Düsseldorf "Charlie Hebdo"-Lieferung bleibt aus

Düsseldorf · In der Landeshauptstadt haben die Neugierigen vergeblich gewartet. Für 6 Uhr erwartete der Handel die Lieferung der französischen Satirezeitschrift. Im Paket mit den internationalen Zeitungen aber fand sich kein einziges Exemplar. Deshalb waren andere Publikationen plötzlich sehr beliebt.

Charlie Hebdo: Kunden warten in Düsseldorf vergeblich
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Kunden warten vergeblich auf "Charlie Hebdo"-Ausgabe

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Die Szenen erinnerten den Verkaufsstart für Konzerte großer Rockmusiker oder neue Apple-Produkte: Bereits um 2 Uhr campierten die ersten Interessenten vor dem Zeitschriftengeschäft "Grauert" im Düsseldorfer Hauptbahnhof, gegen 6 Uhr warteten dort mehr als 50 Menschen. Die Inhaber hatten eine feste Zusage erhalten, am frühen Samstagmorgen einige Exemplare von "Charlie Hebdo" zu erhalten. Um kurz vor sechs traf der Lieferant mit den internationalen Zeitungen ein, eilig rissen die Mitarbeiter das Paket auf — und fanden nichts.

Das französische Satiremagazin war in seinem Heimatland am Donnerstag erstmals nach dem Anschlag auf die Redaktion von "Charlie Hebdo" erschienen. Das Titelbild zeigt den weinenden Propheten Mohammed. Für Deutschland wurde eine Lieferung von insgesamt 10.000 Exemplaren für die Nacht von Freitag auf Samstag erwartet.

50 Kunden drängelten sich in den Reihen

Charlie Hebdo: Ansturm bei Verkaufsstart in Deutschland
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Ansturm auf "Charlie Hebdo"-Magazin in Deutschland

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Foto: dpa, gam

So hatten es auch die Mitarbeiter des Düsseldorfer Zeitschriftenhandels ihren Kunden seit Donnerstag immer wieder erklärt. Entsprechend ungewöhnlich voll war das Geschäft am Samstag um 6 Uhr. Die mehr als 50 Kunden drängelten sich in den Reihen mit den internationalen und den aktuellen Zeitungen, die Nachricht, dass nichts angekommen war verbreitete sich schnell. Ebenso wie der Hinweis auf möglichen Ersatz.

Die linksgerichtete Wochenzeitung "Jungle World" hat ebenfalls eine Mohammed-Karikatur auf ihrer Titelseite und erschloss sich damit in Düsseldorf eine neue Zielgruppe. "Besser als nichts", sagte einer der Käufer. "Jetzt bin ich ja wach, jetzt will ich beim Frühstück auch was lesen." Endgültig skurril wurde die Szenerie, nachdem "Jungle World" vergriffen war. So gelb wie die Titelseite der Zeitschrift war auch die Rückseite eines Fachblatts für Pferdesport — die vielfach gegriffen und dann wieder enttäuscht fallen gelassen wurde.

Ob mit Ersatz oder ohne, die Interessenten gaben nicht auf: "Um 9.30 Uhr öffnen die Buchgeschäfte, vielleicht kriegen die eine Lieferung." Doch diese Hoffnung hat sich inzwischen auch zerschlagen: Beim Stern-Verlag zum Beispiel traf keine "Charlie Hebdo"-Ausgabe ein. Bleibt der Sonntagmorgen. Denn dann erwartet der Zeitschriftenhandel im Hauptbahnhof das nächste Paket — ohne Gewähr für den Inhalt.

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