Düsseldorf Das gelungene Ökodorf-Experiment

Düsseldorf · Die Öko-Siedlung in Unterbach feiert heute ihr 25-jähriges Bestehen. Am Anfang stand die Idee, gemeinsam und ökologisch zu bauen. 30 Häuser entstanden. Und etwas ganz Seltenes, ganz Wunderbares: echte Gemeinschaft.

 Die sogenannten Bürgermeister der Ökosiedlung in Unterbach: Michael Braun und Karin Grunwald.

Die sogenannten Bürgermeister der Ökosiedlung in Unterbach: Michael Braun und Karin Grunwald.

Foto: Andreas Endermann

Sie wurden nicht gerade ausgelacht, dafür war man Ende der Achtziger Jahre schon zu weit. Vielleicht weiter als heute, denn die Errichtung des Ökodorfes in Unterbach wäre 2014 so wohl nicht mehr möglich. Das glauben zumindest die Bewohner der 30 Häuser. "Man braucht sich ja nur mal anzugucken, was mit dem ehemaligen Rewe-Gelände passiert. Das entwickelt Hochtief, und so geht es mit den meisten Bauflächen in der Stadt", sagt Michael Braun, einer von zwei sogenannten Bürgermeistern des Ökodorfs.

Es waren andere Zeiten, als sie vor mehr als 25 Jahren über gemeinsames Bauen, Wohnen und Leben nachdachten. Ende der achtziger Jahre zogen Familien ins Umland der Großstädte, Düsseldorf verlor sie, die Einwohnerzahl sank. Deshalb war man im Rathaus auch heilfroh, als Braun und seine Mitstreiter nach einem Grundstück fragten, um eine ökologische Siedlung zu errichten. Düsseldorf schrumpfte, ökologisches Bauen war auch ein Imagegewinn für die Stadt, in Unterbach fand sich schnell ein Platz für die 30 Häuser.

Wer heute durch die Siedlung läuft, spürt schnell den eigenen Charakter. Eng stehen die Häuser zusammen, sie sind sich alle ähnlich, aber keines gleicht dem anderen. Die Dächer sind grün vom Gras, die Wege zwischen den Häusern gepflastert, versiegelte Böden gibt es nicht. Üppig wächst das Grün, sowohl in den Privatgärten als auch auf dem Gemeinschaftsgrund. Die Häuser scheinen niedrig, ein bisschen erinnern sie an Hobbithöhlen im Herrn der Ringe, innen ist es warm und gemütlich.

"Die Häuser waren billiger als konventionell gebaute Häuser", sagt Braun. Viele Fertigteile wurden verwendet, die Bauherren traten als Gemeinschaft auf und bekamen so Rabatte. Zwischen den 30 Parteien gibt es einen Gemeinschaftsvertrag, alles ist klar geregelt und wird in den regelmäßig stattfindenden Gemeinschaftstreffen entschieden. Streit gab es natürlich trotzdem. "Doch irgendwie hat man immer wieder zusammengefunden." Der Ärger verrauchte, was aber blieb, war eine Gemeinschaft, die sich unterstützte, etwas unternahm, Feste feierte. So etwa jedes Jahr am Ende der großen Ferien, wenn alle auf dem kleinen Gemeinschaftsplatz in der Siedlung zusammenkamen und Pasta aßen, Wein tranken, den Urlaub ausklingen ließen.

Das machen sie auch heute noch, nach 25 Jahren. Manche von ihnen sind weggezogen, manche krank geworden, manche auch gestorben. Die Kinder sind inzwischen aus dem Haus, stattdessen laufen schon Enkelkinder durch die Siedlung, von Haus zu Haus, sie müssen keinen Verkehr fürchten.

Es gibt welche, die sind auf die Hilfe ihrer Nachbarn angewiesen - das Alter. Vor ein paar Jahren, als die beiden Heizungen, die die Siedlung versorgen, ausgewechselt werden mussten, veränderten sie den Gemeinschaftsvertrag um ein paar Punkte. Es gibt auch Bewohner, die eher unter sich bleiben. Das ist kein Problem, das wird respektiert. Es gibt nicht mehr soziale Kontrolle als in anderen Siedlungen, wer zwei Autos oder einen SUV hat, wird nicht scheel angesehen. Doch sie haben sich den Geist von damals erhalten. Als das Gemeinschaftshaus nun renoviert werden musste, haben alle entsprechend ihrer Möglichkeiten mitgearbeitet. Hier finden Tanzkurse statt, Yoga-Gruppen treffen sich, es wird gemeinsam gekocht. Und gefeiert. Geburtstage vor allem.

(RP)
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