Düsseldorf Das Phänomen Porno Al Forno

Düsseldorf · Im Jahr 2000 wurde die Partyband Porno Al Forno gegründet. Die Musiker gelten als die größten Verkleidungskünstler der Stadt.

 Porno Al Forno im maßgeschneiderten Wrestling-Outfit (v.l.n.r.): Greg Gardena (Sänger), Peer Plexx (Keyboard), Fox (Gitarre), Bobaus Texas (Gitarre), Manni Montana (Sänger), Mikko Leandros (Schlagzeug) und Terry Tabasco (Bass).

Porno Al Forno im maßgeschneiderten Wrestling-Outfit (v.l.n.r.): Greg Gardena (Sänger), Peer Plexx (Keyboard), Fox (Gitarre), Bobaus Texas (Gitarre), Manni Montana (Sänger), Mikko Leandros (Schlagzeug) und Terry Tabasco (Bass).

Foto: Porno Al Forno

Es gibt Bands, die es nur in Düsseldorf gibt. Beatlesons, Fischgesichter und Porno Al Forno. Während die anderen im Haus der Jugend und auf Straßenfesten zu verorten sind, hat sich Porno Al Forno als Partyband etabliert, die selbst große Kirmeszelte in veritable Sauna-Clubs verwandelt.

Im Dezember steht sie bei ihrem traditionellen Düsseldorfer Weihnachtskonzert wieder vor 1500 Fans auf der Bühne. "Wenn wir auf der Bühne Spaß haben, schwappt das immer aufs Publikum über", sagt Mikko Leandros, einer der sieben Musiker - der aber natürlich eigentlich ganz anders heißt.

Wenn man über das Phänomen Porno Al Forno sinniert, muss man zuerst über ihre bunten Bühnenklamotten sprechen. Die Band arbeitet mit der Schneiderin Simone Zenger aus Oberkassel zusammen, die sonst auch Hochzeitskleider maßanfertigt. Anzüge von der Stange? Nichts für Porno Al Forno. Jedes Jahr kommt ein weiteres Kostüm hinzu, zuletzt ein mexikanisches Wrestling-Outfit. Und das ist gar nicht so einfach, weil die Körpergrößen der sieben Musiktiere zwischen 1,68 und 1,86 Metern variieren.

Ja, die Liebe zum Detail beschert ihnen viele Schwierigkeiten. Zu jedem Konzert transportieren sie 14 schwer behangene Kleiderhaken. Die Veranstalter müssen ihnen inzwischen garantieren, dass ein Ganzkörperspiegel bereit steht.

Man könnte auch sagen: Porno Al Forno sind ein Hybrid aus Guildo Horn, Deichkind und den Roten Rosen, jener Combo, die seinerzeit von den Toten Hosen erschaffen wurde, um Schlageraffen in Schlaghosen zu entlarven. Sie sind bestimmt keine dieser Coverbands, die "It´s Raining Man" und "I Will Survive" nachspielen.

"Wir nehmen lieber die B-Seite", sagt Mikko Leandros. Warum das so ist, zeigt der Blick in die Historie der Verkleidungskünstler. Porno Al Forno entstand aus den Überresten der Punk-Rock-Band Axel Sweat. Im aktuellen Programm finden sich gitarrenlastige Stücke von Blur, Green Day oder Turbonegro, die aber alle umarrangiert wurden und oft erst nach einigen Takten zu erkennen sind. Der Begriff "Coverband" steht bei ihnen auf dem Index.

Hin und wieder haben es Porno Al Forno auch über die Stadtgrenzen hinaus geschafft, aber immer von Düsseldorf aus. Als Robbie Williams in der Philipshalle spielte, fuhren sie einfach mit einer Stretch-Limo vor dem Eingang vor. Sie hatten einen Kameramann dabei, der sich als ihr arroganter Manager ausgab und zu den Security-Leuten sagte: "Ich habe die Band im Auto." Natürlich waren die Musiker wieder knallbunt verkleidet und schafften es tatsächlich bis kurz vor den Backstage-Raum. Später sahen sie auf der offiziellen Tour-DVD, wie Robbie Williams mit seinem Tourmanager über einen "Zwischenfall mit Typen in Kuhfellmänteln" spricht. Sie hatten Blut geleckt.

Als der Eurovision Song Contest in Düsseldorf stattfand, verkleideten sie sich kurzerhand als "45. Teilnehmer", verkörperten die osteuropäische Gruppe "Molvanian Hairline" - es wurde ein großer Erfolg. Sie spielten 16 Konzerte in einer Woche, waren die letzte Live-Band, die die ARD live aus Düsseldorf zeigte, bevor Anke Engelke und Stefan Raab das europäische Spektakel eröffneten. So viel gut gemachter Glamour "Made in D-dorf" war selten im Ersten Deutschen Fernsehen zu sehen, aber "Molvanian Hairline" zogen sich wieder in den Proberaum zurück.

Das Schwierigste ist immer wieder, sagt Mikko Leandros, sieben Mitglieder unter einen Hut zu kriegen. Die Musiker sind zwischen 40 und 50 Jahre alt, haben ganz normale Berufe - ihre bürgerlichen Existenzen geben sie aber nicht preis. Deshalb besitzt auch jeder von ihnen eine maßgeschneiderte Biographie, passend zum Künstlernamen. Mikko Leandros firmiert als professioneller Tennislehrer aus Mexiko-City.

Und so spielen sie bald im 15. Jahr auf der großen Kirmes in Oberkassel und vor Weihnachten steigt wieder ihre "Horny-XXXMAS-Party". Mit dem vorweihnachtlichen Spektakel waren sie schon fast überall in Düsseldorf zu Gast. Manche Konzertbühne haben sie sogar überlebt, etwa den Hafen-Club Harpune, die Großdisko 3001 oder das Tor 3. Sie haben dem Flughafen-Hangar genauso eingeheizt wie dem Club Bohème, und am 20.12. kehren sie ins Stahlwerk zurück. Was noch ein Ziel wäre? "Einmal im ISS Dome spielen", sagt Mikko Leandros, "damit wir die Stadt bald komplett haben."

(RP)
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