CSD in Düsseldorf Bunte Demonstration für Vielfalt

Düsseldorf · Beim Christopher Street Day zogen 1500 Teilnehmer unter dem Motto "Unser Dorf" durch die Innenstadt.

Bunt und schrill: CSD 2015 in Düsseldorf
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Bunt und schrill: CSD 2015 in Düsseldorf

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Foto: Tonight

Wenn Kalle Wahle über den Düsseldorfer Christopher Street Day (CSD) spricht, vermeidet er ein Wort: "Parade". Das Wort sei zu sehr mit ausgelassenem Feiern, bunten Kostümen und lauter Musik verbunden, sagte der Veranstalter des Christopher Street Days. Zum zwölften Mal nutzten Schwule, Lesben und Transgender ein Wochenende im Mai, um auf sich aufmerksam zu machen, ihre gelebte Vielfalt zu zeigen, Respekt zu fordern und auch, um ausgelassen zu feiern. Höhepunkt war in diesem Jahr der Samstagnachmittag. Etwa 1500 Teilnehmer trafen sich, um gemeinsam durch die Stadt zu ziehen.

Statt als Parade aber wie in Köln bezeichnete Kalle Wahle diese Veranstaltung als Demonstration. "Solange wir noch nicht 100 Prozent Gleichstellung erreicht haben, gibt es keinen Grund, ausgelassen eine Parade zu feiern", sagte er. Das übergreifende CSD-Motto "Unser Dorf" machte es den CSD-Teilnehmern leicht, sich zu präsentieren. Die Kulturetten etwa, eine Düsseldorfer Comedygruppe, plusterte sich mächtig auf und schlüpften in Plastik-Kostüme, die durch automatische Luftpumpen aufgeblasen wurden. "Noch lange nicht die Luft 'raus" lautet das eigene Motto des Ensembles, das seit mehr als 20 Jahren auftritt.

Die Karnevalsgesellschaft Regenbogen reihte sich mit dem noch erhaltenen Wagen vom Rosenmontagszug 2015 ein. "Wir vertreten hier keine aktuelle politische Meinung", sagte KG-Regenbogen-Mitglied Norman Sandrock. Es ginge aber auch um klassische Ziele des CSD, etwa die Akzeptanz sexueller Vielfalt und Gleichberechtigung, fügte er noch schnell hinzu. Mit bester Laune marschierte auch die Gruppe der Heartbreaker mit: Der Förderverein der Düsseldorfer Aids-Hilfe feierte sich und seine Arbeit. "In diesem Jahr begehen wir unser 30-jähriges Bestehen", sagte Sprecherin Yvonne Hochtritt.

Köln 2014: So bunt ist der Christopher Street Day
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Auch die anderen Fußtruppen nutzten den CSD-Umzug, um möglichst viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Travestie-Künstler zeigten sich in pompösen Roben und turmhohen Perücken, während Fetisch-Freunde ihre Gummianzüge spazieren führten. Wer weder das eine noch das andere bieten konnte - Sportvereine etwa oder die Vertreter des schwul-lesbischen Jugendzentrums Puls - zog die Blicke der Passanten durch laute Musik auf sich. So sorgte der Düsseldorfer CSD im Samstagsnachmittagsgewimmel der City für viel Wirbel. Viele Zuschauer waren extra angereist, um den CSD-Umzug zu sehen. "Ich finde ganz gut, dass der Düsseldorfer CSD nicht so bombastisch groß ist wie die Kölner Parade", sagte Besucher Michael Kallenschmied aus Mettmann. Düsseldorf sei eben ein Dorf, fügte er hinzu. Gut fand er, dass auch Thomas Geisel mitmarschierte. "In unserem Düsseldorf haben Ausgrenzung und Homophobie keinen Platz", teilte der Oberbürgermeister Düsseldorf mit.

Der Düsseldorfer CSD setzt Elbers in die Wanne
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Ein älteres Ehepaar stand an der Königsallee und beobachtete vom Bürgersteig aus die tanzenden Frauen und Männer. Der Senior reagierte etwas fassungslos. "Ich bin in einer anderen Zeit aufgewachsen", meinte er konsterniert, "da gab es so etwas nicht öffentlich." Seine Frau aber widersprach. "Lass die Jungs doch feiern, die tun doch keinem was", sagte sie und wippte im Takt der laut dröhnenden Pop-Musik. "So eine Parade ist doch lustig und bunt."

(RP)
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