NRW-Tag 2016 Düsseldorfer singen NRW ein Ständchen — auf Kölsch

Düsseldorf · Ein Baumgeschenk, eine Lichtshow, eine musikalische Zeitreise: Der NRW-Tag in Düsseldorf ist am Freitagabend mit guter Stimmung gestartet.

 70 Jahre jung ist NRW - und kein bisschen leise. Foto vom de Eröffnungs-Show.

70 Jahre jung ist NRW - und kein bisschen leise. Foto vom de Eröffnungs-Show.

Foto: Bretz, Andreas

Die "Landesmutter" habe ja schon immer gewusst, dass die Menschen in Nordrhein-Westfalen tolerant sind. "Wir haben schließlich auch einen Schwaben aufgenommen", konnte sich Hannelore Kraft bei ihrer Geburtstags-Laudatio einen augenzwinkernden Seitenhieb auf Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel, der gebürtiger Ellwanger ist, nicht verkneifen.

Ob Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin aber auch damit gerechnet hätte, dass tausende Düsseldorfer gestern Abend dicht gedrängt auf dem Burgplatz Land und Landeshauptstadt zum 70. Geburtstag ausgerechnet auf Kölsch ein Ständchen singen? Ganz wie die Kölner Mundart-Band "Brings" tanzten und feierten die Menschenmassen vom Schlossturm bis hinunter zur Mühlenstraße eine "Superjeilezick".

Ein spezielles, symbolisches Geschenk im Wald

Auch Kraft und Geisel hielt es in der ersten Reihe nicht auf den schwarzen Klappstühlen. Zum Doppel-Geburtstag war die unter großem Beifall empfangene Ministerpräsidentin nicht mit leeren Händen gekommen. Der Ahornbaum, "eine ganz spezielle, patentierte Züchtung", so Kraft, stehe zwar derzeit noch im Wald, sei aber ohnehin nur ein "symbolisches Geschenk", ein Dankeschön an Düsseldorf und seine Bürger.

Die können nun nach dem offiziellen Festakt vom Dienstag, bei dem unter anderem Prinz William und Bundeskanzlerin Angela Merkel zu den Gratulanten in der Tonhalle zählten, bis Sonntag ausgiebig feiern. Die größte Geburtstagsparty des Landes mit bis zu einer Million erwarteter Besucher und einem 100-seitigen Programmpaket startete gestern Abend so bunt und vielfältig, wie das Land selbst.

"Forever young" und der leuchtende Rheinkomet

Auf einer rund einstündigen musikalischen Zeitreise ging es mit einem 300 Mann starken XXL-Chor zurück durch sieben Jahrzehnte bewegende Geschichte. Vom "Steigerlied" der Bergleute als Sinnbild für Anstieg und Niedergang einer monostrukturierten Montanunion, bis zum strukturellen Wandel, intoniert durch Kraftwerks 78er-Erfolg "Model". Da stand Johannes Rau gerade mal am Anfang seiner 20-jährigen Schaffenszeit als Ministerpräsident.

Während die stimmgewaltige Show mit ihrem gleichnamigen Titel "Forever young" als Zugabe endete, wie sie begann, gab der Rheinturm um kurz vor 22 Uhr auch den optischen Startschuss zu den Feierlichkeiten. Die 56 zum Rheinkometen gebündelten Xenon-Schweinwerfer schossen unter den "Aaahs" und "Ooohs" der herbeiströmenden Rheinpromenadenflanierer einen imposanten Lichtkegel kerzengerade in den Nachthimmel, ehe sie sich langsam zu einem Fächer über die gesamte Stadt entfalteten. Das Licht-Spektakel ist auch noch aus über 100 Kilometer Entfernung zu bestaunen.

Party auf Marktplatz und beim Gourmet-Festival

Während auf dem Burgplatz die offizielle Eröffnung endete, ging es nebenan auf dem Marktplatz erst so richtig los. Das Rathaus und die in bunte Bänder gehüllte alte Kämmerei wurden zur Projektionsfläche für eine große Lasershow, deren Strahlen zur Musik im Wechsel über den stoisch auf seinem Pferd thronenden Jan Wellem hinwegzuckten.

Eine Spur mondäner ging es dagegen einige hundert Meter weiter beim Gourmet-Festival auf der Königsallee zu, wo selbst um Mitternacht das wahre Luxusgut nicht Schampus oder Austern, sondern Sitzplätze waren. Ob schlicht auf Bierbänken entlang des Kö-Grabens, stilvoll mit weiß eingedeckten Stühlen und Tischen unterm Pagodenzelt, oder aber zu Beats aus den Boxen im Lounge-Sessel — oft blieb aber nur ein Stehplatz.

NRW-Tag 2016: Jecken, Schützen und Gäste aus aller Welt beim Umzug
35 Bilder

Jecken, Schützen und Gäste aus aller Welt beim Umzug

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Dies galt insbesondere für die letzten hartnäckigen Pokémon-Spieler, die von der Girardet-Brücke weichen mussten, wo nun eine extra bewachte Brasserie ihre Zelte aufgeschlagen hat. Am Mittag mussten die Security-Mitarbeiter kurzzeitig eingreifen, als Kellner durch Spieler bei der Arbeit behindert wurden. Die größte Geburtstagsparty des Landes hat derweil mit all ihren Sinnen Fahrt aufgenommen: optisch, akustisch, und auch kulinarisch.

Am Samstagabend sollte eigentlich eine Tanzwette stattfinden. Zu der Wette wollten Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und der Düsseldorfer Oberbürgermeister Thomas Geisel (beide SPD) antreten. Sie wollten 728 Menschen zum Tanzen animieren - die Zahl entspricht dem Alter der Landeshauptstadt. Wettgegner ist der mehrfache Tanzweltmeister Michael Hull. Die Wette sollte um 18 Uhr auf der Wiese an der Reuterkaserne stattfinden. Die Aktion ist aber kurzfristig aufgrund der großen Hitze und mit Rücksicht auf die Gesundheit möglicher Teilnehmerinnen und Teilnehmer abgesagt worden. Das teilte der Pressedienst der Landeshauptstadt Düsseldorf mit.

(mg)
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