Eurovision Song Contest 2011 Darum ist Düsseldorf die richtige Wahl

Düsseldorf · Das Geheimnis ist gelüftet, der Gewinner ist Düsseldorf: Die Landeshauptstadt von NRW ist Austragungsort für den Song Contest 2011. Lena wird ihren Titel damit am Rhein verteidigen. Für Düsseldorf ist die Entscheidung ein Gewinn, doch auch der NDR, Organisator des europäischen Musik-Großereignisses, wird vom Zuschlag für das Rheinland profitieren.

Eurovision Song Contest 2011: Darum ist Düsseldorf die richtige Wahl
Foto: dapd, dapd

Experten waren sich schon vor Wochen einig, dass Düsseldorf eine gute Wahl für den Song Contest sei. Die Stadt biete das beste Gesamtpaket, hieß es. Am Dienstag haben die Intendanten der Sendeanstalten dieser Einschätzung recht und Düsseldorf nach langer Hängepartie grünes Licht gegeben.

Düsseldorf, das sind von außen betrachtet vor allem Vorurteile. Da wären Klischees wie: Düsseldorf ist reich, oberflächlich, besteht aus Königsallee, Altstadt und ein paar angrenzenden Straßen, auf denen man stets im Stau steht.

Die Stadt ist Shopping-Meile und "längste Theke der Welt", Handy-Kapitol durch Vodafone, das einen riesigen Campus in Heerdt baut, Modestadt mit großen Messen, einem Flughafen, einer riesigen Kirmes und einem zum Lifestylezentrum umgebauten Hafen. Und Düsseldorf steht für den Karneval, eine Zeit, in der die Einwohner tageweise fröhlich durchdrehen und sich und das Leben bunt verkleidet auf den Straßen der Stadt feiern.

Wie jedes Vorurteil haben auch diese Klischees einen gewissen Wahrheitswert. Dennoch sind sie sehr oberflächlich. Denn Düsseldorf hat deutlich mehr zu bieten. Vor allem für den Song Contest:

Die Arena

Für die Stadt am Rhein sprachen viele Aspekte. So ermöglicht die Multifunktionshalle den Organisatoren einen "Open Air"-Gesangswettbewerb. Besonders rund um den Termin Mitte Mai ist das Wetter kaum vorherzusagen. Durch die variable Dachkonstruktion der Esprit-Arena kann nun ein Contest unter freiem Himmel geplant werden. Sieht es am 14. Mai, dem Tag der Veranstaltung, nach Regen aus, wird das Dach kurzfristig geschlossen.

Außerdem bietet die Arena ein eigenes Hotel, in dem Beteiligte des Gesangswettbewerbs untergebracht werden können. Das Hotel der Tulip-Kette bietet neben 288 Zimmern einen 2150 Quadratmeter großen Fitnessbereich.

Die Nähe zum Messegelände garantiert zudem vielseitige Möglichkeiten, um Journalisten und Sendeanstalten aus aller Welt unterzubringen. Ein direkter Anschluss an die "RheinHalle", die Messehalle 6, ermöglicht reibungslose Abläufe. Zwar ist die Messe "Interpack" zeitgleich über das gesamte Messegelände verteilt, eine kurzfristige Einigung zugunsten des Song Contests ist jedoch nicht ausgeschlossen.

Denn schon Wochen vor der Entscheidung hatte auch Fortuna Düsseldorf seine Kooperation signalisiert. Der Fußball-Zweitligist zieht für sechs Wochen an seine Heim-Spielstätte am Flinger Broich, um Auf- und Abbauarbeiten in der Arena zu ermöglichen. Damit setzte Düsseldorf ein Zeichen und signalisierte dem Veranstalter, dass man in der Landeshauptstadt für Großprojekte an einem Strang zieht.

