Düsseldorf Das Kollektiv macht dicht

Düsseldorf · Die Kneipe "Butze" an der Weißenburgstraße wurde von einem Team gleichberechtigter Gründer aufgebaut und hatte viele Fans. Trotzdem schließt sie nun zum 31. Dezember und sucht Interessenten für die Räume.

 So sieht ein typischer Abend in der "Butze" aus: Gäste unterschiedlichen Alters treffen sich zu entspannten Gesprächen bei Bier oder Schorle.

So sieht ein typischer Abend in der "Butze" aus: Gäste unterschiedlichen Alters treffen sich zu entspannten Gesprächen bei Bier oder Schorle.

Foto: Anne Orthen

Es war ein besonderes Experiment - ob es nun gescheitert ist, nur weil es nach drei Jahren endet, liegt wohl auch im Auge des Betrachters. Die Eckkneipe "Butze" an der Weißenburgstraße in Derendorf war Ende 2014 von elf Gründern - und ganz ohne Chef - gemeinsam als "Kneipen-Kollektiv" eröffnet worden. Zum 31. Dezember schließt sie, zum Abschied gibt es eine Silvester-Feier. Danach werde man noch für einzelne Veranstaltungen öffnen, teilten die Betreiber am Wochenende auf ihrer Facebook-Seite in einem ausführlichen Statement mit. Am Ende blieb offenbar doch zu wenig Gewinn übrig, um den Betrieb auf Dauer aufrechtzuerhalten. Für ein persönliches Gespräch war gestern niemand zu erreichen.

"Um das gleich vorneweg zu sagen: Es liegt nicht an euch", schreiben die Betreiber in ihrer umfassenden und sehr persönlichen Stellungnahme und betonen: "Unsere Gäste sind die Besten. Von Beginn an und bis heute sind wir unterstützt worden." So habe das "Butze"-Team von Beginn an viel Hilfe von Menschen gehabt, die nicht nur in der Kneipe aßen und tranken, sondern beispielsweise auch bei Renovierungsarbeiten halfen. "Ihr wart immer großzügig und geduldig mit uns, seid immer wieder gekommen und habt neue Leute mitgebracht", so das Statement.

Dennoch sind es letztlich offenbar die schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen, die den Weiterbetrieb der "Butze" unmöglich machen. Pleite sei man zwar nicht, betonen die Verfasser des Statements. Aber: "Wir machen zu wenig Umsatz, um alle Kosten ausreichend zu decken. Wir sparen dies an unseren Löhnen ein, indem wir uns unsere Arbeitsstunden nicht voll auszahlen." Fazit: Als Ort sei die Butze ein echter Erfolg, "aus betriebswirtschaftlicher Sicht jetzt nicht so".

Die "Butze" hatte mit ihrem Konzept versucht, ganz unterschiedliche Gäste anzusprechen. "Wir wollten kein Fremdkörper in der Nachbarschaft sein oder nur hippe Kundschaft anziehen", hatte Mit-Gründerin Sabine Reimann es formuliert. Die rein vegane Speisekarte zog eine Kundschaft mit bewusster Konsum-Einstellung an, jede Altersgruppe war willkommen, und wenn am Wochenende der "Tatort" lief oder die Fortuna spielte, war der Laden oft voll.

Nun suchen die Betreiber einen Nachfolger für ihre Kneipe, sind nach eigenen Angaben schon mit Interessierten im Gespräch. "Wenn ihr ernsthaft eine schöne Kneipe kaufen möchtet, meldet euch also schnell." Und trotz der bevorstehenden Schließung klingt es auch in dem Beitrag der Gründer so, als ob sie das Experiment insgesamt nicht als komplett gescheitert betrachten: "Zusammenarbeiten ohne Chefs funktioniert prima, können wir nur empfehlen", sagen sie: "Und ein bisschen stolz auf uns sind wir trotz allem schon."

(RP)
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