Düsseldorf Christen und Muslime feiern Advent

Düsseldorf · Häufig teilen christliche, muslimische und ungetaufte Schüler die Vorfreude auf Weihnachten.

 Das Anzünden des Adventskranzes macht den Kindern der Rather Joachim-Neander-Schule besonders viel Freude.

Das Anzünden des Adventskranzes macht den Kindern der Rather Joachim-Neander-Schule besonders viel Freude.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Montagmorgen in der Aula der Joachim-Neander-Schule am Rather Markt. Der Raum ist rappelvoll. Die zweite Kerze am Adventskranz brennt. Aus rund 200 Kehlen ertönt Rolf Zuckowskis Advents-Gassenhauer "In der Weihnachtsbäckerei". Die Kinder haben Spaß, ihre Augen glänzen. Kaum ein Junge oder Mädchen will diesen Wochenauftakt verpassen. "Fast alle machen mit", sagt Schulleiterin Christina Mecklenbeck. An ihrer Schule ist das keine Selbstverständlichkeit. Christen und Muslime halten sich hier mit jeweils etwas mehr als hundert Schülern die Waage. 44 der rund 260 Schüler sind ohne jedes Bekenntnis. "Advent und Weihnachten sind volkstümliche Bräuche, die tief in den Alltag der Kinder eindringen, unabhängig davon, woher ihre Eltern kommen", sagt die Pädagogin.

Szenenwechsel: Im Raum der 3 b treffen sich die Sprecher der einzelnen Klassen und ihre Vertreter, um über die vorweihnachtlichen Rituale zu sprechen. Batu (seine Eltern stammen aus der Türkei) mag besonders das Wichteln. "Man zieht ein Papier. Und wenn man Glück hat, steht da der Name drauf. Dann darf man ein Päckchen aufmachen", sagt er. Wie gewichtelt wird, entscheiden die Schüler selbst. "Mal stehen die Nummern drauf, mal die Namen — da hat jede Klasse ihre Freiheiten", sagt Mecklenbeck. "Bei mir war ein Kuschel-Frosch drin", sagt Maxim aus der 2 c und strahlt.

Fasziniert vom Anzünden der Kerzen ist Mark (8) aus der 3 c. Besonders der Adventskranz hat es dem Jungen, dessen Eltern aus Kasachstan stammen, angetan. "Weihnachten ist ein schönes Fest", sagt er.

Bei der Frage, was eigentlich an Weihnachten gefeiert wird, strecken fast alle Schüler ihre Arme nach oben. "Die Geburt von Jesus", rufen sie unisono. Und wer war Jesus? "Gottes Sohn", sagen einige. Wie weit die muslimischen Schüler die christlichen Traditionen nachempfinden dürfen, entscheiden letztlich die Eltern. Walids Familie stammt aus Marokko. Weihnachten feiern sie nicht. Auch Geschenke bekommt der Siebenjährige, der in die 1 a geht, keine. "Das machen wir am Zuckerfest", sagt der Dreikäsehoch.

Zu denen, die regelmäßig eine Moschee besuchen, zählt Dunya, deren Eltern Muslime aus Israel sind. "Jeden Freitag gehe ich dorthin", sagt die Achtjährige aus der 3 a. Gegen die Rituale rund um Advent und Weihnachten haben Vater und Mutter keine Einwände.

Ismail Kiziltan vom Vorstand der Düsseldorfer Ditib-Gemeinden findet die an der Neanderschule geübte Toleranz genau richtig. "Wir leben in einem Land mit anderen religiösen Sitten und Traditionen. Es schadet nichts, wenn unsere Kinder da mitmachen", sagt der 51-Jährige mit türkischen Wurzeln. Seine drei Kinder besuchten die Brehm-Schule in Düsseltal. "Dort nahmen sie sogar am evangelischen Religionsunterricht teil. Ich wollte, dass sie gut über die in diesem Land vorherrschende Religion informiert sind", sagt er. Zu Hause feiert Kiziltan kein Weihnachten. "Früher haben wir mit unseren deutschen Nachbarn Geschenke ausgetauscht, aber seit die weggezogen sind, machen wir das nicht mehr."

Für Schulleiterin Mecklenbeck bleibt der Respekt vor den jeweils vom Elternhaus gesetzten Grenzen entscheidend. "So schön das gemeinsame Erlebnis gerade in der Adventszeit ist, die Achtung vor der anderen Kultur und Religion steht an oberster Stelle."

(RP)
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