Düsseldorfer Kandidaten für die Bundestagswahl CDU kürt Kandidaten für Berlin

Düsseldorf · Im Wahlkreis 107 (Düsseldorf-Süd) haben sich die Mitglieder mit 62 Prozent für Ratsfrau Sylvia Pantel entschieden, im Norden (Wahlkreis 106) kam Thomas Jarzombek trotz eines spontanen Gegenkandidaten auf 91 Prozent. Nominiert wird erst auf dem Parteitag, Kampfkandidaturen sind möglich.

 Parteichef Klaus-Heiner Lehne gratuliert Sylvia Pantel zum Sieg. Er hatte im Vorfeld eher Kerstin Terhardt unterstützt. In der Mitte: Wolfgang Schulhoff, Präsident der Handwerkskammer und viele Jahre CDU-Bundestagsabgeordneter.

Parteichef Klaus-Heiner Lehne gratuliert Sylvia Pantel zum Sieg. Er hatte im Vorfeld eher Kerstin Terhardt unterstützt. In der Mitte: Wolfgang Schulhoff, Präsident der Handwerkskammer und viele Jahre CDU-Bundestagsabgeordneter.

Foto: Hans-Juergen Bauer

Die Kandidatinnen mobilisieren die Basis. Im weiteren Umfeld der Handwerkskammer ist kaum mehr ein Parkplatz zu finden, auch im Saal ist jeder Stuhl besetzt, viele müssen draußen stehen. OB Dirk Elbers und seine Frau sitzen in der ersten Reihe - und wählen später mit. Fast 300 Mitglieder aus den CDU-Ortsverbänden im Bundestagswahlkreis 107 (von Oberbilk bis Urdenbach) sind gekommen - so viele wie lange nicht bei einer Nominierung im Düsseldorfer Süden.

 Thomas Jarzombek wird wieder im Düsseldorfer Norden bei der Bundestagswahl antreten. Die Mitglieder im Wahlkreis 106 wählten ihn mit 91 Prozent.

Thomas Jarzombek wird wieder im Düsseldorfer Norden bei der Bundestagswahl antreten. Die Mitglieder im Wahlkreis 106 wählten ihn mit 91 Prozent.

Foto: Orten

Seit 1994 hieß hier die Kandidatin der CDU Beatrix Philipp, doch 2013 tritt die 67-Jährige nicht wieder an. Während im Norden der Stadt, im Wahlkreis 106, der Bundestagsabgeordnete Thomas Jarzombek (39) wieder antritt und von der Basis ohne Gegenkandidatur mit 91 Prozent der Stimmen bestätigt wurde, soll im Süden mit Blick auf einen besseren Platz auf der Reserveliste für die Bundestagswahl 2013 auf Philipp wieder eine Frau folgen. Gleich zwei stehen an diesem Abend zur Wahl. Sie sind selbstbewusst, jede auf eine andere Art kompetent. Und sie stehen für Rollenbilder, die beide Teile der Christdemokratie sind: Da ist Sylvia Pantel, 51, Ratsfrau und Mutter von fünf erwachsenen Kindern. Manche Gegner werfen ihr vor, keinen Beruf gelernt zu haben. Ihre Unterstützer sagen, fünffache Mutter sei ein Managerjob. Nachts hat Pantel als Selbstständige Zeitungen ausgefahren. Sie ist Chefin der Frauen Union, engagiert sich für Familie, Bildung und Soziales.

Gegen sie kandidiert Kerstin Terhardt. Sie ist 34, hat Betriebswirtschaft studiert und Karriere gemacht: Sie ist Direktorin beim Bankhaus HSBC Trinkaus & Burkhardt. Sie ist seit fast 20 Jahren stark in der Jungen Union engagiert, seit 1995 Mitglied der CDU. "Ein klassisches Parteigewächs", wie sie selbst in ihrer Rede sagt. Und sie hat prominente Unterstützer: Beatrix Philipp, Parteichef Klaus-Heiner Lehne, der Bundestagsabgeordnete Thomas Jarzombek. Sie alle würden gerne in Zeiten der Europa-Krise eine Bank-Expertin aus Düsseldorf im Berliner Parlament sehen. Terhardt streicht diese Kompetenz heraus, betont Wirtschaft und Soziales nicht als Gegensätze zu verstehen, möchte auch Wahlkampf per Facebook und Twitter machen. Pantel verweist auf ihre kommunalpolitische Erfahrung. Ehe und Familie seien für sie kein Auslaufmodell. Aktuell kämpft sie für einen höheren Rentenanspruch für Mütter mit Kindern, die vor 1992 geboren wurden. "Leidenschaft für die Sache, Hartnäckigkeit, Kompetenz und Bereitschaft, sich einzuarbeiten", verspricht sie. Mancher aus dem Terhardt-Lager lächelt an dieser Stelle leidvoll. Pantel legt sich gerne an, wenn ihr etwas wichtig ist, auch mit Autoritäten. Ihr jüngster Konflikt war mit Friedrich G. Conzen: Der Chef der CDU-Ratsfraktion ist auch Vorsitzender der Mittelstandsvereinigung MIT - und deren Vorstand hatte sich mehrheitlich für Pantel, nicht für das MIT-Mitglied Terhardt ausgesprochen. Conzen entschied sich, das peinliche Votum unterm Deckel zu halten. Pantel setzte ihm per Brief die Pistole auf die Brust. Es ist für sie nicht von Schaden: 62 Prozent der gültigen Stimmen entfallen auf sie, 38 auf Terhardt. Zufrieden sind beide. Das letzte Wort haben ohnehin die Delegierten auf dem Kreisparteitag am 9. November. Terhardt schließt nicht aus, dann noch mal gegen Pantel anzutreten.

Auch Jarzombek hat, für die meisten der etwa 170 Anwesenden überraschend, bei der Abstimmung im Haus der Ärzteschaft einen Gegenkandidaten. Spontan schlägt sich Daniel Eckard selbst vor. Der Ingenieur und Unternehmensberater ist CDU-Mitglied, aber nicht aus Düsseldorf. "Rettungsschirme passen nicht in eine soziale Marktwirtschaft", wettert er - und bekommt schließlich 14 von 154 gültigen Stimmen. Es bleibt ein klares Heimspiel für Jarzombek. In seiner ausführlichen Rede zieht er Bilanz der vergangenen Jahre in Berlin, zeigt sich als "Fan von Merkel" und verspricht, sich weiterhin für Düsseldorf einzusetzen. Die Basis dankt es mit 90 Prozent der Stimmen.

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