Düsseldorf Chef einer Tipp-Allianz soll Kundengelder veruntreut haben

Düsseldorf · Ein Bankrott mit Millionenschaden beschäftigt das Amtsgericht. Wegen Untreue in 79 Fällen sowie Insolvenzverschleppung ist der Gründer und langjährige Chef der Tipp-Allianz "Der Deutsche Gewinnjoker" angeklagt.

Per Telefonverkauf waren von 2008 bis August 2012 Tausende Kunden geworben worden, die für 49 Euro monatlich an bis zu 200 Internet-Gewinnspielen pro Monat teilnehmen sollten. Laut Anklage hat der 26-jährige Chef die Firma aber von Anfang an ausbluten lassen, Einzahlungen von fast einer Million Euro abgezweigt und die Pleite des Unternehmens trickreich verschleiert.

Die Staatsanwaltschaft ist sicher, dass die Firma, gegründet Ende 2008, schon nach einem Jahr pleite war. Doch der Angeklagte gab den Chef-Posten bei der Tipp-Allianz erst im Mai 2010 auf, soll dann einen Mitarbeiter formell als neuen Chef eingesetzt und die Geschäfte munter weiter geleitet haben. Um Kundengelder umzuleiten, habe er ein zweites Konto eröffnet - und den Geldstrom dann mit immer neuen Barabhebungen zwischen 50 Euro und 74 000 Euro regelmäßig abgeschöpft. Mindestens 975 000 Euro habe er für eigene Zwecke ausgegeben.

Als Ermittler das Büro an der Oststraße und die Wohnung des Angeklagten durchsuchten, stießen sie auf eine "phlegmatische Aktenhaltung". Stapelweise lagen Kundenbriefe und Widerrufsschreiben herum. Der als "neuer Geschäftsführer" vorgeschaltete Mitarbeiter trat später dann als Kronzeuge auf. Er gab an, der Angeklagte habe viel Geld verzockt, sei vermutlich spielsüchtig, auch habe der Angeklagte ihn und einen weiteren Mitarbeiter regelmäßig ein- bis zweimal pro Monat in Bordelle an der Rethelstraße eingeladen. Per Gutachten kam auch heraus: Die Einnahmen des Gewinnspiels reichten bei weitem nicht aus, um die fälligen Steuern oder Sozialabgaben für Mitarbeiter zu bezahlen. Bis August 2012 hielt der Angeklagte den Betrieb trotzdem aufrecht. Wann das Amtsgericht über den Fall verhandelt, ist noch offen.

(wuk)
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