Streiks am Flughafen Danke für den Wahnsinn, Verdi!

Düsseldorf · Unser Kollege Stefan Weigel wollte am Donnerstag von Düsseldorf nach Hamburg fliegen. Dies ist seine Geschichte.

Streik am Flughafen: So warten die Fluggäste in Düsseldorf
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So warten die Fluggäste in Düsseldorf beim Streik

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Um 20.45 Uhr soll mein Flug nach Hamburg starten. Einer der wenigen Flüge, die Germanwings nicht gestrichen hat. Wegen des Streiks hatte der Flughafen geraten, ausreichend Zeit einzuplanen. (Was heißt ausreichend, lieber Flughafen?)

Um 17.45 Uhr bin ich jedenfalls da. Allerdings nicht allein. Bordkarte habe ich schon auf dem Handy und nur Handgepäck, also stelle ich mich in die kürzere der beiden Schlangen. Ein Fehler, wie sich bereits eine Stunde später herausstellt.

Eine Frau bekommt einen Schreianfall, brüllt die Sicherheitsleute an, sie stehe schon seit drei Uhr in verschiedenen Schlangen. Hilft ihr aber auch nicht.

Die Umstehenden versuchen sich in Landesgruppen zu organisieren: Spanier, Engländer, Dänen. Zwei Österreicher mokieren sich, wie schlecht der Flughafen organisiert sei. Ausgerechnet die Österreicher! Bittschön! Recht haben sie aber. Auf Lautsprecherdurchsagen verzichtet der Flughafen völlig. Vermutlich mit derselben Begründung wie die Deutsche Bahn, wenn beim Streik die Anzeigetafel abgeschaltet wird: Das würde die Menschen nur verwirren.

 #Geisteszustand

#Geisteszustand

Foto: Stefan Weigel

Stattdessen ruft ein Männlein mit einem Megaphon Flugnummern in die Menge. Leider verstehe ich kein Wort. Als ich ihn frage, wie es mit meinem Flug nach Hamburg aussieht, bekommt er ein ganz mitleidiges Gesicht und sagt, dass ich in dieser Schlange keine Chance hätte. Ich solle mal schnell zum Meetingpoint gehen. Hä? Welcher Meetingpoint? Beim Germanwings-Schalter! Ah. Gute Info!

Also raus aus der Schlange und zum Meetingpoint. Toll da. Schön leer. Außer mir haben noch etwa sieben oder acht andere Fluggäste hierher gefunden. Eine nette Frau bittet uns alle, unser Handgepäck aufzugeben, damit es an der Sicherheitskontrolle schneller geht. Klingt logisch! Ich gebe mein Köfferchen auf.

Um 19 Uhr soll uns jemand aufsammeln und zur Sicherheitskontrolle bringen. Sauber. Endlich entspannen. Um 19.30 Uhr kommt eine nette Frau und sagt, sie sei gerade an der Sicherheitskontrolle gewesen. Wahrscheinlich würde das heute nichts mehr. Wir sollten besser versuchen, unser Ziel anders zu erreichen. Witzig.

Einen Zug könnte ich noch kriegen. Theoretisch. Wenn ich nicht vor einer halben Stunde mein Handgepäck aufgegeben hätte. Die Hotels in Düsseldorf seien leider auch ausgebucht. Sehr witzig. Ich könnte einfach wieder nach Hause fahren. Theoretisch. Wenn der Autoschlüssel nicht in meinem Handgepäck wäre. Und der Hausschlüssel.

Um 19.45 Uhr kommt ein sehr netter Mann, hält einen Zettel hoch mit unserer Flugnummer und sagt, er bringe uns jetzt zur Sicherheitskontrolle. Aus lauter verzweifelten Menschen wird auf einen Schlag eine gut gelaunte Reisegruppe. Um 20 Uhr sind wir durch die Sicherheitsschleuse, um 20.15 Uhr am Gate. Alles wird gut. Bis auf die Tatsache, dass kein Flugzeug da ist. Aber auch das kommt noch. Um 21.25 Uhr sitzen wir in einem nicht einmal halb gefüllten Flugzeug und eine nette Frau sagt: "Boarding completed." Ein toller Tag. Danke, Verdi!

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