Düsseldorf CDU wartet mit Geisel-Herausforderer

Düsseldorf · Im Juli steht bei den Christdemokraten die Neuwahl des Fraktionsvorstandes an. Die Gelegenheit, einen Hauptkonkurrenten für den Oberbürgermeister zu installieren, will man offenbar nicht nutzen.

Die CDU wird wohl erst 2019 entscheiden, wer Herausforderer von Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) wird. Das Thema stehe in der Partei aktuell nicht auf der Tagesordnung, lässt Düsseldorfs CDU-Chef Thomas Jarzombek wissen. Das hat auch damit zu tun, dass in der Ratsfraktion kein Favorit für die Spitzenkandidatur auszumachen ist. Bei der anstehenden Neuwahl des Fraktionsvorstandes Weichen für die Kommunalwahl 2020 zu stellen, ist keine Option mehr. Diskutiert worden ist diese Variante jedoch.

Es gibt dafür ein historisches Vorbild. Heute reden alle mit Hochachtung über Joachim Erwin, mit dem 2008 verstorbenen Oberbürgermeister verbinden viele CDU-Mitglieder gute Erinnerungen. Auch die, wie man allen Vorhersagen zum Trotz politisch erfolgreich sein kann. Im Fall Erwin gehört zur Wahrheit der Nachsatz: erfolgreich zunächst einmal gegen die eigenen Parteifreunde. Denn gleich zweimal wurde Erwin als Spitzenkandidat verhindert. 1994 nominierten sie statt seiner Heinz Hardt, die Mittelständler verloren einmal mehr gegen den Arbeitnehmerflügel. Der Landespolitiker Hardt wurde auch Düsseldorfer Bürgermeister. Das ist mehr als eine Randnotiz, denn als sich Erwin anschickte, bei der Wahl 1999 gegen Amtsinhaberin Marlies Smeets (SPD) anzutreten, machte er mitten in der Ratsperiode Hardt den Bürgermeisterposten abspenstig. Der fügte sich mit Grollen. Erwin, der bekannter geworden war und einen aggressiven Wahlkampf führte, gewann gegen Smeets.

Im Hintergrund sind bei den Christdemokraten ähnliche Gedankenspiele durchexerziert worden. Es hieß, in der Mitte der Ratsperiode könnte Friedrich Conzen seinen Bürgermeisterposten an Andreas Hartnigk abgeben. Der könnte das Zeug zum Herausforderer von OB Thomas Geisel haben, meinen nicht wenige. Der Jurist hat den Namen Erwin immer noch auf dem Kanzleischild stehen, er steht für Kompetenz, wirkt auf manche aber kalt und ist eher kein Menschenfänger. In der Fraktion strebte er 2014 den Vorsitz an, unterlag aber mit einer Stimme Rüdiger Gutt. Die beiden arbeiten zusammen, es ist eine sachliche Beziehung.

Im Juli, so haben es die Christdemokraten festgelegt, wird der Fraktionsvorstand nun neu gewählt. Dann ist die Landtagswahl vorbei, auch die Partei hat ihre Vorstandswahlen hinter sich, und die halbe Ratsperiode ist herum. Wer Hartnigk auf den Fraktionsvorsitz anspricht, hört von ihm, dass seine Kandidatur "nicht ausgeschlossen ist". Er bleibt vage, weil eine weitere Niederlage den Ambitionen auf höhere Aufgaben schaden könnte. Parallel erklärt Friedrich Conzen, dass er bis 2020 Bürgermeister bleibe: "Es sei denn, ich werde abgewählt." Danach sieht es nicht aus.

Alle Strategiespielchen mit Blick auf die Spitzenkandidatur lösen sich damit zunächst in Luft auf. Die CDU nimmt sich die Zeit, weil die Gräben in der Fraktion noch bestehen, sich dort niemand als Geisel-Herausforderer aufdrängt und auch innerparteilich noch viel bis 2019 passieren kann. Außerhalb des Rathauses fallen immer wieder die Namen von Angela Erwin und Andreas Ehlert. Die Tochter des verstorbenen Stadtoberhaupts hat bei der letzten Kommunalwahl nur knapp den Einzug in den Stadtrat verpasst und will nun in den Landtag kommen. Da kann sie erstmals zeigen, was in ihr steckt. Alles Weitere ist Zukunftsmusik. Andreas Ehlert, der Kammerpräsident, macht erfolgreich Politik für das Handwerk, er ist beliebt und einer, der auf Menschen zugehen kann. Seine Aussage zur OB-Kandidatur: "Ich möchte meinen Hut nicht in den Ring werfen." Das Rennen bleibt also offen.

(ujr)
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