Kolumne Auf Ein Wort Christentum und Adventszeit

Düsseldorf · Der Advent der Christenmenschen ist eine Fastenzeit. Bevor es zum Geburtsfest Christi hoch her geht, soll es in den Wochen davor zurückhaltend sein. Die Stille lernt das Zuhören. Abgeschiedenheit freut sich auf Gesellschaft. Und wer das Fest genießen will, schlage sich nicht zuvor den Bauch voll. Das leuchtet ein.

 Pfarrer Uwe Vetter, Leiter der Abteilung Verkündigung des Kirchenkreises, Pfarrer der ev. Johanneskirche

Pfarrer Uwe Vetter, Leiter der Abteilung Verkündigung des Kirchenkreises, Pfarrer der ev. Johanneskirche

Foto: RED

Nun wären wir nicht wir, wenn Restriktionen nicht die Kreativität kitzelten, um Gebote und Verbote pfiffig zu umgehen. Aus dem kargen Adventsbrot wurde der buttertropfende Christstollen, aus dem einen Nikolaustag die Serie von Advents- und Weihnachtsvorfeiern.

Doch bevor hier das alljährliche Klagelied angestimmt wird, sollte man registrieren, dass auch das Fastenbrechen eine gute Tradition hat, in unserer Kirche. Die Mönche brauten in den Klöstern Bier, im Advent ein meist dunkles, obergäriges Weihnachtsbier mit dem gewissen Extra an Alkohol. Auch zu Luthers Pfarrhaus gehörte bekanntlich die Hausbrauerei, und das Reformationsjubiläumsjahr 2017 wird sicherlich etwas Schäumendes auf den Tisch bringen.

So ernst Bibel und Kirche das Elend der Trunkenheit und des Alkoholismus nahmen, so auffallend ist es, dass die Frucht des Weinstocks ihren Ort im Kultus behielt. Vergorene Getränke waren kultiviert, weil sie inkulturiert waren.

Wer diesem Phänomen nachgeht, stößt auf eine Adventsgeschichte, die unbedingt in die Gottesdienstlesungen gehörte. Im Buch Ruth wird erzählt, dass ein Mann namens Boas bei der Gerstenernte seinen Mitarbeitern Getränke in Krügen bereitstellte. Auch eine Frau namens Ruth lud er ein, davon zu schöpfen und ihr Brot ins Sauerbier zu tunken. Und nach Feierabend hätte Boas gegessen und getrunken, und dann sei sein Herz angeheitert gewesen. Ruth sei in Sanftheit an sein Bett getreten und unter seine Decke gekrochen ... Kurzum, Boas und Ruth erscheinen in der Weihnachtsgeschichte als Ur-Großeltern Jesu und haben irgendwie dazu beigetragen, dass es Weihnachten gibt.

Seitdem brauen und trinken Christenmenschen Bier selbst zur Fastenzeit, in Maßen, versteht sich. Gott Lob.

(RP)
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