Düsseldorf Das Sondergrab der Toten Hosen

Düsseldorf · Der verstorbene Manager der Toten Hosen, Jochen Hülder, wird am Samstag in der Grabstätte der Band auf dem Südfriedhof beigesetzt. Für Hinterbliebene ist eine solche Anlaufstelle für die Erinnerung sehr wichtig.

 Hosen-Chauffeur Uwe Faust war der Erste, der auf dem Grabfeld der Toten Hosen auf dem Südfriedhof beerdigt wurde. "You'll never walk alone" steht auf dem Stein, die Fußball-Hymne erklingt am Ende der Hosen-Konzerte.

Hosen-Chauffeur Uwe Faust war der Erste, der auf dem Grabfeld der Toten Hosen auf dem Südfriedhof beerdigt wurde. "You'll never walk alone" steht auf dem Stein, die Fußball-Hymne erklingt am Ende der Hosen-Konzerte.

Foto: Endermann

Es wird eine der großen Düsseldorfer Beerdigungen dieses Jahres: Am Samstag findet die Trauerfeier für Jochen Hülder statt, danach folgt die Beerdigung. Anschließend trifft sich die Trauergemeinde zum Beisammensein in einem Restaurant in Flingern. Der im Alter von 57 Jahren an Magenkrebs verstorbene Manager der Toten Hosen wird auf dem Südfriedhof beigesetzt. Die Toten Hosen waren und sind eine Familie, und da ihr Umgang mit den Themen Zeit und Tod nicht defensiv ist, verfügen sie auch über die Fähigkeit zu trauern. "Bis zum bitteren Ende" ist ein Trinklied, aber nicht umsonst steht der Satz mottogebend auf der Hosen-Fahne. Campino, der den Tod seiner Mutter im Lied "Nur zu Besuch" verarbeitete, sagte nach dem Ableben des Hosen-Fahrers Uwe Faust: "Jetzt ist wohl klar, dass der Kauf des Grabfeldes auf dem Südfriedhof kein Scherz war." Uwe Faust wurde dort 2009 als Erster der Hosen-Familie bestattet, nun folgt Jochen Hülder.

 17 Grabstellen bietet das schlichte Feld (im Bild hinten), das die Düsseldorfer Band 2001 ankaufte.

17 Grabstellen bietet das schlichte Feld (im Bild hinten), das die Düsseldorfer Band 2001 ankaufte.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Die bewusste Trauerarbeit ist für die Hinterbliebenen sehr wichtig. Das erfahren die Profis des Bestattergewerbes immer wieder. "Wer keinen Ort hat, wo er gedenken kann, hat damit nicht selten später, wenn alles erledigt ist, ein Problem", sagt Claus Frankenheim, größter Bestatter in der Landeshauptstadt. "Immer wieder sitzen Menschen bei mir im Trauerseminar, weil der Verstorbene die anonyme Bestattung auf dem Rasengrabfeld wollte. Sie wissen nicht wohin."

Für Frankenheim ist deswegen die Beratung zu Lebzeiten entscheidend. Beispiel: Eine alte Dame habe die Familie mit der Pflege nicht belasten wollen und habe deswegen die anonyme Urnenbestattung gewollt. Die Kinder sollten keine Arbeit mit der Grabpflege haben, schließlich lebte eine der beiden Töchter in New York. Aber: Die Tochter ist einmal im Jahr in Düsseldorf. Also gab es noch einmal einen Termin mit Mutter und Tochter bei Frankenheim. Und siehe da: Die Tochter wünschte sich für die Mutter zumindest eine Grabplatte.

Die Kosten halten sich in Grenzen, und oft sind es die Nachkommen, die nicht über den Tod sprechen wollen. "Die Eltern sind oft realistischer als die Kinder." Dass die Rasengrabfelder Probleme bereiten, sagt auch Jörg Deter, bei der Stadt Abteilungsleiter für Friedhöfe. "Wir finden Kerzen und Rosen am Rand der Felder, wo die Namen auf der Tafel stehen, oder auf den Rasenflächen Vasen, die an irgendeiner Stelle in den Boden gesteckt wurden. Das zeigt, dass manche nicht glücklich sind mit der Entscheidung, die gefällt wurde."

Die Toten Hosen setzen sich für Flüchtlinge ein
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Foto: dpa, Britta Pedersen

Die Sondergrabstätte der Toten Hosen ist kein Einzelfall. Während die Band eine schlichte Lösung gewählt hat, gibt es andere Varianten. Eine Düsseldorfer Wirtschaftsgrößte kaufte in einer Sonderlage, wo höhere Gebühren fällig werden, gleich 30 Grabstellen, um dort nach dem Tod der Ehefrau eine bedeutende Stätte zu schaffen. Das Marmor-Monument musste mit Hilfe eines Krans, für den eigens die Wege befestigt wurden, aufgestellt werden. Möglich sind auch Patenschaften über historische Grabstätten, bei denen der Erhalt der Stätte mit der Bestattung dort einhergeht. Andere Menschen begegnen dem Verlust mit der Dauer des Gedenkens. Laufzeiten von Gräbern werden über 50, 60, zuweilen auch gleich über 120 Jahre abgeschlossen.

(RP)
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