Düsseldorf Cellist Beckmann will nicht ausziehen

Düsseldorf · Thomas Beckmann will seine Wohnung im Schumann-Haus nicht aufgeben. Man wolle ihm nach 27 Jahren sein Zuhause nehmen. Oberbürgermeister Geisel versucht, ihn zum Auszug zu bewegen - und appelliert an die Liebe zu Schumann.

 Thomas Beckmann in seiner Wohnung im Schumann-Haus. Er wohnt seit 27 Jahren in dem historischen Gebäude.

Thomas Beckmann in seiner Wohnung im Schumann-Haus. Er wohnt seit 27 Jahren in dem historischen Gebäude.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Die Pläne für eine Sanierung des Schumann-Hauses sorgen für einen Konflikt zwischen Thomas Beckmann und Oberbürgermeister Thomas Geisel. Wie ein von dem Cellisten und Gründer des Obdachlosen-Hilfsvereins "Gemeinsam gegen Kälte" veröffentlichter Brief zeigt, versucht Geisel ihn zum endgültigen Auszug zu überzeugen, um Platz für ein Schumann-Museum zu machen. Beckmann aber will in der Mietwohnung bleiben, die er seit 27 Jahren mit seiner Frau bewohnt: "Ich bin in keinster Weise bereit auszuziehen", sagt er. Er sei bereit, den Konflikt zu führen, auch als "Symbol für Entmietete und Entrechtete", für die er sich engagiere.

Hintergrund ist das Vorhaben, das historische Gebäude an der Bilker Straße zu sanieren. Dort befand sich die letzte gemeinsame Wohnung des Musikerpaars Clara und Robert Schumann. Der Zustand des Hauses gilt als miserabel. Ein privater Freundeskreis hat einen erheblichen Betrag zur Sanierung in Aussicht gestellt. Dafür soll das Andenken an die Schumanns gestärkt werden. Bislang erinnert nur eine kleine Gedenkstätte an die berühmten Mieter, nun soll ein Museum entstehen. Ziel ist das Jahr 2018, das Heine-Institut soll das Projekt leiten.

Dafür würde die Stadt gern auch die Räume in der zweiten Etage und im Dachgeschoss nutzen, die Beckmann bewohnt. Ein "sinnvolles Konzept" für die Gedenkstätte, so schreibt Geisel an Beckmann, sei nur "bei kompletter Entmietung des Gebäudes zu verwirklichen". Es mangele an Platz für die "hochwertige Sammlung" und Büros, zudem gebe es nur eine Treppe.

Beckmann sieht die Sache anders. Seine Ansicht: Er soll vertrieben werden - und das, obwohl er 100.000 Euro in den Ausbau investiert habe. Seiner Ansicht nach wäre ein Museum auch möglich ohne seinen Auszug, die Sammlung sei ohnehin nicht groß. Ein schlüssiges Konzept habe er zudem nicht gesehen. Beckmann hat auch den Eindruck, dass er eingeschüchtert werden soll. Er berichtet über Drohanrufe, seit das Vorhaben diskutiert wird. "Zieh aus, du Schwein", soll ein anonymer Anrufer gesagt haben. "Die Situation ist belastend", sagt er. Der Cellist stößt sich auch am Begriff Entmietung: "Das ist die Sprache von Immobilienhaien."

Rechtlich ist die Angelegenheit offenbar klar: Beckmann verfügt über einen langfristigen Mietvertrag. Geisel appelliert in dem Brief an das Verständnis des Cellisten - und wird fast poetisch: "Deine Liebe zu Schumann wird die Bereitschaft beflügeln, unser Vorhaben zu Ehren des großen Musikers zu unterstützen." Bei der Suche nach einer Wohnung werde man helfen.

Ein Gespräch zwischen Geisel und Beckmann hat es seit dem auf den 7. Dezember datierten Brief nicht gegeben. "Befremdlich", findet man das bei der Stadt, man habe auch telefonisch angefragt. Beckmann sagt, er sei auf Tournee gewesen. "Natürlich werde ich mit Geisel reden", sagt er.

(arl)
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