Düsseldorf Da hilft nur noch beten

Düsseldorf · Vor dem Altar "Maria in Not" entzündete Stadtdechant Ulrich Hennes eine Fortuna-Kerze. Ziel des Bittgottesdienstes: der Klassenerhalt.

Stadtdechant Ulrich Hennes besprengt die von ihm gestiftete F 95-Kerze mit Weihwasser. Der Fortuna soll sie heute Glück bringen.

Stadtdechant Ulrich Hennes besprengt die von ihm gestiftete F 95-Kerze mit Weihwasser. Der Fortuna soll sie heute Glück bringen.

Foto: Andreas Endermann

Torsten Kimura und Klaus Frölich stehen sonst mit ihren großen Fahnen in Block 33 und 37 der Arena, singen Lieder und heben mit allen anderen in ihrer Nähe ab - so wie das eigentlich nur in einer Fußball-Arena geht. Doch gestern Abend sind die beiden ganz still, bilden am Ende des Mittelschiffs von St. Lambertus eine Art Spalier, lauschen frommen Gitarrenliedern und den Worten von Stadtdechant Ulrich Hennes.

Weiter vorne am Altar steht eine Kerze mit F 95-Logo. Und um das Symbol aus Wachs und seine mögliche Wirkung geht es am Tag vor der Partie gegen Duisburg. Verliert die Fortuna, ist zwar noch nicht alles verloren. Die Chance auf den Klassenerhalt schwindet aber mit jeder weiteren Niederlage. "Nie mehr dritte Liga", an dieses Bekenntnis vieler Fortuna-Fans erinnert der Stadtdechant. Und daran, dass der von ihm angestoßene Bittgottesdienst ein Zeichen der Solidarität mit dem Verein ist. "Jetzt hilft nur noch beten", sagt der Pfarrer und schiebt gleich hinterher: "Aber hilft beten wirklich?" Klar, antwortet der Theologe sich selbst, erfülle Gott nicht bestimmte Anliegen auf Knopfdruck. Und ebenso klar sei das Dilemma, vor dem er stehe, wenn nun am gleichen Abend fromme MSV-Fans ihn um dasselbe bitten. "Hier geht es um die Botschaft, dass Gott uns in allen Lebenslagen trägt und manchmal eben auch Gebete erhört."

Rund 80 Fans sind gekommen. Manche tragen einen Fan-Schal. Am Seitenaltar "Maria in Not", an dem die F 95-Kerze auch künftig stehen soll, schaut Achim Mollenhauer andächtig auf das Gnadenbild, vor das Düsseldorfer seit dem späten Mittelalter ihre Anliegen tragen. "Sehr gut" findet der Düsseltaler den Bittgottesdienst. Zum Fußball-Fan hat ihn sein Vater Hans (60) gemacht, und auch Sohn Lukas (7) ist schon vom Fortuna-Virus infiziert. An die vereinstypische Achterbahn hat er sich gewöhnt. "Irgendwann haben wir ja mal in der 4. Liga gekickt", sagt er. Jetzt hofft er, dass die Gebete erhört werden und dem Verein die 3. Liga erspart bleibt.

Fortuna-Fans zeigen Choreo
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Foto: dpa, mjh fpt

Das Konzept des Abends kommt an: Nicht die aus Sonntagsmessen bekannte Orgel, sondern moderne Songs, vorgetragen von Liedermacher Gregor Linßen, nehmen auch die mit, die sonst mit Kirche nicht so viel am Hut haben. "Das hat mich berührt, ich werde auch ein anderes Mal gerne in diese Kirche gehen", sagt Kimura und senkt seine Fahne vor dem Marien-Gnadenbild. Nur den Verein vermissen er, Mollenhauer und viele andere an diesem Abend: "Dass die Spieler nicht da sind, mag ja noch angehen, aber dass sich die Vereinsspitze so rar macht, ist schon etwas enttäuschend."

(jj)
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