Schäfer in Düsseldorf fordern Weideprämie Das Meckern der Lämmer

Düsseldorf · Die Schäfer wollen eine Weideprämie. Morgen überreichen sie am Landtag eine Petition. Knapp 6000 Schafe gibt es in der Stadt.

 Die Schafe auf den Rheinwiesen vor Oberkassel sind essenziell für den Schutz der Deiche, sagen die Schafshalter und fordern eine Weideprämie.

Die Schafe auf den Rheinwiesen vor Oberkassel sind essenziell für den Schutz der Deiche, sagen die Schafshalter und fordern eine Weideprämie.

Foto: Maja Hitij

Vor zwölf deutschen Landtagen wollen morgen die Berufsschäfer demonstrieren. Ausgerechnet vor dem Landtag des größten und mit Abstand industriellsten Bundeslandes weiden idyllisch Hunderte Schafe, nur getrennt vom großen Strom, dem Rhein.

Wenn Christina Schulze Föcking, die NRW-Landwirtschaftsministerin, die Unterschriften einer Petition des Bundesverbands Berufsschäfer morgen entgegennimmt, dann braucht sie nur aus dem Landtag über den Rhein schauen, und sieht genau jene Schafe. 120.000 Menschen haben diese Petition unterschrieben.

Die Sorge der Berufsschäfer: "Unsere Mitglieder können von der Schafhaltung wirtschaftlich einfach nicht mehr leben", sagt Andreas Schenk vom Bundesverband der Berufsschäfer. Das Geschäftsmodell Schafhaltung funktioniert angesichts der aktuellen Marktpreise nicht mehr.

Die Branche erwartet ein massenhaftes Schäfereiensterben. Die Preise für die Wolle decken laut Schenk in der Regel nicht mal die Kosten für das Scheren. Was bleibt, ist der Marktpreis für Lammfleisch, und der sei zu niedrig, sagt der Verband.

Deshalb fordert er nun eine so genannte Weidetierprämie. Die soll Schäfer für ihre gesellschaftlichen Leistungen entlohnen und dem Beruf eine Zukunft geben. In 22 anderen europäischen Mitgliedstaaten werden jährlich rund 500 Millionen Euro an Weidetierprämien für Schafe und Ziegen gezahlt. Nur nicht in Deutschland. "Statt auf die Entlohnung der öffentlichen Leistungen von Landwirten setzt die Bundesregierung auf Marktorientierung und Export", beklagt Schenk.

Die Bundesregierung kann die Weidetierprämie bereits 2019 einführen. Es genügt eine Mitteilung an die Europäische Kommission bis zum 1. August 2018. Eine Entscheidung dazu könnte bereits auf der Agrarministerkonferenz von Bund und Ländern fallen, die vom 25. bis 27. April in Münster stattfindet.

Die Schäfer begründen den Ruf nach einer Weideprämie mit der Naturschutz-Aufgabe, die sie übernehmen, für die sie aber meist nicht entlohnt werden. "Die Schafe am Rheindeich verfestigen das Erdreich, schwereres Vieh würde es zerstören", sagt Schenk.

Gleichzeitig düngen sie die Deichwiesen, verhindern, dass Bäume dort wachsen, die den Deich mit ihrem Wurzelwerk zerstören würden. "Mit keiner Maßnahme kann man etwa Düsseldorfs Deiche oder bestimmte Naturschutzgebiete besser schützen als mit Schafen", sagt Schenk.

Das sieht Gerd Thörner ähnlich. Der pensionierte Arzt hält in der Nähe von Hubbelrath etwa 80 Schafe der Rasse Skudden, eine der ältesten deutschen Hausschafrassen, die vom Aussterben bedroht ist. Thörner hält die Herde nur aus Hobbygründen. Aber er bestätigt, dass Schafhaltung wirtschaftlich in Deutschland praktisch nicht mehr betrieben werden kann.

Die Vorschläge des Verbands hält er für sinnvoll. Anders könnten bestimmte ökologisch wertvolle Flächen oder Heidegebiete gar nicht erhalten werden. "Die Weideprämie ist zwingend erforderlich", sagt Thörner. Auf seinem Hof in der Nähe von Hubbelrath grasen die Skudden unter einer Streuobstwiese. "Einst war das Ackerland, jetzt ein Naturidyll."

Die Petition wird am Mittwoch um 11 Uhr am Landtag übergeben.

(tb)
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