Düsseldorf CDU will Naegeli-Graffito entfernen lassen

Düsseldorf · Die Diskussion um das Graffito von Street-Art-Pionier Harald Naegeli geht in die nächste Runde. CDU-Ratsherr André Simon bringt das Thema in die Bezirksvertretung 1 - und fordert die Stadt auf, die Reste der bereits großteils abgewaschenen Sprüherei am Alten Hafen zu entfernen.

 Die Diskussion um das Graffito von Street-Art-Pionier Harald Naegeli geht in die nächste Runde.

Die Diskussion um das Graffito von Street-Art-Pionier Harald Naegeli geht in die nächste Runde.

Foto: Archiv

In dem Antrag heißt es, die CDU-Fraktion befürworte grundsätzlich Graffiti als Kunstform. Aber auch ein Graffiti-Künstler müsse sich "geltendem Recht unterwerfen". Die städtische Mauer am Alten Hafen stelle keine Ausnahme dar. "Auch dann nicht, wenn es sich bei dem Urheber um einen vermeintlich anerkannten Künstler handelt."

Die Ratsmehrheit aus SPD, Grünen und FDP hatte veranlassen wollen, die illegal angebrachte Zeichnung von Naegeli zu konservieren. Der Schweizer, der seit vielen Jahren in Düsseldorf wohnt, wurde als "Sprayer von Zürich" in den 1970er Jahren berühmt und gilt als Ikone der Graffiti-Bewegung.

Die Politik wollte Naegeli durch die Sicherung des Werks würdigen. Dazu wird es aber vorerst nicht kommen: Als die Pläne bekannt wurden, wuschen Unbekannte die Sprüherei großteils ab - genau wie vor sieben Jahren, als in Oberkassel ein Naegeli-Graffito gesichert werden sollte.

Die Ampel-Koalition wird nun am Dienstag im Kulturausschuss die Verwaltung auffordern, Harald Naegeli auf andere Weise zu ehren, entweder durch Konservierung eines anderen Werks in der Stadt oder zum Beispiel durch eine Ausstellung im Museum.

CDU-Ratsherr Simon betont in einem Eintrag in seinem Blog, dass er Graffiti liebe und ein großer Fan des britischen Künstlers Banksy sei. Allerdings handele es sich eben häufig um Beschädigung fremden Eigentums - so auch in diesem Fall. Er könne nicht befürworten, dass mit zweierlei Maß gemessen werde: Jugendliche Sprayer würden strafrechtlich verfolgt, ein "vermeintlicher Künstler" wie Naegeli werde "glorifiziert". "Hier darf sich", so André Simon, "die Politik nicht über die Rechtsprechung stellen." Um auf seine Position hinzuweisen, hat Simon einen QR-Code neben der abgewaschenen Sprüherei angebracht, der auf seinen Blog verweist. Außerdem steht auf dem Zettel das Wort "Doppelmoral" - eine Kritik am Vorgehen der Ampel-Koalition.

(RP)
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