Die längste Theke der Welt

Doch auch abseits des Gesangs bietet Düsseldorf seinen Besuchern viele Möglichkeiten. Schon rund sechs Wochen vor dem Wettbewerb werden die Gäste nach Deutschland strömen. Die Vorausscheidungen und Sondersendungen zum Contest werden aus der Gastgeberstadt gesendet. Düsseldorf präsentiert sich den Kamerateams in der Altstadt auch nach Feierabend als Ausgeh- und Genussstadt.

In der polyglotten Altstadt haben sich im Laufe der Jahre mehr als 260 Kneipen, Lokale, Pubs, Bars, Diskotheken und Restaurants auf engem Raum angesiedelt. Düsseldorf ist über die Landesgrenzen hinaus als die "längste Theke der Welt" bekannt. Dazu gehören die Hausbrauereien, die edlen Restaurants und die primitiven Wurstbuden. Angesiedelt haben sich Japaner, Koreaner, Türken, Skandinavier, Brasilianer, Amerikaner und viele weitere Landsleute.

Schon wegen der damit verbundenen Erfahrungen im Umgang mit dem vermeintlich Fremden gelten Düsseldorfer auch ohne das eine oder andere Altbier im Bauch als äußerst weltoffen und herzlich. Sorge vor nordischer Zurückhaltung oder süddeutscher Deftigkeit beim Umgang mit seinen Gästen brauchten die Veranstalter in Düsseldorf also nicht zu haben.

Eine Entscheidung auch für Lena

Vor allem aber ist die Entscheidung für das Rheinland als taktischer Schachzug zu sehen: Lena kann in ihre Kölner Wohnung einziehen. So hat sie eine kurze Anfahrt, fühlt sich heimisch und kann sich voll auf die Titelverteidigung konzentrieren. Zudem bekundete auch ihr Mentor Stefan Raab schon nach seinem Gastspiel mit der "TV Total Stock Car Crash Challenge" vor zwei Jahren in der Arena, dass er Düsseldorf durchaus schätze.

Doch nicht nur Lena feiert ein Heimspiel: Grand-Prix-Experte Hape Kerkeling lebt seit 24 Jahren in der Landeshauptstadt. Der Komiker gilt nicht nur als ausgewiesener Kenner des Contests, sondern kann sein Wissen direkt als Moderator einbringen. Kerkeling übernahm in diesem Jahr auch von der Hamburger Reeperbahn aus die Punktevergabe für Deutschland.

Düsseldorf ist Musik-Stadt

Doch auch musikalisch hat Düsseldorf im Laufe der Jahre in vielen Sparten Erfahrungen gesammelt: Die Punkband "Die Toten Hosen" kommt ebenso vom Rhein, wie Schlagerstar Heino oder Rockröhre Doro Pesch. Auch Marius Müller-Westernhagen ist echter Düsseldorfer. Er stammt aus dem linksrheinischen Düsseldorf-Heerdt. Zudem startete "Kraftwerk" eine internationale Karriere und der "Ratinger Hof" galt über viele Jahre als Wiege großer Musik-Talente.

Perfekte Verkehrsanbindung

Und zu guter Letzt kann Düsseldorf seine Besucher nach dem Musik-Wahnsinn auch problemlos wieder in die Heimat entsenden: Nicht nur die ICE-Anbindung sondern auch der Flughafen garantieren einen reibungslosen Transport in die Heimat. Der Airport hat eine Kapazität von bis zu 22 Millionen Passagieren pro Jahr.

Düsseldorf ist einfach Düsseldorf

Doch vor allem ist Düsseldorf einfach anders. Ob echtes "Düsseldorfer Original", Besitzer einer der beliebten Hausbrauereien der Stadt, Karnevalsprinz oder unauffälliger Ureinwohner: Sie alle sind Teil einer herzlichen Stadt, die sich auf die Besucher aus aller Welt freut. Sie sind Teil eines Gesamtkunstwerks, das als einzige Großstadt des Landes den Zusatz "Dorf" in seinem Namen trägt. Und — das können die Besucher im Mai 2011 selber erleben — wahrlich keines ist.

(born)
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