegen kann. Es kribbelt bei mir schon in den Fingern.

Wenn die Delegierten des Kreisparteitags dennoch am Ende mehrheitlich für Thomas Jarzombek stimmen, welchen Grund hätte das dann?

Leinenbach Dass er länger bekannt ist und die Unterstützung der Geschäftsstelle hat.

CHRISTIAN HERRENDORF FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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