Armin Willy Daimler baut nicht mehr für Volkswagen

Düsseldorf · Der Leiter des Düsseldorfer Daimler-Werks über die Verlagerung von Teilen der Produktion in die USA und dreistellige Millioneninvestitionen.

 Daimler-Werksleiter Armin Willy an der Produktionsstraße neben einem halb fertigen Mercedes Sprinter. 725 werden dort täglich gebaut. z

Daimler-Werksleiter Armin Willy an der Produktionsstraße neben einem halb fertigen Mercedes Sprinter. 725 werden dort täglich gebaut. z

Foto: Andreas Bret

Herr Willy, Sie sind ein Jahr Werksleiter des Sprinterwerks, welche Bilanz können Sie ziehen?

Armin Willy Ich kam ja aus der Pkw-Produktion, und war daher besonders beeindruckt von der Komplexität im Karosseriebau beim Sprinter hier in Düsseldorf und von dem. was die Mannschaft leistet. Verschiedene Radstände, verschiedene Fenstervarianten, die Vielfalt ist enorm. Es gibt alleine nahezu 700 unterschiedliche Rohbauvarianten. Beim Pkw ist die Zahl deutlich geringer. Diese Variantenvielfalt ist im Transporterbau wohl weltweit einmalig und extrem anspruchsvoll.

Wie hoch ist die Auslastung im Düsseldorfer Werk aktuell?

Willy Wir fahren aktuell unter Voll-Last, also im Dreischichtbetrieb, teilweise bis zu sechs Tage in der Woche wird produziert, also auch am Wochenende. Notwendige Instandhaltungsmaßnahmen müssen wegen des laufenden Betriebs zusätzlich am Sonntag erledigt werden. Dieses Programm ist eine extreme Herausforderung für alle Bereiche. Zurzeit produzieren wir 725 Sprinter pro Tag, mehr geht derzeit nicht. In der letzten Nachtschicht des Jahres bin ich durchs Werk gegangen und habe mich bei den Mitarbeitern für den enormen Arbeitseinsatz bedankt.

Was ist für das laufende (Jahr) am Standort in Düsseldorf geplant?

Willy Wir haben im vergangenen Jahr etwa 136 Millionen Euro in das Düsseldorfer Werk investiert. Dieses Jahr werden es sogar rund 180 Millionen Euro sein, allein über fünf Jahre verteilt kommen wir auf rund eine halbe Milliarde Euro Investitionen für Düsseldorf.

Was sind von dieser Summe Ersatzinvestitionen?

Willy Etwa zwei Drittel fließen in das neue Produkt, die nächste Generation des Sprinter, die noch vor Ende des Jahrzehnts an den Start geht. Wann genau, werden wir in den nächsten Monaten bekanntgeben können. Das restliche Drittel sind Ersatz- oder Modernisierungsinvestitionen.

Bislang liefen in Düsseldorf auch die Transporter vom Typ Crafter im Auftrag von Volkswagen vom Band. Wann läuft die Produktion aus, VW hat ja ein eigenes neues Werk in Polen dafür gebaut?

Willy Im Dezember 2016 ist bereits der letzte VW Crafter bei uns vom Band gelaufen.

Welchen Anteil hatte die Lohnfertigung für VW an der Produktion?

Willy Etwa ein Viertel der Gesamtproduktion. Aber auch ohne die VW-Aufträge ist das Werk mit den Mercedes Sprintern voll ausgelastet.

Sie hatten mit dem Betriebsrat wegen der Verlagerung der Produktion für den US-Markt nach Charleston in South Carolina den Abbau von 650 Stellen vereinbart. Wie weit sind Sie?

Willy Das neue Werk in Charleston befindet sich ja noch im Aufbau. Der Personalrückgang ist ja auch ein langfristiger Prozess über viele Jahre hinweg. Aktuell haben wir rund 6500 Mitarbeiter im Werk, gut 1000 davon in der Verwaltung. Düsseldorf wird auch für den neuen Sprinter das Leitwerk für alle Standorte.

Wie gestalten sich die Investitionen konkret?

Willy Ein Beispiel ist die Halle 104, eine unserer ältesten. Sie erhält eine teilautomatisierte Montageanlage für Türen. Laser vermessen die Türrahmen, dann wird verschraubt. Mehr als 200 Tonnen Stahl wurden bereits verbaut. Ein anderes gutes Beispiel ist unser Projekt "Papierlose Fabrik". Wir arbeiten heute mit Bildschirmen und sparen allein dadurch sieben Millionen Blatt Papier pro Jahr.

Wie kann es sein, dass ein Viertel der Produktion durch VW weggebrochen ist, und Sie dennoch gleich viel produzieren?

Willy Aufgrund der laufenden Umbauten und Modernisierungsmaßnahmen für die nächste Generation des Sprinter haben wir in diesem Jahr insgesamt zwölf Wochen Blockpause, verteilt auf den Januar, die Oster- und Sommerferien sowie Weihnachten. Eine dieser Wochen nutzen wir für die Weiterbildung unserer Mitarbeiter. Die verlängerten Werksferien können unsere Mitarbeiter übrigens größtenteils durch zuvor geleistete Arbeitsstunden, die auf ihren Zeitkonten gutgeschrieben wurden, ausgleichen.

Ihr Werk feiert bald ein Jubiläum, wie werden Sie dieses begehen?

Willy Wir feiern 55 Jahre Transporterproduktion von Mercedes-Benz in Düsseldorf. Wir haben das ganze Jahr über Aktionen geplant. Ich möchte nicht zu viel verraten, aber zu diesem Jahrestag erhält etwa jeder unserer Mitarbeiter, passend zu einem solchen Anlass, ein Stück Geburtstagskuchen geschenkt.

Für den Export in die USA zerlegen Sie Fahrzeuge, warum, wie und wo?

Willy Um keine Importzölle, die sogenannte Chicken Tax, in den USA zahlen zu müssen, werden die Fahrzeuge im so genannten "Semi-Knocked-Down-Verfahren" bei einem Partner im Düsseldorfer Hafen in Komponenten zerlegt und dann in den USA wieder montiert.

THORSTEN BREITKOPF FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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