Analyse CDU in Kampfesstimmung

Düsseldorf · In zwei der vier Landtags-Wahlkreise bahnen sich bei der Düsseldorfer CDU spannende Kämpfe an: Rechtsanwältin Angela Erwin kandidiert gegen Fußballlehrer Stefan Wiedon, Unternehmensberater Andreas-Paul Stieber gegen Rechtsanwalt Olaf Lehne.

 Olaf Lehne.

Olaf Lehne.

Foto: CDU

Die Rolle der Opposition mussten die Düsseldorfer Christdemokraten gleich auf mehreren Ebenen verdauen: Im Stadtrat sind sie - obwohl stärkste Fraktion - seit 2014 nicht mehr an der Macht, im Landtag sitzen sie seit fast sechs Jahren auf der Oppositionsbank, verloren bei der Neuwahl 2012 drei der zuvor vier Sitze. Die CDU wirkt noch immer leicht verkatert. Im Kreisverband wurde nach einem gescheiterten Putschversuch innerhalb des Parteivorstands 2015 zwar ein Burgfrieden geschlossen, der zu halten scheint. In der Ratsfraktion ist das noch nicht gelungen: An der Spitze stehen zwei Alphamänner in Konkurrenz, und es gibt noch mehr ähnlich selbstbewusste Exemplare.

Interner Kampfgeist wird die CDU auch in den nächsten Monaten prägen. Denn ernsthafte Interessenten für die Landtagswahl 2017 haben bereits ihre Hüte in den Ring geworfen. Und fest steht, dass es in mindestens zweien der vier Düsseldorfer Landtagswahlkreisen zu spannenden Kopf-an-Kopf-Rennen kommen wird. Entschieden werden soll laut Parteichef Thomas Jarzombek noch vor den Sommerferien bei einem Delegierten-Parteitag. Zuvor wird es Abstimmungen der Mitglieder in den jeweiligen Wahlkreisen geben. Die haben jedoch nur empfehlenden Charakter.

 Andreas-Paul Stieber.

Andreas-Paul Stieber.

Foto: CDU

Der aus CDU-Sicht attraktivste, weil stark bürgerlich geprägte Wahlkreis, hat die Nummer 40 und liegt im Norden der Landeshauptstadt, reicht von der Innenstadt bis nach Angermund. Dort will wieder Olaf Lehne antreten. Der 54-jährige Rechtsanwalt saß bereits von 2005 bis 2012 im Landtag, hatte den Wahlkreis zweimal direkt gewonnen. 2014 zog Lehne, der Vorsitzender des Deutschen Roten Kreuzes in Düsseldorf ist, wieder in den Stadtrat ein, dem er vor der Zeit im Landesparlament schon angehört hatte. Ein Stadtratskollege könnte ihm jetzt gefährlich werden: Andreas-Paul Stieber (50), selbstständiger Unternehmensberater, amtierender Schützenkönig - und politisch hochambitioniert. Lehne gilt als gut vernetzt, hat in der Vergangenheit die CDU-Klientel gut mobilisiert, ist Kumpel-Typ und Straßenwahlkämpfer, Stieber setzt seine berufliche Wirtschaftskompetenz und Erfahrungen im Gesundheitsbereich (er hat eine Spenderniere) dagegen. Das Ende ist offen.

 Angela Erwin.

Angela Erwin.

Foto: Bretz, Andreas

Ähnlich sieht es im Wahlkreis 42 aus, der von einstigen Arbeitervierteln wie Oberbilk, Szene-Vierteln wie Friedrichstadt und Unterbilk über das ländliche Hamm bis zum feineren Linksrheinischen reicht, und entsprechend heterogen von der Wählerschaft ist: Dort will erneut Stefan Wiedon (50) kandidieren. Der Fußballlehrer, der dem CDU-Arbeitnehmerflügel CDA angehört, war von 2010 bis 2012 im Landtag, hatte das Mandat direkt geholt, scheiterte aber zwei Jahre später bei der Neuwahl gegen die SPD-Kandidatin Marion Warden und kehrte auch zurück in den Stadtrat. Er gilt als gut vernetzt (zumindest im rechtsrheinischen Teil seines Wahlkreises), hat aber eine starke Mitbewerberin: Angela Erwin (35), Rechtsanwältin, Vize-CDU-Chefin, Tochter des 2008 verstorbenen Oberbürgermeisters Joachim Erwin. 2014 kandidierte sie für den Stadtrat, am Ende fehlten ihr nur wenige Stimmen - sie unterlag einem Grünen. Doch das Wahlkämpfen hat sie da gelernt. Sie ist präsent in der Stadtgesellschaft, Mitglied im Landesvorstand des CDU-Mittelstands und gilt als sehr fleißig. Dass sie noch nicht mit großer politischer Erfahrung aufwarten kann, muss nicht von Nachteil sein: Als junge Frau hat sie im Zweifel die besseren Chancen auf einen guten Platz auf der Reserveliste für die Landtagswahl.

 Stefan Wiedon.

Stefan Wiedon.

Foto: Bretz, Andreas

Kampfkandidaturen sind auch im Osten und Süden Düsseldorfs nicht ausgeschlossen, aber weniger wahrscheinlich: Im Osten wird als neuer Kandidat Marco Schmitz hoch gehandelt. Der 37-Jährige arbeitet bei einem kommunalen Verband, könnte im Landtag entsprechende Impulse setzen. Im Süden gilt der Rechtsanwalt Peter Preuß (62), seit 2005 im Landtag, als gesetzt - und das, obwohl er 2015 den Protest gegen Parteichef Jarzombek mit angeführt hatte. Als CDA-Chef hat er aber Gewicht in der Partei und gute Chancen auf einen sicheren Listenplatz. Manche sähen gerne CDU-Vize Peter Blumenrath als Alternative, er will aber nicht gegen Preuß kandidieren.

(dr)
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