Flüchtlinge in Düsseldorf Container für die Bergische Kaserne?

Düsseldorf · Die Stadt Düsseldorf sucht weiterhin nach Unterkünften für Flüchtlinge. Für Streit sorgen ungenutzte Container für 200 Plätze, die auf einem Grundstück der Stadt-Tochter IDR gelagert werden.

 Auf dem IDR-Gelände stehen Wohn-Container, die nicht genutzt werden.

Auf dem IDR-Gelände stehen Wohn-Container, die nicht genutzt werden.

Foto: andreas endermann

Auch wenn der Zuzug von neuen Flüchtlingen nachgelassen hat, geht für die Stadt die Suche nach weiteren Unterkünften weiter. Weil bei einem Teil der Standorte Verträge auslaufen, müssen für 2530 der 7755 in kommunalen Einrichtungen untergebrachten Menschen neue Unterkünfte hergerichtet werden. Im Sozialausschuss stellte die Flüchtlingsbeauftragte Miriam Koch die aktuelle Situation in Düsseldorf vor. Für Konfliktstoff sorgten ungenutzte Container für 200 Plätze, die seit längerem auf einem Grundstück der Stadt-Tochter IDR gelagert werden.

Worum geht es in dem Streit um die Container? Sie waren im Sommer 2015 für die Unterkunft an der Oberlöricker Straße bestellt worden, als noch standardmäßig Unterkünfte für 200 Personen geplant wurden. Zwischenzeitlich fand ein Umdenken statt, an dem Standort wird nun zweigeschossig für 420 Flüchtlinge gebaut. Der Ausschussvorsitzende Olaf Lehne (CDU) empört sich darüber, dass die Container bislang ungenutzt geblieben sind. "Es ist mir unbegreiflich, dass die Stadt keinen Platz dafür gefunden hat." Er kritisiert, dass die Modulanlage nicht anstelle der Leichtbauhallen auf dem Gelände der Bergischen Kaserne errichtet wurde. Die Hallen mit Platz für 384 Menschen hätten mehr Kapazitäten geboten, erklärt Koch. Aber auch sie findet diese Unterbringung - insbesondere für den Winter - nicht gut.

Nun soll die Stadt prüfen, ob die Container zusätzlich auf dem weitläufigen Gelände in Hubbelrath einen Platz finden können. Parallel soll ein Bauantrag für das IDR-Grundstück an der Kappeler Straße geprüft werden. Allerdings ist fraglich, ob dort die Vorgaben für Schallschutz, Entwässerung und Altlasten erfüllt werden können.

Aus welchen Unterkünften müssen Flüchtlinge ausziehen und warum? Über das Jahr verteilt laufen die Verträge bei 13 Unterkünften aus, nur bei einer wird über eine Verlängerung verhandelt (Benrodestraße). So beziehen zum Monatsende die Bewohner der Unterkunft am Mannesmannufer das umgebaute ehemalige Bürogebäude am Höherweg. Die Stadt gibt den Standort an das Land zurück, der nicht mehr als Unterkunft genutzt werden soll. Grund sind auch die hohen Kosten: durchschnittlich pro Platz und Monat 1233 Euro für Ordnungsdienst, soziale Betreuung und Essensversorgung. Im November laufen die Mietverträge für die Leichtbauhallen an der Bergischen Kaserne aus.

Welche Kosten pro Platz und Monat entstehen bei anderen Unterbringungsarten? Am teuersten ist eine Unterbringung in einer Traglufthalle mit 1524 Euro, sie wird in Düsseldorf nicht mehr genutzt, der Mietvertrag lief im vorigen Jahr aus. Eine Leichtbauhalle verursacht Kosten in Höhe von 876 Euro, ein Platz im Hotel oder Appartement 848 Euro. Die Unterbringung in Modulanlagen kostet 627 Euro. Am günstigsten sind Gemeinschaftsunterkünfte: angemietet fallen 383 Euro an, im Eigentum nur 198 Euro. Allerdings kommen dort einmalige Kosten für Investitionen oder Reparaturen hinzu.

Wie werden die auslaufenden Einrichtungen ersetzt? Für etwa 1780 Menschen werden derzeit sieben Unterkünfte hergerichtet. Drei weitere Einrichtungen für 700 Personen sind in Planung. "Das ist nicht auskömmlich, wir sind auf Kante genäht", so die Einschätzung von Koch.

Wie erfolgreich war die Suche nach leerstehenden Büroräumen für Unterkünfte? Umgebaute Bürogebäude haben sich als gute Alternative zu anderen Immobilien bewährt. An zehn Standorten im Stadtgebiet wurden im vorigen Jahr in ehemaligen Büros mehr als 2500 Plätze geschaffen. 2017 sollen knapp 500 weitere Plätze dazukommen.

Wie gestaltet sich der Umzug von Menschen mit bestätigtem Aufenthaltsstatus? Schleppend, so dass zu wenig Plätze in den Einrichtungen frei werden. 2015 konnten 194 Haushalte mit knapp 400 Personen eine Wohnung anmieten. Bis zum Stichtag am 15. September 2016 waren es 301 Haushalte mit 635 Personen. Nach der Veröffentlichung eines Schreibens für Vermieter sieht Koch einen leichten Aufwärtstrend: Im November zogen 103 Personen in eigene Wohnungen, im Dezember 90, im Januar bislang 42.

(RP)
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