Kolumne Rund ums Rathaus CDU-Vize Erwin fordert Preuß heraus

Düsseldorf · Angela Erwin geht aufs Ganze: Nachdem sich die Vize-Chefin der Düsseldorfer CDU als Kandidatin für den Landtag durchgesetzt hat, konkurriert sie nun mit dem Landtagsabgeordneten Peter Preuß um einen guten Listenplatz.

 Seit 2015 ist Angela Erwin Vize-Chefin der CDU Düsseldorf.

Seit 2015 ist Angela Erwin Vize-Chefin der CDU Düsseldorf.

Foto: Endermann, Andreas

Mancher in der Düsseldorfer CDU staunt nur noch: Da ist diese junge, erfolgreiche Rechtsanwältin Angela Erwin, die man lange Zeit vor allem wegen ihres bekannten Vaters, dem 2008 im Amt verstorbenen Oberbürgermeister Joachim Erwin, wahrgenommen hatte. Und plötzlich startet sie politisch so richtig durch. Selbstbewusst, machtbewusst.

Mitglied der CDU ist die 36-Jährige seit Jahren, sitzt in Gremien, stand aber lange nicht im Zentrum des politischen Geschehens. Bei der Kommunalwahl 2014 hatte sie hart gekämpft, aber den Einzug in den Stadtrat doch knapp verfehlt. Doch dann ging es Schlag auf Schlag: 2015, nachdem ein Putsch gegen Parteichef Thomas Jarzombek gescheitert war, wurde Erwin Vize-Vorsitzende der Düsseldorfer CDU. Dieses Jahr setzte sie sich klar gegen starke Mitbewerber als Kandidatin für die Landtagswahl 2017 durch. Und jetzt beansprucht sie dafür den aussichtsreichsten Platz der vier Düsseldorfer CDU-Landtagskandidaten auf der Reserveliste. Da schlägt wohl doch der Kampfgeist des Vaters durch.

 Rechtsanwalt Peter Preuß ist seit 2005 im Landtag.

Rechtsanwalt Peter Preuß ist seit 2005 im Landtag.

Foto: Endermann, Andreas

Diesmal fordert Erwin ein politisches Schwergewicht heraus: Peter Preuß, ebenfalls Rechtsanwalt und seit 2005 im Landtag, tritt 2017 erneut im Süden für das Landesparlament an. Doch ob er, wie bei den vergangenen drei Landtagswahlen, erneut den besten Listenplatz der Düsseldorfer CDU-Kandidaten bekommt, ist offen. Ein vorderer Platz auf Reserveliste kann den Einzug ins Parlament sichern, auch wenn ein Kandidat nicht direkt in einem Wahlkreis siegt. Über die Reihung der vier Kandidaten wird bei einer Sitzung des CDU-Kreisvorstands am 26. August entschieden. Von den 27 Vorstandsmitgliedern können ungefähr 14 dem Erwin-Lager zugerechnet werden, etwa neun gelten als Unterstützer von Preuß, einige sind nicht klar positioniert. Es kommt am Ende nicht nur darauf an, wie sich die Unentschlossenen bei der geheimen Abstimmung entscheiden, sondern auch, wer bei der Sitzung überhaupt dabei sein wird. Der 26. August ist Auftakt für das NRW-Fest, einige nutzen die Zeit jenseits der Ferien auch für Urlaub.

Es dürfte also spannend werden. Wieder einmal. Denn die Düsseldorfer CDU befindet sich inzwischen im Dauer-Kampfmodus. Und auch bei dieser Abstimmung werden die zwei Lager deutlich, in die der Kreisverband seit der verlorenen Oberbürgermeister-Wahl 2014 zerfallen ist. Preuß, der bis heute als Vertrauter des früheren OB Dirk Elbers gilt, unterlag Anfang 2014 bei der Wahl des Parteichefs Jarzombek. Der wiederum galt nicht gerade als Verbündeter im anschließenden Wahlkampf von Elbers. Mit Preuß und Sylvia Pantel hatte Jarzombek an der Parteispitze Stellvertreter, die nicht als seine Unterstützer galten. 2015 stellten sich beide offen gegen ihn und sprachen sich offen für seine Herausforderin Heidrun Leinenbach aus. Die unterlag zwar deutlich, erhielt nur 20 Prozent, ist aber seitdem Mitglied des Parteivorstands und mit Pantel nach wie vor eine agile Strippenzieherin - beide unterstützen Preuß.

Erwin wiederum gehört zu Jarzombeks Vertrauten, hat im Partei-Vorstand viele Unterstützer wie Vize-Ratsfraktionschef Andreas Hartnigk, Bürgermeister Friedrich Conzen, Vize-Parteichef Peter Blumenrath sowie die anderen Landtagskandidaten Olaf Lehne und Marco Schmitz. Erwins Vorteil in der ersten Runde ist außerdem, dass sie als Vize-Chefin eine tragende Rolle im Parteivorstand spielt, was in der Vergangenheit bei Reihungen entscheidend war. Preuß ist nicht mehr Mitglied im Vorstand, kann aber seine politische Erfahrung in die Waagschale werfen: sozial- und arbeitsmarktpolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Chef des Arbeitnehmerflügels CDA in Düsseldorf und Mitglied im Landesvorstand. Erwin ist dafür stellvertretenden Landesvorsitzende der CDU-Mittelstandsvereinigung MIT.

Die Entscheidung des Kreisverbands ist das eine, es folgen der Bezirk Bergisches Land, zu dem Düsseldorf zählt, und die endgültige Reihung auf der Landesliste: Düsseldorf könnte im Bezirk der dritte Platz zustehen und auf der Landesliste ein Platz Mitte bis Ende 20. Preuß hatte 2012 Platz 28 und zog als einziger der vier Düsseldorfer CDU-Kandidaten in den Landtag ein (die SPD hatte damals alle vier Wahlkreise geholt). Allerdings, so betont Preuß, habe er sich den guten Platz von Wahl zu Wahl "erarbeiten" müssen, gestartet sei er 2005 als Neuling mit Platz 59. Erwin könnte jedoch trotz des Neulingsstatus' punkten, weil sie eine Frau ist und bei der CDU etwa ein Drittel der Plätze weiblich besetzt werden sollte. Wie weit die Landesliste zieht, hängt am Ende davon ab, wie viele Kandidaten 2017 über Direktsiege in den Landtag einziehen.

(RP)
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